Inzwischen gibt es an der Algarve einen ersten Todesfall in Zusammenhang mit der neuen Lungenerkrankung: Ein 77-jähriger Mann, der in der Nähe von Albufeira lebte, starb im Krankenhaus von Faro. Laut Bürgermeister José Carlos Rolos litt der Mann bereits an Vorerkrankungen. Im gesamten Land sind somit insgesamt bereits sechs Personen an den Folgen der neuen Lungenerkrankung gestorben (siehe unten).
Was den Notstands-Beschluss für das gesamte Land anbetrifft, kann man generell feststellen: Es gibt zahlreiche Ausnahmen von den verfügten Schließungen, um die Versorgung der Bevölkerung mit lebensnotwendigen Waren und Dienstleistungen aufrechtzuerhalten. Beispiele: Lebensmittelgeschäfte, Supermärkte, Kioske, Bank- und Post-Filialen, Apotheken, Tankstellen, Autowerkstätten, Computer-Läden. Diese und viele andere, etwa auch Tierarzt-Praxen, können weiterhin in Anspruch genommen werden.
Notstand in Portugal: Das sollten Sie wissen!
Über Details des ausgerufenen Ausnahmezustands berichtete " Algarve für Entdecker" bereits am Donnerstag in dem Beitrag "Ausnahmezustand in Portugal: Was der Notstand für jeden bedeutet".
HINWEIS: Die Regelungen gelten vorläufig, Änderungen im Lauf der Zeit sind möglich. Wir halten Sie auf dem Laufenden.
Der regionale Gesundheitsdienst der Algarve (ARS) hat unterdessen begonnen, tagesaktuelle Statistiken zur regionalen Entwicklung auf seiner Webseite zu veröffentlichen.
Wir fassen im Folgenden nach bestem Wissen und Gewissen, aber ohne Gewähr für die Korrektheit, die wichtigsten Sachverhalte in Zusammenhang mit den Notstandsregelungen zusammen.
Nur eine Person pro 25 Quadratmeter Verkaufsraum
Kontrollieren wollen die Behörden, ob die während des zunächst für 15 Tage verhängten Ausnahmezustands geöffneten Geschäfte mit Schutzmasken, Einweghandschuhen und Desinfektionsmittel-Einsatz die speziellen Hygienemaßnahmen sicherstellen. Und je nach Größe wird der gleichzeitige Zugang von Personen beschränkt: Je 25 Quadratmeter Ladenfläche darf nur ein Kunde den Verkaufsraum betreten.
Für Personen, die mehr als 65 Jahre alt sind, sollen jeweils die ersten beiden Stunden reserviert sein, in denen die Läden geöffnet haben.
Hier eine Übersicht über Güter, deren Verfügbarkeit gesichert werden soll - meist in den größeren oder spezialisierten Verkaufsstellen:
- Lebensmittel, sowohl natürliche wie auch diätetische, vor allem Obst und Gemüse, Fleisch, Fisch/Meeresfrüchte, Brot/Kuchen/andere Mehlspeisen und Backwaren, Getränke, Milch und Milchprodukte
- Kraftstoffe
- Zubehörteile für Kraftfahrzeuge und Motorräder
- Computer, Software, Peripheriegeräte, Telekommunikations-Geräte
- Heimwerker-Utensilien
- Zeitungen, Zeitschriften, Schreibwaren
- Pharmazeutische, medizinische, orthopädische und optische Produkte
- Kosmetik- und Toilettenartikel
- Blumen, Pflanzen, Saatgut, Düngemittel
- Haustiere und Tierfutter
Dienstleistungen: Behörden, Banken, Post und andere bleiben aktiv
Auch der Dienstleistungsbereich soll mit seinen wichtigsten Aktivitäten weiterhin gut funktionieren - nicht nur bei Behörden (hier sind Telearbeit und Services am Telefon verfügt), Banken und anderen Finanzdienstleistern wie Versicherungen. So werden zum Beispiel die Zusammenstellung von Mahlzeiten zum Mitnehmen, Hauslieferdienste und der Einzelhandelsverkauf über Automaten möglich bleiben.
Ferner wird die Wartung und Reparatur von Telekommunikations- und Haushaltsgeräten, Computern einschließlich Peripheriegeräten, Autos, Motorrädern sowie deren Zubehörteilen ebenso gesichert wie Handwerkerdienste zu Hause oder die Tätigkeit von Sicherheits- und Wachdiensten.
Auch für die uneingeschränkte Tätigkeitsmöglichkeit für Reinigungs- und Desinfektions-Dienstleistungen, dringende Gartenpflege-Arbeiten sowie die Aktivitäten von Wäschereien und chemischen Reinigungen ist gesorgt. Ebenfalls gesichert: Dienstleistungen in Medizin, Pflege und dem sozialen Bereich. Auch die Tätigkeiten von Beerdigungsinstituten und verwandte Aktivitäten sind von den Einschränkungen des verhängten Ausnahmezustands in Portugal nicht betroffen.
Was jetzt in Sachen Bewegungsfreiheit noch zu beachten ist
Die portugiesische Regierung hat verfügt, dass Personen, die mit dem Coronavirus infiziert sind oder unter aktiver Überwachung stehen, die von den Behörden auferlegten Isolationsmaßnahmen respektieren müssen. Ansonsten wird ihnen ziviler Ungehorsam zur Last gelegt und sie können entsprechend bestraft werden.
Wer zur Risikogruppe der über 70-jährigen Menschen gehört oder schwer erkrankt ist, darf nur in Ausnahmefällen seine Wohnung verlassen, z.B. für kurze Spaziergänge, Lieferungen, Aufsuchen eines Arztes bzw. Gesundheitseinrichtungen, von Banken oder Postämtern.
Alle anderen Bürger sind verpflichtet, möglichst zu Hause zu bleiben und keine unnötigen Wege auf den Straßen zurückzulegen. Selbstverständlich darf man zur Arbeit gehen, Familienmitgliedern helfen, Minderjährige begleiten oder Haustiere ausführen.
Corona-Ticker: Weitere Zahlen, Daten und Fakten aus ganz Portugal
Von Donnerstag auf Freitag ist die Zahl der bestätigten Fälle von Infektionen in Portugal allein um 30 Prozent gestiegen, wie diese Grafik zeigt:
Hier die wichtigsten statistischen Angaben zur Covid-19-Lage am Freitag im gesamten Land:
- 1.020 bestätigte Fälle, 235 mehr registrierte Infektionen als am Vortag. Sie verteilen sich auf 514 Männer und 506 Frauen und regional wie folgt: Norden rund um Porto 506, Lissabon mit Tejo-Tal 361, Mitte 106, Algarve 29, Azoren drei, Alentejo zwei und Madeira einer. Es gibt auch neun Fälle von erkrankten Portugiesen im Ausland.
- Nur 126 Personen werden in portugiesischen Krankenhäusern behandelt. 26 von ihnen befinden sich auf Intensivstationen.
- Sechs Todesfälle wurden bislang verzeichnet: jeweils zwei im Zentrum des Landes und im Großraum Lissabon, einer im Norden und einer an der Algarve.
- In fünf Fällen konnten behandelte Covid-19-Patienten inzwischen geheilt werden. 850 Personen warten noch auf die Ergebnisse ihrer Labortests.
- Nach wie vor sind 24 aktive Übertragungsketten bekannt. Mehr als 9.000 Personen werden medizinische überwacht.
Aus dem Ausland importierte Covid-19-Fälle kamen aus den folgenden Ländern:
Deutschland/Österreich 1
Schweiz 8
Andorra 2
Belgien 1
Vereinigte Arabische Emirate 1
Spanien 31
Frankreich 24
Italien 20
Indien 1
Iran 1
Niederlande 2
Großbritannien 3
Portugals Ministerpräsident António Costa schrieb am Freitag im Kurznachrichtendienst Twitter, er habe den Tag mit einer Videokonferenz mit der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel begonnen. Beide seien sich einig gewesen, "dass es wichtig ist, den Kontakt aufrechtzuerhalten und die europäische Reaktion in allen Dimensionen dieser Krise zu koordinieren".
Der portugiesische Hotelverband AHP rechnet damit, dass in der kommenden Woche etwa die Hälfte aller Hotels schließt. Es wird mit hohen Verlusten gerechnet. Die Hotelgruppe Vila Galé will nur noch sieben Häuser in Portugal offenhalten, um dringend notwendigen Unterkunftsbedarf von Geschäftsreisenden oder Touristen zu decken, die das Land nicht mehr verlassen können oder wollen. Es handelt sich um die Hotels Vila Galé Porto, Coimbra, Cascais, Ópera ( Lissabon), Évora, Ampalius ( Vilamoura) und Cerro Alagoa ( Albufeira). Es werden Sonderpreise angeboten, auch für bereits untergebrachte Kunden.
Portugals Telekommunikationsanbieter MEO (Altice), NOS und Vodafone haben gemeinsam der Regierung in Lissabon sechs Vorschläge unterbreitet, wie die Auswirkungen verstärkter Nutzung in Zeiten des Ausnahmezustands minimiert werden können. Sie hätten eine besondere Verantwortung, "so weit wie möglich die Bedingungen für das ordnungsgemäße Funktionieren der Kommunikationsdienste zu gewährleisten", so die Anbieter in einer gemeinsamen Erklärung.
Ausgewählte Kurzinformationen zur aktuellen Covid-19-Lage an der Algarve und im Alentejo
Im Krankenhaus der Hafenstadt sind die ersten vier von 24 bestellten Beatmungsgeräten eingetroffen. Es handelt sich um einfach ausgestattete Anlagen, deren Einsatz die Nutzung vorhandener, komplexerer Geräte für mögliche schwerste Fälle auf der Intensivstation ermöglichen soll. Kommende Woche werden acht weitere Beatmungsgeräte plus Zubehör geliefert. Die anderen zwölf bestellten Einheiten, davon die Hälfte aus der neusten Gerätegeneration, sollen in acht bis zehn Wochen eintreffen. Das Rathaus von Portimão bestätigte, dass es in der Stadt zwei aktive Übertragungsketten gebe - ausgehend sowohl von einer Lehrersfamilie, die in Italien in Karnevalsurlaub war, sowie von einer französischen Touristenfamilie. Aktuelle Informationen über die Lage im nach Faro zweitgrößten Ballungszentrum an der Südküste sind hier zu finden.
Weil es im Krankenhaus von an Schutzmasken fehlt, hat die Zentral-Apotheke Tavira 120 davon bereitgestellt. Die Leiterin berichtete, sie sei von Krankenhaus-Medizinern gefragt worden, die jeweils privat um vier oder fünf solcher Schutzmasken nachgesucht hätten.
Vila Real de Santo António: Das Hotels "Apolo" und "Casa de Cacela" in der Kreisstadt Vila Real de Santo António an der Grenze zu Spanien bieten nun Angehörigen der Gesundheits- und Sicherheitsdienste einschließlich der Feuerwehr sichere kostenlose Unterkünfte, in denen sie nicht ihre Angehörigen anstecken können. Zusammen mit den anderen 15 Kreisstädten der Südküste Portugals stellte die Kommune dem universitären Zentrum für biomedizinische Forschung und Ausbildung an der Algarve einen Betrag von rund 1,3 Millionen Euro zur Verfügung. Das Geld soll für die Anschaffung von Ausrüstung und Materialien genutzt werden, die von den Krankenhauseinheiten der Region zur Bekämpfung von Covid-19 benötigt werden. Dazu gehören vor allem invasive Beatmungsgeräte, aber auch Fieberthermometer und Material wie Masken, Einmalhandschuhe und Schutzanzüge.
Der kommunale Nahverkehr in der Handelsstadt ist aufgrund der aktuellen Covid-19-Pandemie nun kostenlos. Die Fahrgäste müssen nun aber durch die Hintertür ein- und aussteigen. Es werden nicht mehr Passagiere mitgenommen, als Sitzplätze zur Verfügung stehen. Der bekannte Markt von Loulé bleibt eingeschränkt geöffnet: Zugang gibt es nur durch die Türen im Norden (Praça da República) und im Süden (Travessa do Mercado). Die Seitentüren bleiben dicht. Nur 50 Personen zugleich dürfen eintreten.
Albufeira: Die besonders bei britischen Urlaubern beliebte Touristenhochburg desinfiziert seit Wochenbeginn öffentlich zugängliche Räume, Gehwege und Plätze - vor allem sensible Bereiche. Die Desinfektion soll die Ausbreitung des neuen Corona-Virus begrenzen bzw. verhindern. Während der Arbeiten können die sanitären Einrichtungen und Wege in Albufeira nicht von Personen bzw. Fahrzeugen genutzt werden.
Beja: Ein Airbus A340 holt am Wochenende in Guangzhou (China) 30 Tonnen an Schutzmasken, Brillen und Anzügen sowie diagnostische Tests, Beatmungsgeräte und andere dringend benötige Materialien für Portugal und andere europäische Länder ab. Die auf dem Alentejo-Flughafen von Beja stationierte Maschine der Gesellschaft HiFly wird wohl am Sonntagmorgen zurück im Land sein. Gewinn erzielt HiFly mit der Aktion nach eigenen Angaben nicht, sondern greift für den Hilfsflug auf Spendengelder der Mirpuni-Stiftung zurück. Paulo Mirpuni ist Gründer der Airline.