Markus Schinwald im Kunstverein Hannover: "Orient" bis 6. Nov. 2011

Markus Schinwald im Kunstverein Hannover: "Orient" bis 6. Nov. 2011

"Zwang" ist der Gesamteindruck, der bei mir nach meinem Ausstellungsrundgang geblieben ist. Wahrscheinlich hat es so einseitig der Künstler nicht gemeint, seine Produkte sind ambivalent.

Zwang: Da ist der Mann, der seinen Fuß nicht aus der Spalte herausbekommt, so sehr er sich anstrengt (folgendes Bildbeispiel). Da sind die Menschen in dem Film "Orient", die alle ihren Tick haben (sich zwanghaft kratzen zum Beispiel). Da sind die Menschen auf den Porträtzeichnungen, die sich verhüllen und sich nicht wieder daraus befreien können. Da gibt es ein Hemd mit falsch angenähten Ärmeln, das wie eine Zwangsjacke wirkt. Und schließlich sind da auch noch "die armen Fische", die gezwungen sind, in Aquarien mit karger Ausstattung nach menschlichem Maß (Modelle von Bühnenbauten usw.) zu schwimmen, Pflanzen fehlen.

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Markus Schinwald, geboren 1973 in Salzburg, geht es um die Bedingungen menschlicher Existenz - die ja sicherlich immer ambivalent sind. Freiheit und Zwang bedingen einander. Die Hannoveraner Kustodin Ute Stuffer spricht von "befremdlicher Vertrautheit", das trifft es, finde ich, gut. Leicht macht es Schinwald dem Betrachter aber wirklich nicht. Er setzt die verschiedensten Mittel der Verblüffung ein: Installationen, Zeichnungen, Skulpturen, Filme. "Orient" heißt der Film von 2011, der erstmals auf der Biennale in Venedig gezeigt worden war; nach ihm ist der Titel der Einzelausstellung in Hannover benannt.

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 Aus den Pressetexten: "Mit der Einzelausstellung 'Orient' ... präsentiert der Kunstverein Hannover vom 27. August bis 6. November 2011 einen der wichtigsten Künstler der Gegenwart. Im Mittelpunkt der künstlerischen Arbeiten von Schinwald ... steht seit Ende der 1990er Jahre der menschliche Körper als Projektionsfläche des individuellen Seins und als kulturell geformtes Konstrukt. Sein Werk, das von der Kulturgeschichte des Körpers, der Technikphilosophie, der Psychoanalyse und von Tanz und Performance beeinflusst ist, bedient sich souverän unterschiedlichster Medien und künstlerischer Formate. Spielerisch verbindet Schinwald skulpturale Objekte, Gemälde, Videofilme, bühnenartige Installationen und architektonische Interventionen zu vielschichtigen Wirkungsgefügen. Die Ausstellungen von Markus Schinwald sind hochkomplexe Anordnungen, deren Spannung aus einer eigentümlichen Ambivalenz von verführerischer Ästhetik und widerspenstiger Verweigerung einer eindimensionalen Lesbarkeit entsteht." 

Text: Dr. Helge Mücke, Hannover (Zitate wie angegeben). Bilder von oben nach unten: Markus Schinwald, »Orient«, 2011, HD, 9 Min.; Filmstill, Detail, Courtesy Georg Kargl Fine Arts, Wien /
Gió Marconi, Milano / Yvon Lambert, Paris.  Markus Schinwald, »Ken«, 2011, Pigmentdruck, 140 x 100 cm, Courtesy of the artist / Georg Kargl Fine Arts, Wien.


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