Mayonnaise-Tag

Schon der erste Satz heute Morgen hätte mich vorwarnen müssen: „Der FeuerwehrRitterRömerPirat hat gekotzt und ich kann es nicht aufwischen, weil ich selber gleich kotzen muss“, sagte „Meiner“, als er morgens um sieben kreidebleich ins Schlafzimmer kam, wo ich noch selig schlummerte. Nun sagt bitte nicht, das sei typisch Mann. Bei uns ist es nämlich gewöhnlich umgekehrt. Während er ohne mit der Wimper zu zucken Erbrochenes aufwischt, würge ich jedes Mal, wenn ich gezwungen bin, die Sache selber zu erledigen. Wenn also er nicht konnte, war klar, dass heute ein besonders schlechter Tag werden würde.

Optimistisch, wie ich nun mal bin, liess ich mir die Laune darob noch nicht verderben. Nun ja, offen gestanden ist meine Laune momentan ohnehin ziemlich schlecht, also konnte sie sich auch durch einen Magen-Darm-Käfer nicht erheblich verschlechtern. Ich ging also nach oben, um die Lage zu inspizieren. Was ich sah, war nicht gerade ermutigend. Wie das Bett des FeuerwehrRitterRömerPiraten aussah, brauche ich euch nicht zu beschreiben. Ihr wisst ja, wie sowas aussieht. Im Zimmer nebenan fand ich das Übliche vor: Eine morgenmuffelige Luise, die aber immerhin gesund war. Der Zoowärter sah zwar halbwegs gesund aus, klagte aber über Bauchschmerzen. Also nicht fit für die Spielgruppe. Dass auch Karlsson heute zu Hause bleiben würde, war mir sofort klar, als er mich mit fieberglänzenden Augen traurig ansah und meinte, ihm sie hundeelend. Das Prinzchen wirkte zwar fit, aber zu Hause bleiben würde er ohnehin, denn er geht ja noch nicht zur Schule.

Wieder unten machte ich eine kurze Bestandesaufnahme: Eine gesunde Tochter, drei kranke oder halbkranke Söhne, ein quirliges Prinzchen, ein kranker Ehemann und eine ziemlich schlecht gelaunte und nur halbwegs gesunde Mama. Das konnte ja heiter werden. Nachdem alle fürs Erste versorgt waren, hatte ich meine erste grosse Hürde zu überwinden, nämlich „Meinen“ davon zu überzeugen, dass er so nicht in die Schule gehen konnte. „Aber ich habe keine Material vorbereitet. Ich kann doch nicht zu Hause bleiben“, wehrte sich der pflichtbewusste Herr Lehrer. Ich liess ihn wissen, dass seine Kollegen allesamt bestens ausgebildete Fachpersonen sind, die genau wissen, was zu tun ist, wenn ein Teammitglied krank ist. Ausserdem erinnerte ich ihn daran, dass die Eltern seiner Schüler wohl nicht besonders erfreut sein würden, wenn er den Magen-Darm-Käfer an sämtliche Kinder weitergeben würde. Schliesslich griff er dann doch zum Telefon, meldete sich in der Schule ab, zog sich auf das Sofa zurück und dämmerte weg. Gut, einer war versorgt. Blieben noch fünf.

Fragt mich nicht, wie ich zu diesem Punkt kam, aber irgendwann, nachdem Luise in die Schule gegangen war, ich alle anderen mit dem Nötigsten versorgt und mich selber für die Arbeit bereit gemacht hatte, platze mir der Kragen und ich brüllte laut vernehmlich:“ Ich schaff das alles nicht!“ Aber wenn man Mama ist, schafft man fast alles, auch wenn man längst nicht mehr daran glaubt. Man schafft es, doch noch pünktlich zur Arbeit zu kommen. Man reisst sich zusammen, wenn bei der Arbeit so viel läuft, dass man gar nicht erst dazu kommt, die Arbeit zu erledigen, die man eigentlich für den Vormittag geplant hatte. Man beisst auf die Zähne, wenn man keine Zeit fürs Mittagessen hat. Man erledigt dies und jenes und plant, was man abends, wenn alle Patienten im Bett sein werden, noch nachholen wird. Gute zwei Stunden später als geplant kommt man nach Hause, wo man zuerst mal das ganze Chaos beseitigt und schaut, dass jeder das Nötigste bekommt. Als Mama weiss man, wie man sich zusammenreisst.

Schwach werden darf man erst, wenn alles, was dringend getan werden muss, getan ist. Dann erst ist Zeit für das, was einen an solchen Tagen wieder aufstellt: Ein Essen, dass man nur im Verborgenen essen darf, weil man den Kindern sonst ein schlechtes Vorbild abgibt, nämlich Pasta, Mayonnaise und viel Käse. Und der Gesundheit zuliebe zum Dessert noch ein paar Rosinen. Mit Schokolade überzogen, versteht sich.

Mayonnaise-Tag



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