Nur was aus dem Dreck kommt, ist echt

Wer sich auf das Abenteuer der biblischen Archäologie (heute meist als syro-palästinische Archäologie bezeichnet, obwohl sie sich auch und gerade mit vorpalästinischer Zeit befasst) einlässt, wird schnell merken, dass es gar nicht so leicht ist, sich innerhalb der großen Spannung zwischen Minimalismus (jede biblische Überlieferung, die nicht zweifelsrei empirisch verifizierbar ist, wird als Legende angesehen) und Maximalismus (alles was in der Bibel steht, ist archäologisch nachweisbar) zu positionieren. In beiden Fällen besteht die Gefahr, dass der Wunsch schnell zum Vater des Gedankens werden kann.
Eines wird hieran aber auf jeden Fall deutlich, nämlich dass die Archäologie keinesewegs die exakte Wissenschaft ist, für die sie landläufig gehalten wird, da nämlich alle Funde noch immer der Interpretation bedürfen und die Interpretationen sehr unterschiedlich ausfallen können.
Überraschend war es für mich aber doch zu sehen, welch große Anerkennung die Vertreter der unterschiedlichen Lager füreinander haben. So können beispielsweise zwei Experten zwei völlig unterschiedliche Meinungen vertreten, wie etwa bei I. Finkelstein (Minimalist) und A. Maeir (Tendenz zum Maximalismus), und sich dennoch gegenseitig mit größter Wertschätzung begegnen. Inwieweit das mit der kulturellen Prägung durch Mischna und Talmud zu tun hat, wage ich nun nicht zu mutmaßen, aber es würde mich zumindest nicht wundern, wenn da ein Zusammenhang bestünde - einer der Gründe dafür, weshalb ich glaube, dass auch die christliche Streitkultur endlich wieder belebt werden sollte!
So umstritten aber auch die Interpretation etlicher archäologischer Funde sein mag, so groß ist doch die Einigkeit darüber, was ein "Fund" überhaupt ist. In der Vergangenheit wurden nämlich des öfteren, teilweise sogar von staatlichen Behörden, vermeintliche Relikte von ominösen Antiquitätenhändlern erworben - meist für astronomische Summen -, die sich später alle entweder selbst (z.B. Joas-Inschrift?) oder zumindest die darauf befindlichen Inschriften (z.B. Jesus-Ossuar, Elfenbein-Granatapfel) als Fälschung erwiesen. Seriöse Archäologen befassen sich deshalb nur noch mit Funden, die auch nachweislich aus der Erde, dem Staub, dem Dreck oder aber dem Wasser stammen.
Da für die diesjährige Tell es-Safi Kampagne mit einigen solcher Funde zu rechnen ist, freue auch ich mich schon sehr darauf, im Dreck wühlen zu dürfen!
In diesem Sinne: dreckige Grüße!

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