Marokko für´s Handgepäck: Eine wunderbare Anthologie

???????????????????????Nach der Reise ist vor der Reise. Zurück aus Marokko halte ich das bereits optisch sehr ansprechende Bändchen Marokko für´s Handgepäck aus dem Unionsverlag in Händen. Auch wenn´s bei mir kein Lesestoff zur Ersteinstimmung mehr sein kann, und das Handgepäck für dieses Mal wieder ausgepackt ist – ich versinke schnell in der Lektüre, auf der heimischen Couch. Tauche wieder ein in Erlebtes, von dem andere so vortrefflich erzählen und erfahre vieles: Zusätzliches und für Zukünftiges.

Seit diversen Jahren schon bin ich Fan des Unionsverlags, der wie kein zweiter Fernweh literarisch stillt und auch unser massenmediengeprägtes Meinen durch die Erzählungen aus aller Welt zurecht rückt. Lucien Leitess hat nicht nur diesen wunderbaren Verlag gegründet, er ist auch ein großer Kenner des Maghreb und der arabischen Welt – und höchstselbst der Herausgeber der Geschichten und Berichte, die uns nach Marokko entführen.

Einfacher Laden vor erdiger Straße; ländliches Süd-MarokkoMit diesem Bändchen, das ohne weiteres in Handgepäck passt, erhält man ein erstaunlich vielfältiges Mosaik der Aspekte marrokanischer Geschichte und Gegenwart. Marokko ist ein Land, in dem eine verschlungene, schwer zu greifende Einheit herrscht und zugleich überaus zahlreiche Einflüss und Unterschiede nebeneinander bestehen. Leitess versammelt litearrische, aber auch ethnologische, soziologische und kulturwissenschaftliche Texte. Alle sind mit großem Genuss zu lesen: Die Autor(inn)en zeugen davon, dass sich von Marokko kaum berichten lässt ohne in einen erzählenden Stil zu fallen. Der Orient grüßt durch die Zeilen hindurch, mit seiner Art, den Dingen zu begegnen, die auch europäische Reiseschriftsteller wie Cees Nooteboom oder amerikanische wie Truman Capote im Umkreisen ihrer nordafrikanischen sujets nachbilden.

Marrakesch MoscheeWährend Capote die Hippie-Blütezeit in Tanger erlebte, nimmt Nooteboom uns mit an den Rand der Sahara. Die Folge der Texte ist zwischen diesen beiden, dem ersten und dem letzten, als Streifzug durch Marokko von Norden nach Süden aufgebaut. Am ausführlichsten widmet sich die Zusammenstellung nachvollziehbarerweise dem Mythos Marrakesch, für Rafael Chirbes, den Spanier, die Königin der Wüste.

Fatema Mernissi, eine von immerhin drei Autorinnen, erzählt sehr berührend von zwei marokkanischen Künstlerinnen: Die Malerin und die Weberin haben beide die Grenzen dessen gesprengt, was einer marokkansichen Frau möglich und gestattet zu sein schien. Und gerade das Porträt der Chaïbia Tala, der einfachen Bäuerin und Analphabetin, die den Kunstmarkt eroberte, ist überaus beeindruckend.

tajineDie marokkanische Küche aus anthropologischer Sicht (Marie-Hélène Perey) gibt umfassenden Einblick in die wechselhaften Lebensweisen der marrokanischen Bevölkerung, insbesondere auf dem Land; und Gerhard Schweizer begibt sich Auf die Suche nach den Berbern, die heute noch Marokko kulturell und zugleich sehr facettenreich prägen. Die Berber(innen) und ihre Nachkommen in den Städten der Gegenwart verkörpern auch den Reisenden die Sehnsucht nach Freiheit und eigenständigen Lebensformen.

Drei großartige Märchen erzählt Mourad Kusserow, darunter eine blumig erweiterte und zugleich ernsthaftere Variation des Motivs, das wir als Schneewitchen kennen. Doch der Orient glitzert keineswegs immer verführerisch in Tausend und einer Nacht. Marokko wird auch als Schauplatz politischer Gewalt und globaler Fluchtbewegungen gezeigt, unter anderem im Text Mahi Binebines Das Boot des Schleppers von 2004 – dieser Tage aktueller denn je.

Wer Marokko bereisen will oder auch wer, wie ich zurück kommt, wird Marokko für´s Handgepäck mit großem Gewinn genießen. Und wahrlich, ich verspreche Euch: In den allernächsten Tagen startet hier das Gewinnspiel “Zauber Marokkos”. In einem der Päckchen, die ich verlosen werde, findet sich dieses Buch. Also: Dranbleiben.

Kaufen könnt Ihr Marokko für´s Handgepäck, erschienen im Unionsverlag 2013 für gut angelegte 13,95 € hier:


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