Bohnen:
- Espresso: India Delight (Eastern Ghats, Indien), washed.
- Espresso: Don Joel (San Luis de Grecia, Costa Rica), honey/natural.
- Filter: Kochere (Yirgacheffe, Äthiopien), washed.
- Filter: Fazenda Recreiro (Vale da Grama, Brasilien), pulped natural.
- Filter: La Casona (Tarrazu, Costa Rica), washed.
Röster: The Black&Blaze coffee roasting company, Ebmatingen
Maschine: La Marzocco Stada EP (Siebträger)
Bericht:
Woran erkennt man, dass man ein echtes Kaffee Problem hat? Nicht etwa eine Koffein Sucht, sondern vielmehr eine an Obsession grenzende Leidenschaft? Zum Beispiel wenn man am anderen Ende der Welt auf einer tropischen Insel weilt und sich ernsthaft darüber aufregt, die Eröffnung eines neuen Lokals hier in der kalten Schweiz zu verpassen. Dies ist mir tatsächlich in etwa so widerfahren, als vor ein paar Wochen die ersten Bilder von der neuen Milchbar auf Facebook auftauchten. Zugegeben, ich war etwas auf Kaffeeentzug, aber eine Kaffeebar mit Syphon, V60, Chemex, Aeropress, Über Boiler, La Marzocco Strada und sonst allem, was das Coffee-Nerd Herz höher schlagen lässt, mitten in Zürich? Und ausgerechnet jetzt bin ich weg?? Ich habe mich dann irgendwann wieder eingekriegt und die Sonne trotzdem noch genossen, aber als ich diese Woche dann endlich die Gelegenheit hatte, die Milchbar zu besuchen, war die Vorfreude natürlich gross. Da stand ich nun also in diesem etwas umständlich vom restlichen Lokal abgetrennten Raum vor all diesen Utensilien, die mit meinen Augen um die Wette funkelten. Bei aller Liebe zu bunten Tassen und goldigen Wasserkännchen sollte aber vielleicht doch noch explizit darauf hingewiesen werden, dass damit auch tatsächlich Kaffee zubereitet wird. Mit Bohnen von einem lokalen, engagierten Kleinröster. Durch die fähigen Hände erfahrener Baristi. Und das ist natürlich die wahre Errungenschaft hier. Gleich auf den ersten Blick entdecke ich die Thermoskanne mit Pappbecher an der Kasse, neben einem Schild, das zum Probieren auffordert. Sehr toll. Filterkaffee ist der breiten Masse nach wie vor suspekt, welch einfacher weg also vielleicht den einen oder anderen zu erreichen, für den das Bestellen und Bezahlen einer ganzen Portion eine zu grosse Hemmschwelle darstellt. Ich entscheide mich für einen Äthiopischen Kaffee zubereitet im V60 Filter, der mir im Laborglas serviert wird. Hübsch fürs Auge und Kaffeebrühen auf hohem Niveau ist natürlich durchaus eine exakte Wissenschaft, bleibt aber trotzdem zu hoffen, dass damit nicht eine „don’t try this at home“-Botschaft vermittelt wird. Es folgt ein Espresso aus Costa Rica, die fruchtigere Variante im Angebot. Beide Kaffees schmecken vorzüglich, aber nach über einem Monat bitterem, unterextrahiertem Kaffee wage ich erst gar keine nuancierte Geschmacksanalyse. Auf jeden Fall werde ich bald zurück sein, denn Kombinationsmöglichkeiten an Brühverfahren und Kaffees gibt es mehr als genug. Ebenfalls neu dürfte vielen Kunden das Getränk „Flat White“ sein, ein Milchgetränk aus Down Under, das mit einem doppeltem Espresso zubereitet wird und Cafés rund um die Welt im Sturm erobert. Mit diesem Juwel im Juwelierbezirk der Bahnhofstrasse macht Zürich einen weiteren grossen Schritt Richtung Anschluss an die internationale Kaffee Szene, eine wahrlich freudige Entwicklung. 5 Zürich-Bohnen.