Mit solidarischen Grüßen

Weil wir alle weiterhin in Freiheit leben wollen, gibt es ein paar Dinge, die man auf gar keinen Fall tun darf. Das eine ist, vom Kommunismus zu träumen oder gar über Wege zu sinnieren, wie dieser zu erreichen wäre. Das andere ist, auch sonst alles zu vermeiden, was den Verdacht erregen könnte, dass man möglicherweise mit irgendwelchen Leuten sympathisiert, die nicht zu 100 Prozent auf dem Boden westlicher Werte wurzeln (ach, welch wunderbare Alliteration!).

Ein Wladimir Putin geht dabei durchaus noch als lupenreiner Demokrat durch. Er ist zwar dabei, in Russland wieder den Feudalismus einzuführen, aber wenigstens stellt er Land und Leute zur Benutzung durch das globalisierte Großkapital zur Verfügung. Weniger okay gehen irgendwelche Sympathien für Typen wie Muhamar al Gadaffi, die das eben nicht tun. So wurde beispielsweise Jean Ziegler als Eröffnungsredner für die Salzburger Festspiele wieder ausgeladen, weil man ihm eine gewisse Nähe zu Gadaffi unterstellt. Nachdem Gadaffi vierzig Jahre lang unser nützlicher Idiot in Nordafrika war, wird er nun als „der libysche Despot“ dargestellt, den es unbedingt zu beseitigen gilt, damit Libyen (genau wie Tunesien und Ägypten) ebenfalls der Freiheit preisgegeben werden kann, an den Segnungen des Kapitalismus zugrunde zu gehen. Der letzte typische Gadaffi hieß übrigens Saddam Hussein.

Vermutlich kam der „arabische Frühling“ auch nur deshalb zustande, weil in diesen Ländern die Vorboten der Pleite in den USA und der EU dort schon längst zu spüren waren. Wenn die Leute ohnehin wenig haben, merken sie schneller, wenn es noch weniger wird. Während sich die Mittelklassen in den USA und einigen europäischen Ländern noch hoffnungslos verschulden durften, war bei den Habenichtsen in Nordafrika schon Schicht im Schacht. Dumm gelaufen – jetzt haben sie ihre alten Regierung zum Teufel gejagt und sind trotzdem am Arsch. Und wenn die Rebellen in Libyen – wer immer das eigentlich sein mag – tatsächlich über Gadaffi siegen sollten, kann man am Beispiel des Irak schon einmal studieren, wie es dort weiter gehen wird.

Aber zurück zu den Linken. Die haben doch tatsächlich Fidel Castro zum 85. Geburtstag gratuliert! Unsere aufgeklärt-bürgerliche Presse ahndet diese Tat umgehend mit gespitzter Feder und zitiert zur Strafe Knallchargen aus der untersten CDU-Schublade, etwa Philipp Missfelder oder Erika Steinbach.

Nun muss ich zugeben, dass ich auch nicht alles total gut finde, was der Genosse Fidel in der unglaublich langen Zeit seiner Regierung so getan hat, aber gemessen an dem, wie es in anderen Karibik-Staaten aussieht, muss ich doch sagen: Hut ab! In Kuba geht es den Leuten vergleichsweise gut, obwohl sie die Weltmacht Nummer eins seit ewigen Zeiten gegen sich haben und die Weltmacht Nummer zwei, die sie früher mal unterstützt hat, vor einiger Zeit abhanden gekommen ist. Denn die hat sich unter dem im Westen dafür sehr verehrten Genossen Michail Sergejewitsch Gorbatschow sang- und klanglos aus der Weltgeschichte verabschiedet. Zumindest als Alternative zum Kapitalismus.

Im Gegensatz zu Kuba. Ja, man kann dem kleinen Inselreich durchaus vorwerfen, dass es nicht für jeden seiner Menschen einen Internetzugang bereit stellt, aber dafür schließt es niemanden aus seinem Gesundheits- oder Bildungssystem aus. Das ist ja auch was. Kuba gehört in Sachen Schulbildung zu den am besten entwickelten Ländern der Welt. Auch das Gesundheitssystem ist gut, es steht allen Kubanern kostenlos zur Verfügung – allerdings müssen Medikamente inzwischen anteilig bezahlt werden, und das auch noch in Dollar. Soviel Fortschritt gibt es dann leider doch. Nach dem verheerenden Erdbeben in Haiti halfen zahlreiche kubanische Ärzte unkompliziert aus. Es ist auch nicht so, dass Erdbeben und Hurrikans, die in den vergangenen Jahren die Karibik verwüstet haben, spurlos an Kuba vorbei gegangen wären. Aber dank der vielgeschmähten sozialistischen Organisation kommt Kuba mit derartigen Katastrophen relativ gut klar. Während New Orleans nach dem Wirbelsturm Katrina im freiheitlich-demokratischen Chaos versunken ist.

Während die Linke nur solidarisch nach Kuba grüßt, gehen die Schwarzgelben einen entschlossenen Schritt weiter und verkaufen dem freiheilich-demokratischen Königreich Saudi-Arabien 200 funkelnagelneue und sicherlich nicht gerade billige Leopard-Panzer. Mit denen können die Saudis notfalls dann auch die persönliche Freiheit von König Abdullah gegen Randalierer und Aufrührer verteidigen. Zwar könnten die Saudis in Sachen Menschenrechte und deren Einhaltung durchaus noch was von Kuba lernen, denn in Kuba werden Frauen, die so blöd waren, sich vergewaltigen zu lassen, dafür nicht auch noch ausgepeitscht. Auch wird in Kuba nicht toleriert, dass sich reiche Familien arme Ausländerinnen als rechtlose Sklavinnen halten. Aber seien wir nicht so kleinlich. Niemand hat die Absicht, autoritäre Regimes zu unterstützen. Es sei denn, wir wollen noch was von denen.



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