Winterliches Stilleben an der Stemmerwiese in München-Sendling. Foto: Christine Wawra
Das sind meine Skistöcke für diese Saison - hatte ich mir auch anders vorgestellt.... Naja, praktisch sind solche UAGs (Unterarmgehstützen – das Wort 'Krücken' hören die Ärzte nicht so gern;-) auf jeden Fall, wenn man eine Knie-Operation hinter sich hat. Hab ein nagelneues Kreuzband verpasst bekommen, nachdem das alte vor über einem Jahrzehnt gerissen ist. Das war nicht einmal ein Sportunfall, sondern ich bin über eine Wiese gerannt und in einem Loch - wohl ein Mauseloch, denn Murmeltiere gibt's dort keine - hängen geblieben. Mit dem einen Bein lief ich weiter, mit dem anderen nicht....
Während ich all die Jahre vom Operieren nichts wissen wollte, hab ich mich – nachdem just nach der Umzugsschlepperei im September – zum x-ten Mal Instabilität und neue Beschwerden aufgetaucht sind, doch dazu entschlossen. Jetzt gibt es sogar Fotos vom Innenleben meines Knies, sieht aus wie eine Höhle. Als Kind habe ich ja mit Begeisterung Bilder von schlimmen Krankheiten angeguckt, vor allem wenn ich mal wieder eine Angina hatte. Das Schaurig-Schöne hatte wohl vor allem den Effekt, dass ich mir im Vergleich schnell relativ gesund vorkam.... Aber trotzdem mag ich die Fotos hier nicht posten;-)
Die OP und den Krankenhausaufenthalt spare ich jetzt mal aus. Nach fünf Tagen kam ich also in mein Münchner Domizil, durfte das eine Bein nicht belasten. Und da Mensch ja nur zwei Beine hat, war diese erste Zeit recht schwierig. Anfangs hab ich mir jeden Schritt mit den UAGs im Dreipunktegang überlegt, ob der wohl nötig ist... Bewegungsfreudig ist man da nicht gerade. Dass meine Wohnung so winzig ist, stellte sich aber erstmals als ein Glücksfall heraus: Mit einem sportlichen Ausfallschritt gelang es mir stets, eine volle Tasse oder einen gefüllten Teller von der Küchenzeile auf den Tisch zu manövrieren. Wer jemals versucht hat, mit zwei Krücken was zu transportieren, wird meine Erleichterung nachvollziehen können.
Nach dem Fädenziehen durfte ich dann das Bein belasten, was ich mich kaum traute. Es war ja noch ziemlich dick geschwollen, tat weh, und ich hatte Angst, was kaputtzumachen, wenn ich so einfach darauf lief.... Kaum zu glauben, dass das wenige Tage vorher noch selbstverständlich ging. Meine Physiotherapeutin ermunterte mich jedoch nachdrücklich, und in der Tat empfand ich es daheim als qualitativ enorme Verbesserung, die UAGs in der Ecke stehen zu lassen. Endlich Teetrinken ohne Tassenweitwurf;-) Da draußen inzwischen der Winter eingebrochen war, benutzte ich die Gehilfen bei meinen Ausflügen mit einem Radius von mehreren Hundert Metern weiterhin – und benutze sie bis heute.
Wer hätte gedacht, dass der Heilungsprozess solch ein Geduldsspiel ist. Die Zeitangaben der Ärzte "vier Monate nicht tanzen" oder "kein Extremsport für ein Jahr" hab ich vor der OP zwar gehört, aber irgendwie doch nicht.....
Diese Woche wollte ich schon fast zur Normalität übergehen, saß stundenlang am Schreibtisch. Das Bein hing nicht weiter beachtet herunter. Tja, am nächsten Tag hatte ich wieder solche Schmerzen, dass nur noch Liegen in Frage kam. Nun übe ich mich erneut in Demut und Akzeptieren. Kein abendliches Weggehen, und auch die Tagestouren beschränken sich auf das Notwendige mit den Höhepunkten Krankengymnastik und Einkaufen. Angeblich ist ja gerade Adventszeit, doch sehr viel davon kriege ich nicht mit. Winterschlaf scheint mir fast die beste Option.