Der Drehbuchautor Felix Mennen hat geschrieben. Diesmal aber nicht für die Filmlandschaft. Denn genau die ist Zielscheibe seines bissigen Romans. Aber lohnt sich Mennens Blick in die Abgründe der deutschen (Alb-)Traumfrabrik?
Vom ganz normalen Wahnsinn hinter den Kulissen
In der Filmbranche ist Felix Mennen kein Unbekannter. Neben zahlreichen Kinoproduktionen hauchte und haucht er den Figuren von Anna und die Liebe oder Soko München Leben ein. Eigentlich ein Traumjob – sollte man meinen.
Doch die Realität des Drehbuchautors Lucas in Mennens autobiografischen Roman Wie dein falsches Bild von mir sieht anders aus. Nach einer der zahlreichen Absagen eines Produzenten am Telefon überlegt der arme Tropf, ob er sich die Markenfischstäbchen in der Tiefkühltruhe immer noch leisten kann. Und entscheidet sich für die günstigere No-Name-Variante.
Woran aber liegt es, dass selbst ein talentierter Drehbuchautor dem Ruf der brotlosen Kunst alle Ehre macht? Hierauf findet Felix Mennen ebenso humorvolle wie schockierende Antworten in seinem Roman.
Wie dein falsches Bild von mir: Lug, Trug, Durchtriebenheit und Schulden
Wir ahnten es doch schon immer: Das Filmbusiness ist ein abgefucktes Geschäft. Spätestens die Me-Too-Skandale dürften uns vor Augen geführt haben, wie so manche Schauspieler, Produzenten und Regisseure ihre Macht missbrauchen, um sich persönliche Befriedigung zu verschaffen.
Auch an deutschen Sets regiert das Chaos, wenn man dem Roman Glauben schenken darf. Vermeintlich sicher geglaubte Deals platzen schneller als Seifenblasen, ständig wird der Protagonist mit Arroganz, Intrigen, Ironieresistenz und jeder Menge heißer Luft konfrontiert.
Dabei bereitet es eine diebische Freude, den Antihelden Lucas auf seiner Odyssee zu begleiten. Jedes Mal, wenn der Leser denkt, dass es nicht mehr schlimmer kommen kann, wird er eines Besseren belehrt. Selbst wenn ein lukrativer Deal in Aussicht steht (oder überhaupt irgendein Deal), ist da immer noch das Privat- und Liebesleben, welches gründlich in die Hose geht.
Der einsame Wolf in Berlin
Wenn Döblins Berlin Alexanderplatz und Bukowskis Der Mann mit der Ledertasche ein Kind zeugen würden, wäre es wohl Mennens Wie dein falsches Bild von mir. Das Buch ist ein famos geschriebener Unfall, wie er auch in einem seiner Drehbücher vorkommen könnte, in denen allerlei Wichtigtuer herumpfuschen.
Als Idealist fing Lucas an. Als nah am Zynismus vorbeischrammender Versager findet er sich in Berlin Mitte wieder. Am idealen Ort also für verkrachte Künstler-Existenzen. Pleite, vom Pech und von aufdringlichen Personen verfolgt. Lucas wird nicht verschont von deren Zoten über Anilingus oder von keifenden Nachbarn, windigen Schwätzern und alleinstehenden älteren Frauen. Das alles zu lesen, macht einen Heidenspaß.
Fazit
Wie dein falsches Bild von mir* ist ein herrlich schräger und schwarzhumoriger Roman, bei dem man viel über die Wirkmechanismen und Absurditäten der Filmbranche lernt. Eines ist jedoch klar: Wer einmal Mennens Buch gelesen hat, wird den nächsten Streifen mit anderen Augen sehen. Allein schon aus diesem Grund ist es die Lektüre wert.
Anm.: Ich bedanke mich bei Snackable Books für die Zusendung eines Rezensionsexemplares.
MENNEN, FELIX: Wie dein falsches Bild von mir – Die Leipzig-Verschwörung: Staffel 1. Snackable Books, Berlin 2019, 343 S., 7,99 €
Der Autor
Felix Mennen ist Drehbuchautor und lebt in Berlin. Zu seinen Arbeiten zählen Drehbücher zu Anna und die Liebe und Soko München. Seinen Roman Wie dein falsches Bild von mir – Die Leipzig Verschwörung: Staffel 1 veröffentlichte er im Verlag Snackable Books, der ein Konzept leicht verdaulicher Literatur im Bestand pflegt.
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