Matthias Hoch: Hotel Kobenzl — Die Geschichte eines Hauses

Matthias Hoch Hotel Kobenzl, Salzburg 2014-16 (Foto: © 2016 Matthias Hoch/ VG Bild-Kunst Bonn)Das Hotel Kobenzl bei Salz­burg war ein bekanntes Luxus­hotel, das nach seiner Schließung im Jahr 2006 in einen Dämmer­zustand verfiel. In dieser Phase fing der Foto­graf Matthias Hoch an, den Zustand zu doku­men­tieren und sich mit der Ver­gangen­heit des Hauses zu beschäf­tigen. Er begleitete auch die Zwischen­nutzung als Jausen­station bis zur aktuellen Verwendung als Flüchtlings­unter­kunft.

Ausstellungsbeschreibung

Das Salzburger Hotel Kobenzl, oberhalb der Stadt Salzburg gelegen, ist als ehemaliges Luxushotel bekannt. Als der in Leipzig lebende Fotokünstler Matthias Hoch es im Januar 2014 zusammen mit dem Schriftsteller Andreas Maier zum ersten Mal besuchte, steht es schon seit acht Jahren leer. Die Zimmer sind zu diesem Zeitpunkt in einem guten Zustand, nahezu unberührt. Es ist wie eine Zeitreise. Ihn interessiert die Geschichte des Hotels, die Spuren der Nutzung, die Frage, was damals als Luxus galt. Er beginnt, den Stand der Dinge fotografisch festzuhalten.

Durch die Einbeziehung von Archivmaterial bekommt die Auseinandersetzung mit dem Haus noch eine andere Ebene, die Kobenzl-Saga wird lebendig. Alte Fotografien zeigen die Inhaberfamilie Herzog mit prominenten Gästen wie Richard Nixon, Margaret Thatcher, Herbert Grönemeyer. Irgendwann jedoch bleiben die Berühmten weg. Im Jahr 2006 wird das Hotel geschlossen, die Eigentümer, das Ehepaar Herzog, bleiben. Der Hausmeister hält das Haus in Ordnung, macht jeden Tag ein Zimmer sauber, bezieht die Betten, als wäre nichts geschehen, acht Jahre lang.

Doch die Zeit geht nicht spurlos am Hotel vorüber. Nach einer kurzen Wiederbelebung als Jausenstation unter dem alten Namen Judenbergalm kommt Anfang 2015 die überraschende Wende: Bund und Land suchen dringend Plätze für Asylsuchende und schließen mit der Eigentümerfamilie einen Mietvertrag über 15 Jahre ab. Das ehemalige Luxushotel wird Erstaufnahmelager.

Matthias Hoch zeigt, wie sich das Haus durch die neue Nutzung verändert. Die äußere Hülle bleibt vorerst unverändert, doch das gesamte Mobiliar verschwindet und wird ersetzt: Stockbetten des Heeres statt reich verzierter Doppelbetten, Energiesparlampen statt Kronleuchter, Plastik- statt Antikmöbel. Übergangslösungen gibt es einige: die Betreuungsfirma serviert das Essen auf Kobenzl-Porzellan, die Kleiderspenden hängen auf Hotelbügeln. Im ehemaligen Wellnessbereich entsteht eine Krankenstation, im Salon wird Deutsch gelehrt und ein Doppelzimmer wird während des Ramadan zum Gebetsraum umfunktioniert.

Für Matthias Hoch ist das Abtasten, Sehen und Verstehen der Welt ein Hauptanliegen in seiner fotografischen Arbeit. Dabei steht die Geschichte des Salzburger Hotel Kobenzl exemplarisch für die gegenwärtigen Veränderungen in unserer Gesellschaft.

Wann und wo

29. Juli bis 24. September 2016
Eröffnung am 28. Juli um 19:30 Uhr

Fotohof
Inge-Morath-Platz 3
A-5020 Salzburg


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