Max Regenberg: Urban Deco­rations — Die dekorierte Stadt

Der öffentliche Stadt­raum ist voll von Gestaltungs- und Deko­rations­elementen – Außen­werbung, Groß­plakate oder Leucht­kästen nehmen wir jedoch kaum noch bewusst wahr. Anders der Künstler Max Regen­berg, der sich seit rund 40 Jahren damit beschäftigt und um­fang­reiches photo­graphisches Material geschaffen hat. Seine Arbeiten werden ab 15. Juli in der Photo­graphischen Sammlung der SK Stiftung Kultur präsentiert.

Ausstellungsbeschreibung

Urban Decorations – Die dekorierte Stadt bringt uns Stadtbilder näher, mit denen wir im Grunde tagtäglich konfrontiert sind. Wir nehmen diese aber meist weniger bewusst wahr als der Künstler Max Regenberg (*1951). Das Phänomen der Außenwerbung, der Großplakatierung an Wänden oder in Leuchtkästen sowie Bild- und Schriftstatements im öffentlichen Raum beschäftigt ihn seit rund 40 Jahren. So kann er heute auf ein enorm umfangreiches photographisches Material blicken, aus dem er für die aktuelle Ausstellung repräsentative und weitgehend zuvor nicht gezeigte Werke sowie Dokumentationsstücke als Vitrinenmaterial ausgewählt hat. Regenberg gibt damit Einblick in seine einzigartige wissenschaftlich-künstlerische Studie, die er seit Ende der 1970er-Jahre in Eigeninitiative über das Thema betreibt, begonnen nach seiner Ausbildung in einem Kölner Studio für Werbephotographie. Als er 1977 nach Kanada auswanderte, stellte er dort wie auch auf anschließenden Reisen durch die USA fest, wie weit fortgeschritten und einflussreich die Medienwelt dort war. Und diese Bewegung sollte sich zukünftig auch nach Europa fortsetzen, ohne dass sie im Allgemeinen kritisch reflektiert worden wäre. Dies war eine zentrale Erfahrung, die ihn auf seinem Weg bestärkte, die Werbewelt weiter im Auge zu behalten – doch eben nicht als Werbephotograph, sondern als Künstler im Umgang mit Photographie und visuellen Darstellungen, als sensibler Beobachter, der im weiten Feld zwischen Hochkunst und Profankultur auf Text-Bild-Befragungen zielt.

Das Archiv von Max Regenberg umfasst heute neben Tausenden von ihm analog aufgenommenen Photographien in Negativen und Abzügen ähnlich viele originale Großplakate, Werbeanzeigen und Literatur, die die Entwicklung sich wandelnder Werbestrategien plastisch vor Augen führen. Gleichwegs untersucht er das photographische Medium als künstlerisches Mittel und vermag so auch auf die kontinuierlich wachsenden Wechselwirkungen der zunächst unterschiedlich intendierten Bildwelten zu verweisen. Damit transportiert Max Regenberg nicht nur die Geschichte der modernen Photographie, sondern auch seine Sicht auf den fortschreitenden „Pictorial Turn“. Mehr und mehr stellt der Photograph fest, dass sich die Botschaften technisch-werblichen und künstlerischen Ursprungs im Stadtraum vermischen. Wir treffen also auf zahlreiche, visuelle und sprachliche Codes sowie Klischees, die an uns appellieren und deren Hintergründe sich lohnen, entschlüsselt zu werden.

Stellt uns Max Regenberg in seiner Ausstellung Schwarz-Weiß-Photographien vor, so gehen diese auf die Jahre 1978 bis 1985 zurück und wurden von ihm als Handabzüge ausgearbeitet. In einer ersten Gruppe sind Motive aus Kanada, Frankreich, Österreich und Deutschland, hier vor allem aus Köln vorgestellt: Großplakate oder auch dafür vorgesehene Freiflächen im Stadtbild, positioniert an Parkplätzen und brachen Ecken, Bushaltestellen und Häuserfassaden, teils auf hohe Pfosten gesetzt, damit sie von weit her sichtbar sind.

Mit seiner schwarz-weißen Serie „M come to Where“ stellt Max Regenberg eine ebenso früh begonnene Serie vor. In über 40 Photographien, die er an internationalen Orten aufgenommen hat, fokussierte er speziell auf die Zigarettenwerbung von Marlboro, die in vielen Versionen an geradezu jeder Straßenecke allgegenwärtig war und uns mit Klischees aus der schier grenzenlosen Cowboy- und Westernwelt zu beeindrucken suchte.

Weiter noch trifft man in der Ausstellung unter anderem auf einnehmend farbige großformatige Exponate, die in jüngster Zeit entstanden. Sie lassen nicht nur in beeindruckender Weise die farbigen Tafeln in urbaner Umgebung erleben, sondern scheinen es durch ihre Dimension selbst mit der Ästhetik der Großplakate aufzunehmen. Immerzu gelingt es Regenberg, offenbar signifikante Konstellationen zu finden, in denen die Versprechungen werblicher Wunschwelten mit der faktgegebenen Wirklichkeit eine aussagestrake Liaison eingegangen sind. Im urbanen Asphaltgrau ebenso wie in städtischer Vegetation heben sich die Farben der Werbewelten heraus, Bilder im Bild, die uns auf Distanz stellen und so zugleich einen neuen, kritischeren Überblick gewinnen lassen. Deutlich wird, wie präzise Regenberg seine Motive ansteuert, sie fixiert und damit geradezu dem Strom des Vergessens entreißt, um sie umso klarer ins Bewusstsein zu heben.

Konsequent schließt sich auch Regenbergs Interesse für sogenannte „Schriftbilder“, Werbetafeln und Plakatierungen an, die Worte und Texte ikonisch verwenden und bisweilen wie Kommentatoren einer vorgefundenen Situation auftreten. Der Künstler befragt mit dieser Bildreihe einerseits die unmittelbare Wirkung von Schrift im Vergleich zum Bild, andererseits den jeweils zum Ausdruck kommenden Gehalt der beiden Kommunikationsmittel, schließlich die unterschiedliche Struktur und Systematik.

Raum 2: Blick in die Sammlung – Fassaden & Surfaces

Die Ausstellung Fassaden & Surfaces umfasst über 130 Photographien, entstanden zwischen 1924 und 2015, von 18 Photographen, die sich auf mehreren Ebenen mit verschiedenartigen Ausdruckswerten von Frontseiten und Oberflächen auseinandersetzen. Gezeigt werden Ansichten in Schwarz-Weiß und Farbe, die sich mit Außenseiten von Gebäuden, Materialien und Strukturen in Industrie- und Gewerbebereichen, mit Werbetafeln, Text- und Bildbotschaften im Straßenbild, Sachaufnahmen, Dokumentationen von Kunstwerken sowie formalästhetischen und medienreflexiven Betrachtungen befassen. Es geht um äußere Erscheinungsbilder mit vielfältigen Hintergründen, um Momente, in denen sich der anvisierte Gegenstand und die jeweilige Bildfläche formal stark annähern, zudem um stoffliche und haptische Qualitäten, die visualisiert bzw. via Photographie archiviert werden. Vielfach erweisen sich die beobachteten Phänomene als offenkundige und versteckte Botschaften, die auf Menschen zurückgehen, die aber selbst kaum in Erscheinung treten. Allenthalben haben die Photographen der Faszination und Wirkung von profanen Substanzen und Zeichen im alltäglichen Umfeld nachgespürt und damit mittelbar gesellschaftlich kulturelle Befindlichkeiten und Ideale festgehalten.

Entsprechend der Schaffenszeit der Bildautoren und den Entstehungsorten ihrer Arbeiten in den USA und Europa treten folgende stilistische Ansätze in einen Dialog: Neue Sachlichkeit und Straight Photography, Subjektive Fotografie, New Color Photography, dokumentarisch-serielle Konzepte und Photographien der Gegenwartskunst.
Die Exponate stammen sämtlich aus dem Bestand der Photographischen Sammlung/SK Stiftung Kultur.

Präsentiert werden Werke von Boris Becker, Joachim Brohm, Chargesheimer, William Christenberry, Jim Dine, Walker Evans, Ruth Hallensleben, Peter Keetman, Siegfried Lauterwasser, Werner Mantz, August Sander, Toni Schneiders, Wilhelm Schürmann, Stephen Shore, Georgi Stanchev, Otto Steinert, Henry Wessel und Ludwig Windstosser.

Wann und wo

15. Juli bis 16. Oktober 2016

Die Photographische Sammlung/
SK Stiftung Kultur
Im Mediapark 7
50670 Köln


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