Es kann auch sein, dass wir das missverstanden haben. Möglicherweise schützen die 7.000 Polizisten auch eher den Gast gegen die gefährliche lokale Bevölkerung, wer will das schon so genau wissen, ohne die Einsatzbefehle zu kennen. Trotz Versammlungsverbot, abgesperrtem Stadtzentrum und Flughafen protestieren Tausende von Griechen heute gegen den Besuch von Angela Merkel, die sie gleich setzen mit den drakonischen Spar- und Kürzungsmassnahmen in ihrem Land. Die deutsche Botschaft wurde hermetisch abgeriegelt, sechs U-Bahn-Stationen und zwei Schulen im Zentrum Athens wurden geschlossen. Trotzdem kam es zu Zusammenstössen mit der Polizei, die Tränengas einsetzte.
Mehr Sicherheit gibt es auch in Nordkorea nicht, wenn der Diktator auf Ausflug ist. Es sieht tatsächlich so aus, als bliebe die Bundeskanzlerin in Griechenland ganz knapp unter der 70-Prozent-Marke der Beliebtheit, die sie in ihrem eigenen Land geniesst, obwohl sie “konstruktive und freundschaftliche Gespräche” erwartet, wie sie sagt. Die kann es jedoch bedauerlicherweise nur innerhalb von Regierungsgebäuden geben, die stärker gesichert werden als Fort Knox, denn auf der Strasse gibt es Tausende von krisengebeutelten Griechen, die Lust auf eine ganz andere Form der Kommunikation mit der Spar-Domina Europas hätten.
Man darf gespannt darauf sein, ob Merkel heute die Frage klärt: “Warum sparen die Griechen nicht endlich?
Dazu passt:
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