Meine liebe Familie Hamchiti

Ziemlich genau ein Jahr ist es her, seitdem Sie uns freundlicherweise Ihre alte Telefonnummer überlassen haben. Ich weiss nicht, weshalb Sie diese Nummer unbedingt loswerden wollten, ist sie doch ziemlich einprägsam. Rückblickend weiss ich aber, dass ich die Swisscom auf Knien angefleht hätte, uns eine andere Nummer zu geben, hätte ich damals schon gewusst, welch telefonisches Erbe wir uns damit einhandeln.

Wissen Sie eigentlich, wie oft ich in diesem Jahr höchster Verletzungsgefahr von der obersten Etage in die unterste zum Telefon gerast bin, nur um einmal mehr zu erklären, dass ich leider auch nicht weiss, wo Mustafa sich derzeit gerade aufhält, dass ich mich aber ganz bestimmt wieder melden werde, wenn ich seinen Aufenthaltsort ausfindig gemacht habe? Vielleicht hätten Sie ja endlich die Güte, mir mitzuteilen, wo dieser Mustafa steckt, dann breche ich mir mein Bein wenigstens für einen guten Zweck, wenn ich das nächste Mal zum Telefon stürze. 

Ist Ihnen eigentlich klar, dass ich inzwischen Ihre vollständige Telefon-Shopping-Odyssee lückenlos aufzeichnen könnte, hätte ich mir je die Mühe genommen, bei jedem Anruf Notizen zu machen? Ich kann Ihnen aber schon mal sagen, dass es im Zusammenhang mit der Waschmaschine, die Sie bei Ackermann bestellt haben, noch Fragen gibt. Habe ich heute Morgen erfahren und nett, wie ich nun mal sein kann, mache ich Sie bereits jetzt darauf aufmerksam. Könnte ja noch eine Weile dauern, bis die Dame von Ackermann Ihre richtige Telefonnummer ausfindig gemacht hat. Ach, und übrigens: Allzu freundlich hat sie nicht geklungen, die Dame von Ackermann.

Haben Sie eigentlich noch nie bemerkt, dass Ihre Kontakte stets zu den ungelegensten Zeiten anrufen? Morgens um zehn vor acht, wenn die Kinder zur Schule müssten, mittags um zwanzig nach zwölf, wenn das Mittagessen auf dem Tisch dampft, nachmittags um halb fünf, wenn ohnehin schon alles drunter und drüber geht, abends um neun, wenn endlich Ruhe einkehren sollte oder Sonntagnachmittags, wenn das Telefon grundsätzlich schweigen sollte. Sind Sie sich sicher, dass Menschen, die eine derart schlechte Kinderstube genossen haben, ein guter Umgang für Sie sind?

Schliesslich möchte ich Sie darauf aufmerksam machen, dass es für mich ziemlich erniedrigend ist, wenn keiner je nach mir fragt. Es ist schon deprimierend genug, dass Luise inzwischen mehr Anrufe bekommt als ihre Mama, da brauche ich nicht auch noch den stetigen Beweis, dass in meinem eigenen Haus Frau Hamchiti gefragter ist als Frau Venditti. 

Für eine Sache aber bin ich Ihnen von Herzen dankbar, liebe Familie Hamchiti: Dank der vielen Anrufe, die wir für Sie entgegennehmen, sind Karlsson und Luise inzwischen derart gewieft im Abwimmeln von unliebsamen Anrufern, dass sie ganz bestimmt nie einen unüberlegten Kauf am Telefon tätigen werden. 

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