Land will Schatzfunde einstreichen

WIESBADEN.

Wem gehören archäologische Schätze, die im Boden gefunden werden? Der Allgemeinheit? Bislang teilen sich in Hessen Schatzfinder und Eigentümer der Fundstätte den Fund. Doch nun wollen die Regierungsparteien CDU und FDP ein sogenanntes Schatzregal einführen: Funde sollen automatisch dem Land gehören, eine Entschädigung ist nicht vorgesehen. Bei einer Anhörung im Wiesbadener Landtag am Mittwoch bezweifelten Experten, dass der Gesetzentwurf sein Ziel erreicht und die Schätze der Vergangenheit für die Öffentlichkeit erhalten werden.

Land will Schatzfunde einstreichenVon der bisherigen Regelung hatte zum Beispiel Friedhelm Scholl profitiert, der bei Renovierungsarbeiten in seinem alten Haus in Herborn 1984 auf einen Krug voller Münzen stieß. „Ich weiß noch, wie mein Mann mich mittags anrief: Ich habe einen Schatz gefunden“, berichtete seine Witwe Marga Scholl am Mittwoch der dpa. „Und ich sagte noch: Du alter Fabulierer.“ Die Münzen, zehn aus Gold und mehr als 1000 aus Silber, stammten aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges. Die Denkmalspfleger in Marburg sichteten den Fund, Eigentümer blieb Friedhelm Scholl. Nach seinem Tod ließ die Familie den Münzschatz 2009 versteigern und erlöste 115 000 Euro.

Trotzdem sagte Marga Scholl, sie würde ein Schatzregal begrüßen: „Ich bin vollkommen dafür.“ Ihre Familie habe seinerzeit versucht, den Schatz gegen eine Art Finderlohn an die Stadt Herborn zu übergeben, doch der Kommune fehlte selbst dafür das Geld.

Den Denkmalschützern, die am lautesten ein Landesrecht an allen Funden fordern, geht es weniger um Glückspilze wie Scholl in Herborn. Es geht um die vielen Hobbygräber, die mit Metalldetektoren durch die Landschaft streifen. In Hessen gebe es 3000 bis 3500 solcher Schatzsucher, sagte Walter Franke vom Verein für angewandte Geschichtswissenschaft Argus im Landtag. Nur 230 von ihnen arbeiten ehrenamtlich mit dem Denkmalschutz zusammen.

Land will Schatzfunde einstreichenDer hessische Landesarchäologe Prof. Egon Schallmeyer sieht nicht ein, dass das Land Steuergeld bezahlen soll, um sich historisch wichtige Funde zu sichern. Schon für die keltischen Fürstengräber am Glauberg hatte das Land 200 000 Euro zahlen müssen. Wollte Hessen den spektakulärsten Fund der letzten Jahre kaufen, müsste es geschätzt drei Millionen Euro aufbringen. So viel dürfte der bronzene Pferdekopf wert sein, der zu einer römischen Kaiserstatue gehörte und 2009 in Waldgirmes bei Gießen ausgegraben wurde.

Eigentümer sind in diesem Fall Schallmeyers hochmögende Kollegen: Die Ausgrabung leitete das Deutsche Archäologische Institut. Der Acker als Fundstelle gehört einem örtlichen Bauern. „Mit einem Schatzregal hätten wir die ganzen rechtlichen Probleme nicht“, sagte Schallmeyer. Alle Bundesländer haben ein Schatzregal außer Hessen, Nordrhein-Westfalen und Bayern.

Doch auch die Gegenseite hatte bei der Landtagsanhörung Argumente. Die Unterschlagung von archäologischen Funden, die Verschleierung der Fundstellen werde zunehmen. Dabei ist für die Forschung nicht nur wichtig, was gefunden wird, sondern wo es gefunden wird. Bei einem Münzschatz darf die Schlussmünze nicht verloren gehen, die jüngste, die eine Datierung zulässt. „Ein Schatzregal führt nur dazu, dass keiner mehr bereit ist, einen Fund zu melden“, warnte Franke.

Mehrere Experten plädierten dafür, zumindestens eine Entschädigung für die Finder in das Gesetz aufzunehmen. Die Möglichkeit einer umstandlosen Enteignung durch das Land stößt bei den Kommunen, Grundbesitzern, aber auch den Kirchen auf Widerspruch. Gerade auf kirchlichem Besitz werden besonders viele Altertümer gefunden.

via Land will Schatzfunde einstreichen | Echo Online – Nachrichten aus Südhessen.


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