Marteria: Instinkt vs. Vorurteil

Marteria: Instinkt vs. VorurteilMarteria
„Zum Glück in die Zukunft II“
(Four Music/Universal)
Schnell noch ein paar Sätze, bevor das Ding gleich durch die Decke geht. Wie erwartet, muss man ergänzen, denn der Hype um Marten Laciny alias Marteria kam zwar spät, dafür aber um so gewaltiger. Obwohl seit der Jahrtausendwende im Geschäft, hat er den Schritt aus der Nische, hinein in die breite öffentliche Wahrnehmung, wohl erst mit seiner Unterschrift bei Four Music gemacht und sein heutiges Pseudonym ist vielen mit dort erschienenen „Zum Glück in die Zukunft“ ein Begriff. Im Vorfeld des nun vorliegenden Prequels feuert die Marketingmaschinerie aus allen Rohren, als gelte es Verlorenes aufzuholen, selbst in den Feuilletons des Landes ist der charmante Junge mit dem Kapuzenpulli angekommen. Und er macht es gut, kann austeilen, findet klare Worte genau so, wie er sein Fach versteht – Marteria ist Rapper mit gesundem Instinkt, nicht mit bloßem Kalkül. Attitüde, Pose? Kaum, das macht ihn glaubhafter und läßt so manchen seiner Kollegen recht albern danebenstehen.
Ebenso mittendrin und deshalb dabei seine neue Platte. Der Flirt mit den Arrivierten, muss das so? Zählt er schon dazu, nur weil er mit Campino einen Song aufnimmt und mit seiner Bewunderung für dessen Vita nicht hinterm Berg hält? Eher nicht, ohnehin ist „Die Nacht ist mit mir“ eines der schwächeren Stücke des Albums und fällt so nicht großartig ins Gewicht. Im Übrigen hat selbst Casper, als Labelmate in die gleiche Schublade namens „Neue Generation HipHop“ gesteckt, mit Tom Smith ein ebenso gewöhnungsbedürftiges Duett abgeliefert – who cares? Viel wichtiger also: Die Killer. Ganz vorn dran „Kids“, die zeitgemäße Antwort auf die 80er, Ideal und deren gelangweilt agressives „Erschießen“ – hier als Spießerprovokation und Schlagwortstakkato ein gut genöltes Meisterstück. Gleich dahinter „OMG“, mit „gay okay“ natürlich ein Abgesang an die ewig Verpeilten, auch in den eigenen Reihen.
Die Beats, der Sound – fett, wo’s drauf ankommt: „Auszeit“ haut einem mit gnadenlosem Doom-Punch in bester Kanye-Manier den Kopf von den Schultern, die Endzeit-Fantasie „John Tra Volta“ knirscht und dröhnt wie ein heißgelaufener Generator, während „Merkel und ihre Kolleginnen wie die Leningrad Cowboys“ auflaufen. Mit gleicher Schlagzahl natürlich „Bengalische Tiger“, schnell als Hool-Hymne misszuverstehen, wenn man seine Denke auf eindimensionales Funktionärs-Niveau herunterdimmt. Aber auch: Soulful, nahe am Mainstream segelnd, bei „Glasklar/Herzglüht“ mit Yasha & Miss Platnum, und – jawohl – jazzy für den „Pionier“, ein flottes Stück, das endlich wieder mal eine Lanze für bricht für das leider allzu sehr in Vergessenheit geratene Scratching.
All das und mehr, ein vielschichtiges Album also, das meiste mehr als gelungen, Grenzwertiges zu vernachlässigen. Die Frage zum Schluss: Ist es wichtig, dass diese Platte, ihr Schöpfer aus Rostock kommt? Beliebig zu erweitern um: Rammstein und Ostberlin, Kraftklub und Karl-Marx…sorry, Chemnitz, ja sogar Silbermond und Bautzen – wichtig wohl weniger für den, der hier darüber singt („Mein Rostock“), immer weniger auch für alle, die dieses Album kaufen, diese Songs hören. Aber nach wie vor gut für’s Selbstverständnis der Stadt, der Region selbst, wenn’s darum geht, Wunden, die man sich selber geschlagen hat, langsam heilen zu lassen, Blickwinkel zu verändern, auch mal neue, positive Bezugspunkte zu setzen, ohne in rosarot bebrillter Ostalgie gnadenlos zu versauern. In diesem Sinne: Volle Punktzahl HRO. http://www.marteria.com/
06.03.  Rostock, Stadthalle
07.03.  Dresden, Alter Schlachthof
08.03.  Magdeburg, Stadthalle
09.03.  München, Tonhalle
11.03.  Wien, Arena
12.03.  Zürich, Komplex
14.03.  Stuttgart, Porsche Arena
15.03.  Frankfurt a.M., Hugenottenhalle
16.03.  Köln, Palladium
18.03.  Hamburg, Sporthalle
10.04.  Erfurt, Stadtgarten
11.04.  Hannover, Capitol
12.04.  Berlin, Max-Schmeling-Halle


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