Marine Sniper

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awesomatik auf Buchfühlung
Marine Sniper – 93 confirmed Kills – Charles Henderson

Ich habe den Dienst an der Waffe verweigert und mit meinem staatlich geprüften Gewissen meinen Zivildienst in einer Blindenschule abgeleistet (Eine fantastische Erfahrung ). Trotz meiner pazifistischen Grundhaltung, habe ich ein Faible für Kriegsromane und Filme. Warum das so ist, habe ich hier versucht in Worte zu fassen

Da ich schon so einiges an Militär-Literatur verschlungen habe, wollte ich nun mal einen neuen Blickwinkel wagen (z.B. durch ein Zielfernrohr). 

In Marine Sniper rekonstruiert Charles Henderson, die wahre Geschichte des legendären Scharfschützen Carlos Hathcock.

Dass es sich bei dem Titel nicht um eine kritische Auseinandersetzung mit dem Vietnamkrieg handeln kann, sollte jedem klar sein. Dennoch wird man zumindest eine abenteuerliche Geschichte erwarten dürfen. 

Die hat Carlos “The White feather”  Hathcock zweifelsohne erlebt. Allerdings gelingt es  Charles Henderson nur bedingt, die adrenalinreiche Vita  des Ausnahmesoldaten adäquat in ein spannendes Buch zu verpacken. 

So hatte ich während der ersten hundert Seiten immer wieder mit dem Gedanken gespielt das Buch beiseite zu legen. 

Zu viele unnötige Vor- und Rückblenden. Details von Ortschaften, die längst keine Rolle mehr spielen und von Soldaten, die kein Mensch kennt. Fakten, die dem Erzählfluss im Wege stehen. 
Zudem ist das Handwerk des Scharfschützen ziemlich abartig. Gleich zu Beginn metzeln Hathcock und sein Partner im Elephant valley gnadenlos ein wehrloses Bataillon jugendlicher Gegner nieder. 
Eins kann man Henderson nicht vorwerfen. Er beschönigt nichts. Wenn es die Mission erfordert, müssen Sniper auch Kinder und Frauen erschießen.
Der normale Infanteriesoldat kann dabei seine Schüsse damit rechtfertigen, dass er angegriffen wurde. Er schießt in Selbstverteidigung und gibt dem Gegner ggf. die Option zu fliehen, sich zu ergeben oder zu kämpfen. 
Diesen “Luxus” hat ein Scharfschütze nicht. Er tötet einen Gegner, der nichts von seiner Anwesenheit weiß. Er ermordet ihn ohne ihm eine andere Option zu bieten. 
Deswegen werden die Sniper von ihren Kameraden liebevoll “Murder Inc” genannt. 

Eine starke emotionale Last also die Hathcock so beantwortet: “I like shooting, and I love hunting. But I never did enjoy killing anybody. It’s my job. If I don’t get those bastards, then they’re gonna kill a lot of these kids dressed up like Marines. That’s the way I look at it.”

Dennoch macht sich beim Leser immer wieder ein ungutes Gefühl breit, wenn mal wieder reihenweise junge Menschen von den Scharfschützen abgeschlachtet werden. 

Der zweite Teil entspricht dann mehr den Erwartungen, die ich an das Buch hatte. Hier geht es um die Missionen, die Hathcock zur Legende gemacht haben – um die Menschenjagd. Oder wie Ernest Hemingway schrieb: “There is no hunting like the hunting of man, and those who have hunted armed men long enough and liked it, never care for anything else thereafter.”

Ähnlich geht es auch Hathcock, der Nacht für Nacht in den Dschungel kriecht bis er körperlich so ausgemergelt ist, dass ihm sein Vorgesetzter Hausarrest erteilt. 

Henderson rekonstruiert seine wichtigsten Missionen um den Hill 55.  Dazu gehört die Ermordung einer Vietcong Kämpferin, die The Apache genannt wurde, weil sie Marines bei lebendigem Leib gehäutet hat.
Außerdem die hollywoodreife Jagd auf einen gegnerischen Sniper (möglicherweise etwas übertrieben dargestellt) sowie eine regelrechte Selbstmord-Mission, bei der Hathcock vier Tage alleine hinter feindlichen Linien einem NVA- General aufgelauert hat, um ihn dann eiskalt auszuschalten und ungesehen den Rückzug anzutreten. 

Bei seiner zweiten Tour nach Vietnam wurde er so schwer verwundet, dass er zurück in die USA verlegt wurde. Aus gesundheitlichen Gründen musste er schließlich nach knapp 20 Jahren Dienst bei den Marines austreten und starb im Alter von 57 Jahren an Multipler Sklerose. 

Fazit – Durchwachsen wie der vietnamesische Regenwald
Henderson hat es nicht geschafft, die aufregende Lebensgeschichte von Carlos Hathcock zu einem spannenden Sachbuch zusammenzufassen. Der Schreibstil ist sachlich bis langweilig. Hier wird zwar nichts beschönigt aber auch nichts reflektiert geschweige denn kritisch betrachtet. Einige Szenen sind regelrecht unappetitlich. Definitiv nichts für zarte Gemüter. Wer dagegen mehr über den Job des Scharfschützen erfahren möchte, wird mit Marine Sniper bestimmt auf seine Kosten kommen. Alle anderen empfehle ich bessere Kriegsmemoiren und Sachbücher.

Wertung 2/5

1. Geht gar nicht   2. Is OK     3. Gut   4. Richtig gut     5. awesomatik!

awesomatik Kuriosum
Man kann sich auch das Buch sparen und die folgende Sniper Doku schauen, die die wichtigsten Missionen Hathcocks nachstellt.

US-Scharfschütze Chris “The Devil of Ramadi” Kyle hält den zweifelhaften Rekord der bestätigten Tötung (160). Er wurde letztes Jahr von einem US Soldaten mit posttraumatischen Stress-Syndrom auf einem Schießplatz in den USA erschossen. Murder Inc sammelt eben kein gutes Karma. 

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Marine Sniper: 93 Confirmed Killes



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