"Zwei Dinge sollen Kinder von ihren Eltern bekommen: Wurzeln und Flügel."
Johann Wolfgang von Goethe
Ihr Lieben,
ich möchte Euch heute die Geschichte eines unbekannten Autors erzählen:
"Die Geschichte vom sinkenden Boot"
Eine weise Frau befand sich einmal auf einer Fähre, die einen breiten Strom überquerte. Neben ihr stand ein gelehrter Mann, der angesichts seines immensen Wissens arrogant und aufgeblasen tat.
Er fragte die weise Frau: "Haben Sie jemals Astronomie studiert?"
"Nein." antwortete die weise Frau.
"Oh, da haben Sie aber viel von Ihrem Leben vergeudet! Mit dem Wissen über die Sterne kann ein Kapitän ein Schiff durch alle Weltenmeere navigieren."
Der gelehrte Mann fragte dann: "Haben Sie jemals Meteorologie studiert?"
"Nein." antwortet die weise Frau.
"Nun, dann haben Sie auch hier große Teile Ihres Lebens verschwendet! Wer über die Winde und das Wetter Bescheid weiß, kann ein Schiff sicher und schnell von einem Ort zum anderen bringen."
Es folgte die Frage: "Und haben Sie wenigstens Meereskunde studiert?"
"Nein, antwortete die weise Frau.
Mit mitleidigem Lächeln sagte der gelehrte Mann: "Zu schade, wie Sie auch hier Ihr Leben verschwendet haben! Die Kenntnis der Meeresströme ist unerlässlich, um ein Schiff zu steuern."
Einige Minuten später stand die weise Frau auf, um ans Ende des Schiffs zu gehen. Im Vorbeigehen fragte sie den gelehrten Mann: "Haben Sie jemals schwimmen gelernt?"
"Nein, dazu hatte ich keine Zeit."
"Dann haben Sie Ihr ganzes Leben verspielt, denn dieses Boot sinkt gerade."
Ihr Lieben,
diese kleine Geschichte möchte uns daran erinnern, dass alles großartige Wissen des Lebens uns nichts nutzt, wenn wir uns im Alltag nicht zu helfen wissen.
Als ich in meiner Kindheit und Jugend zuhause und in der Schule gewaltsamen Übergriffen ausgesetzt war und durch einen Diakon missbraucht wurde, da besuchte ich ein Gymnasium.
Ich lernte Mathematik, Physik, Chemie, Latein, Englisch, um nur einige Fächer zu nennen.
Und was hat mir das in meinem grauenvollen Alltag genutzt? GAR NICHTS!
Geholfen haben mir die lebensklugen und liebevollen Ratschläge von Menschen, die mir wohlgesonnen waren und die mir halfen, aus meiner schlimmen Lage herauszukommen.
Und so lernte ich, in mir meine Talente, mein Selbstbewusstsein, meine Freude, meine Liebe, meine Zuversicht und Hoffnung zu entdecken.
Das Schulwissen hat mir später im Studium geholfen und hilft mir auch heute noch in meinem Beruf als Lektor, aber es hat mit GAR NICHTS geholfen, als es darum ging, zu lernen, wie ich mein Leben meistern könne, wie ich fröhlich und glücklich werden könne.
Deshalb Ihr Lieben,
Wissen ist etwas sehr Wertvolles und es ist gut, wenn Ihr Euch bemüht, Wissen zu erwerben, aber denkt daran, dass Ihr auch solches Wissen erwerbt, das Ihr dazu nutzen könnt, um Euer Leben zu meistern, um fröhlich und glücklich zu werden.
Und achtete auch bei Euren Kindern und Enkelkindern darauf, dass sie nicht nur Wissen anhäufen für ihre spätere Berufstätigkeit, sondern dass sie auch Lebenswissen von Euch bekommen, damit sie sich z.B. dann, wenn jemand mit ihnen etwas tun möchte, dass sie nicht wollen, überhaupt wissen (!), wie sie sich wehren können!
Ich grüße Euch ganz herzlich aus Bremen
Euer heiterer und fröhlicher Werner
Das Foto wurde von Karin Heringshausen zur Verfügung gestellt