Mit 17 Jahren hatte Boyan Slat einen Traum: die Ozeane unserer Erde vom Plastikmüll zu befreien. Ein Mammutvorhaben, wenn man bedenkt, dass nach Schätzungen der Vereinten Nationen jährlich 6,4 Millionen Tonnen Müll im Meer landen! Ausschlaggebend war ein Urlaubserlebnis der betrüblichen Art. “Als ich in Griechenland tauchen war”, erklärt er gegenüber N.24, “wurde ich zum ersten Mal mit der Plastik-Belastung konfrontiert. Dort schwamm mehr Plastik als Fisch.” Besonders gefährlich, das weiß Boyan Slat, sind die mit bloßem Auge nicht erkennbaren Mikroüberreste von Plastik, die von Tieren, aber auch über die Nahrungskette vom Menschen aufgenommen werden.
Die Idee: schwimmende Fangarme
Also gründete er das Projekt „The Ocean Cleanup“, mit dem ehrgeizigen Ziel, innerhalb von zehn Jahren die Hälfte des Mülls aus den Ozeanen zu entfernen. Sein Plan: 24 schwimmende Filteranlagen an bestimmten Stellen in Atlantik, Pazifik und im Indischen Ozean. Die am Meeresboden fixierten Plattformen mit ihren schwimmenden, weit ausladenden Fangarmen nutzen die Meeresströmungen, um die Plastikteile in die Auffangvorrichtungen zu spülen.
Das Fundament: die Machbarkeitsstudie
Als Bojan Slat vor zwei Jahren mit seiner Idee an die Öffentlichkeit ging, taten Experten das Projekt als Träumerei ab. Im Gegenzug war die Resonanz im Netz groß. So gelang es ihm per Crowdfunding genug Geld zu sammeln, um eine Machbarkeitsstudie auf die Beine zu stellen. “Wir haben gerade erst ein Viertel der Machbarkeitsstudie durchgeführt“, schreibt er auf seiner Website.“ Erst danach können wir exakte Aussagen über die Realisierbarkeit machen.” Doch laut der ersten Ergebnisse, die jetzt präsentiert wurden, könnte das Ocean Cleanup-Projekt tatsächlich funktionieren. Keines der Probleme ist unlösbar, meint Bojan Slat euphorisch. Damit zielt er auf Befürchtungen ab, dass nicht nur Plastik aus dem Meer gefischt werden könnte oder dass bei Sturm die Fangarme brechen könnten.
Widerlegt: Risiko des Beifangs
Im ersten Fall kontert er mit dem Argument, dass in der Regel Plastik in den oberen drei Metern unter der Meeresoberfläche schwimmt, so dass lebende Organismen unter der schwimmenden Barriere hinwegtauchen können. Plankton würde zum Großteil von der Strömung unter dem Filter durchgetrieben, und sollte es schlimmstenfalls vollständig zerstört werden, bräuchte es nur sieben Sekunden pro Jahr, um die Biomasse wiederherzustellen.
Widerlegt: Brüche bei Stürmen
Mithilfe von Computersimulationen und Tests mit einem 40 Meter langen Fangarm, der im Atlantik nahe den Azoren eingesetzt wurde, bewies Boyan und sein Team, dass in dieser Weise nicht nur massenhaft Plastik eingesammelt werden kann, sondern auch, dass die Fangarme 95% aller Stürme überstehen können. Sollten die Wellen zu groß werden, könnten die Fangarme von der fest installierten Plattform abgekoppelt werden. So würden sie intakt bleiben und bräuchten nur noch, eingesammelt zu werden.
Slat Boyan hat an alles gedacht, auch an die CO2-Bilanz seines Projekts. So werden die Plattformen mit jeweils 162 Solarpanels ausgerüstet, die als Hauptstromquelle der Anlage dienen. Und er ist fest davon überzeugt, dass die Einnahmen durch das recycelte Plastik die Ausgaben mehr als aufwiegen werden.
Die Finanzierung: Zwei Millionen Dollar
Bojans Idee ist 33 x billiger und 7.900 x schneller als alles, was bisher zur Lösung des Müllproblems in den Ozeanen präsentiert wurde. Inzwischen hat er ein Team von 50 Ingenieuren, Fachleuten und Studenten um sich versammelt. Doch um seinen Plan weiter vorantreiben zu können, benötigt er zwei Millionen Dollar, also greift er wieder auf das bewährte Crowdfunding zurück. Innerhalb von 100 Tagen will er die gesamte Summe zusammenbekommen. Damit will er weitere Tests durchführen, um die Verlässlichkeit zu garantieren und die Methode zu perfektionieren. Nach nur 12 Tagen wurden bereits 767.863 Dollar gespendet (Stand: 24. Juni 2014, 19:00 Uhr). Spenden kann übrigens jeder!