Biedermann und die Brandstifter auf Berliner Art

Es brennt in Berlin. Seit einigen Jahren brennen immer wieder Autos, vorzugsweise vermeintliche Nobelkarossen. Erst brannte es im Umkreis der üblichen Verdächtigen besonders häufig, also Friedrichshain, Kreuzberg oder auch in Mitte. Jetzt brennt es überall, derzeit gern in Charlottenburg oder in Moabit und sogar im abgelegenen Spandau. Die Serie der Brände nimmt kein Ende, im Gegenteil, inzwischen werden jede Nacht 11, 15 oder gar 17 Autos angezündet. Die Bundeskanzlerin verurteilte die Brandstiftungen, die Berliner CDU ist sich nicht zu schade, auch hier mal wieder Parallelen zum Terror der RAF in den 70er Jahren zu entdecken.

Die Polizei ist hilflos, denn ein Feuer ist in Sekunden gelegt, es dauert aber eine Weile, bis das ganze Auto brennt. Bis dahin sind die Täter längst über alle Berge. Über die Täter weiß man wenig bis gar nichts. Und das gibt der Berliner Innensenator Ehrhard Körting (SDP) sogar zu. Er redet inzwischen von Pyromanen und Nachahmungstätern mit pseudopolitischer Motivation – was ich durchaus für ein zutreffendes Täterprofil halte. Weil es aber vor Jahren zuerst in den autonomen Hochburgen brannte, hält sich auch der Verdacht, dass es einen irgendwie autonom-linksextremistischen Hintergrund geben könnte – das ist aber schon alles.

Ich persönlich finde nicht, dass das Abfackeln von Autos als politische Tat gelten kann – es ist durch und durch destruktiv. Viele der betroffenen Autobesitzer haben keine vernünftige Versicherung und verlieren unter Umständen ihre Existenzgrundlage – zum Teil werden ja auch keineswegs noble Fahrzeuge beschädigt, so brannte auch schon der Transporter eines Kleinunternehmers brennt oder der Bus eines sozialen Projekts. Oder das Auto eines ausländischen Familienvaters, der jahrelang dafür gespart hat. Die Leute sind damit ruiniert. Wo ist da bitte schön die Kapitalismuskritik?

Die wirklich reichen Säcke haben ihre Edelschlitten ohnehin in der Garage oder auf einem beachten Parkplatz stehen. Und für symbolische Aktionen, die irgendwie zum Nachdenken anregen sollen, kann man auch andere Dinge tun, Autos mit Farbe übergießen beispielsweise – das ist auch sehr auffällig, macht ein Auto aber nicht auf Dauer unbenutzbar und ist auch weniger gefährlich für die direkte Umgebung. Natürlich ist die Gefahr größer, entdeckt und erwischt zu werden. Ich denke nicht, dass jemand dahinter steckt, der eine Botschaft hat. Außer der, dass die Täter es gern sehen, wenn’s brennt. So etwas gibt es ja leider immer wieder, und das ist krank. Aber nicht politisch.

Verkehrsschild Sackgasse

Was haben die CDU und angeblich linksautonome Brandstifter gemeinsam?

Mich nerven Autos auch ungemein, nicht nur weil sie Benzin fressen, Abgase produzieren und ihretwegen immer mehr Landschaft asphaltiert wird. Für mich sind Autos Ausdruck einer unvernünftigen Art zu wirtschaften und einer unreflektierten Lebensweise. Es gibt gar nicht so wenige, die ein Auto brauchen, um ihre Vorstellung von einem ruhigeren Leben im Grünen umsetzen zu können – und die kapieren gar nicht, wie idiotisch das ist. Idylle ist nur schön, wenn man schnell wieder weg kommt.

Ganz besonders nerven aber mich Autofahrer, die ihre Autos überall in den Weg stellen – für viele ist ein Radweg ja nur so etwas wie ein erweiterter Parkplatz. Nett sind auch die Autofahrer, die ihre dämlichen Karren so in Hauseinfahrten abstellen, dass jemand mit einem Kinderwagen keine Chance hat, vorbei zu kommen und auf die Straße ausweichen muss. Von den ganzen Amok-Parkern, die Straßenübergänge so zustellen, dass auch die schlankeren unter den Fußgängern Probleme haben, einen Durchlass zu finden, gar nicht zu reden. Da bekommt man schon mal Gewaltphantasien und trampelt zumindest in Gedanken auf der Motorhaube oder dem Autodach herum. Aber das alles ist kein Grund, irgendwelche Autos anzuzünden.

Wer Feuer legt, nimmt größere Schäden in Kauf – das zeigte der gelegte Brand an einem Netzknoten am Ostkreuz – nicht nur viele S-Bahnen fielen aus, auch Telefon- und Mobilfunknetze waren betroffen. Das ist kein politischer Angriff gegen Privateigentum oder den Staat oder was auch immer, sondern einfach völlig daneben. Ich kann darin überhaupt nichts „Linkes“ entdecken. Es erinnert mich eher an wirklich dumme Kindereien. 2005 starben bei einem Brand in Moabit neun Menschen, weil ein Zwölfjähriger einen Kinderwagen ansteckt hatte.

Derzeit gibt es unter anderem auch eine Serie von Brandstiftungen in Prenzlauer Berg. Gern werden dabei Kinderwagen angesteckt. Das ist auch ärgerlich, hier vermutet aber niemand, und das zu recht, einen irgendwie politischen oder gar linken Hintergrund. Obwohl es gerade im luxussanierten Prenzlauer Berg auch eine Menge Luxuskinderwagen für Tausend Euro gibt. Aber die lässt man vermutlich nicht unbeaufsichtigt im Treppenaus stehen.



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