Liebst Du mich?

Die Not und die Verzweiflung der Frau glaubte ich aus eigener Erfahrung zu kennen: „Immer wieder in meinen Beziehungen klebe ich an der Frage fest, ob der andere mich denn überhaupt liebt. Ich kann manchmal an nichts anderes mehr denken. Aber einfach zu fragen ‚Liebst du mich?’ das getraue ich mich dann auch wieder nicht, davor habe ich Angst.“ Im weiteren Verlauf des Gesprächs versuchten wir gemeinsam, der schieren Unmöglichkeit dieser Frage auf die Spur zu kommen. Die Frau erkannte für sich, dass ein schlichtes ‚Ja’ ihres Partners für sie nicht die Lösung des Problems darstellte. Ein ‚Ja’ hätte sie nicht genährt, da sie glaubte, es sozusagen bestellt zu haben. Sie befürchtete, einer gleichermassen bekannten wie kritischen inneren Stimme zu begegnen: „Er meint das nicht so. Er sagt das nur, weil du das hören willst!“ Und ein ‚Nein’ wollte sie dann tatsächlich nicht hören.

Die Frau steckte in einem echten Dilemma, wobei sie sich wie eine Bettlerin vorkam. Sie können wohl unschwer nachvollziehen, wie erbärmlich sich jemand fühlen muss, der glaubt, um Liebe betteln zu müssen. Wir alle brauchen ohne Zweifel das Gefühl, geliebt zu werden. Und je nach dem wie genährt wir uns in unserer Seele und in unserem Herzen fühlen, wie sicher oder eben unsicher wir unserer selbst sind, müssen wir uns der Liebe anderer immer wieder versichern. Dafür sind wir uns manchmal nicht zu schade, Versteckspiele zu entwickeln. Eines dieser Spiele heisst ‚Ich liebe dich’.

Eine Möglichkeit, nicht fragen zu müssen ‚Liebst du mich?’, ist zu sagen ‚Ich liebe dich’. Das klingt paradox, aber mit dieser Aussage kann ich unterschwellig und absichtsvoll einen Handel anbieten. Wenn ich meiner Partnerin nämlich sage ‚Ich liebe dich’, erhöhe ich meine Chancen, im Gegenzug ‚Ich liebe dich auch’ zu hören. Die Frage ist bloss, ob es mir dann besser geht? Ehrlich gesagt ist mir das manchmal immer noch lieber als die Scham zu fühlen, um Liebe betteln zu müssen.

Die eingangs erwähnte Frau wollte schliesslich anerkennen, dass sie sich immer wieder unsicher fühlte. Das war ihr Ausgangspunkt und in Ordnung so. Als Alternative dazu, sich als Bettlerin zu fühlen, wollte sie bei einer nächsten Gelegenheit etwas Neues ausprobieren. Statt zu fragen ‚Liebst du mich?’, wollte sie ein Bedürfnis äussern: „Ich möchte, dass du mich liebst!“ Zu sagen, was ich brauche, anstatt eine Frage zu stellen, verändert die partnerschaftliche Kommunikation massgeblich.


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