Es war schon das zweite Mal, dass portugiesische Soldaten an der Übung „Locked Shields" (übersetzt etwa: Geschlossene Schutzschilde) teilnahmen. Sie fand im NATO Cooperative Cyber Defence Center of Excellence (CCDCOE) in Tallinn, der Hauptstadt Estlands, statt. Rund 30 Nationen waren an ihr beteiligt. Die portugiesischen Digital-Experten im Team der Cyber Coalition posierten fürs Erinnerungsfoto (unser Beitragsbild) im analogen Tarnanzug.
Die gesamte Kommando-Kette in Cyber-Abwehr einbezogen
„Diese Übung, die sich auf die verschiedenen Aktions- und Entscheidungsebenen konzentrierte, forderte die Teams auf, auf Vorfälle technischer Art zu reagieren, die direkte Auswirkungen auf die operative Ebene der Durchführung einer militärischen Operation sowie auf die strategische Entscheidungsebene haben", hieß es von Seiten des portugiesischen Militärs. Einbezogen gewesen seien auch „Aspekte der rechtlichen Unterstützung von Operationen im Cyberspace und der Unterstützung im Bereich der Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit".
40 portugiesische Militär-Experten mit Spezialkenntnissen zur Abwehr von Bedrohungen aus dem Cyberspace waren an der Echtzeit-Übung der NATO in Tallinn beteiligt. Dort standen sie im „Team Blau" einem „Team Rot" gegenüber.
Cyber-Abwehr auf der Insel eines Landes simuliert
Und das war die Aufgabe: Team Blau wird auf das Territorium eines fiktiven Landes entsandt, um einen großen Cyber-Vorfall zu lösen. Dort soll eine komplexe technologische Infrastruktur geschützt werden. Es gilt, vom Team Rot verursachte Vorfälle zu melden und wirksam zu mildern. Zusätzlich sind strategische Entscheidungen zu treffen sowie forensische, rechtliche, kommunikative und PR-Probleme zu lösen.
Konkret ging die Simulation von der Existenz einer „Berylia" genannten Insel aus, die eine Sicherheitsbedrohung abwehren muss, während im Land Wahlen stattfinden. „Infolgedessen werden zeitgleich mit einer Reihe feindseliger Ereignisse auf der Insel koordinierte Cyberangriffe auf deren zivilen Informationssysteme unternommen", heißt es in dem Bericht des portugiesischen Militärs. Diese Angriffe, so das Szenario, führen unter anderem zu unterschiedlichen Problemen bei Wasserreinigungssystemen, dem Stromnetz, der Kapazität der Seeverkehrskontrolle und anderen wichtigen Infrastrukturen. Auch das Wahlergebnis ist von diesen Angriffen betroffen. Das hat zur Folge, dass alle Teilnehmer der NATO-Übung als Schnellreaktionsteam aktiviert werden, um diese Cyberbedrohung anzugehen und Berylia zu helfen.
Zum portugiesischen Team in Estland gehörten neben dem National Cybersecurity Centre (CNCS) als wichtigstem Partner für die Gewährleistung der Cybersicherheit im Lande auch die Unternehmen CISCO Portugal, REDSHIFT Consulting und Dognaedis. Bereits Ende Februar hatten sich unter Leitung Portugals im NATO-Hauptquartier in Brüssel rund 40 Teilnehmer aus 15 Nationen getroffen, um ein Projekt "NATO Smart Defence Project Multinationale Cyber Defense Education and Training (MN CD E&T)" abzuschließen. Das 2014 begonnene Cyberabwehr-Vorhaben wird am 16. Mai auf der fünften internationalen Konferenz des NATO-Clusters "Smart Defence" in der portugiesischen Militärakademie offiziell abgeschlossen.
Cyber-Abwehr wurde in Portugal erstmals 2018 geprobt
Ihre erste nationale Cyberabwehr-Übung hatten die portugiesischen Streitkräfte vom 15. bis 19. Oktober 2018 durchgeführt: CYBERDEX18. Ziel damals war es, die Reaktionsfähigkeit der Streitkräfte und des Verteidigungsrechenzentrums (MDN) beim Auftreten von Cyberangriffen auf Kommunikations- und Informationssysteme, kritische Infrastrukturen sowie die Führung und Kontrolle der Streitkräfte und der Landesverteidigung zu trainieren und zu bewerten.