Kündigung

Das gesamte Leben besteht aus Entscheidungen. Ob wir aufstehen oder liegen bleiben, Müsli oder nur ein Kaffee, Laptop kaufen oder auf Urlaub fahren, links abbiegen oder geradeaus gehen. Heute habe ich nach drei Jahren den gemeinsamen Weg mit meinem bisherigen Arbeitsgeber beendet. Auch wenn ich nie angestellt war, ein Beschluss, der mir nicht ganz leicht gefallen ist und den ich dennoch nicht bereue.

Kündigung
Foto: Tony Gigov “Jump, jump!“

Vor fast zwei Monaten habe ich darüber geschrieben, dass ich mir eine Auszeit genommen habe, um über mich und alles rundherum nachzudenken. Daraufhin habe ich tolle Rückmeldungen bekommen, sowohl in den Kommentaren als auch in persönlichen Treffen mit Menschen, denen ich etwas bedeute. Danke dafür.

Es steht schon im Titel. Ich bin raus. Drei spannende Jahre, in denen ich immer wieder Projekte mit mehrblick durchgeführt habe. Viele ehrenamtlich wie WIFV, WeissSee und Blögger. Ich habe Konzepte geschrieben, Websites umgesetzt und bei der Planung sowie dem Abhalten von Veranstaltungen mitgeholfen. Es gab Projekte für Kunden, über die ich immer wieder etwas verdient habe. Es war eine spannende Zeit, es hat mir geholfen in Wien Fuß zu fassen und ich habe viele Menschen kennen gelernt. Es war mein Start in die Arbeitswelt und mein erstes selbstverdientes Geld. Abgesehen vom Bloggen1. Gerade bei Blögger fällt es mir schwer loszulassen, da ich viel Zeit investiert habe und großartige Menschen darüber kennen gelernt habe, aber ich bin zuversichtlich, dass das Projekt weitergeführt wird und sich auch in Zukunft um die Stärkung der österreichischen Mikromedien kümmert. Für eine kleine Firma mit einer solchen Vielzahl an Projekten ist es nicht einfach, mal eben einen Mitarbeiter zu verlieren, doch meine Bereiche sind auch durch ihren Projektcharakter soweit alle abgeschlossen, dass sie auch ohne mein Zutun weiterlaufen und sich in Zukunft jemand anderes darum kümmern kann.

Auf jeden Fall sucht mehrblick ab Oktober einen Medien-Praktikanten für Videoschnitt, WordPress und Design. Falls jemand Interesse hat, kann er oder sie sich dort melden. Wahrscheinlich wird die Person teilweise von mir eingewiesen und teilweise durch mehrblick selbst. Schließlich ist man dort auch nicht auf den Kopf gefallen und sehr medienaffin. Wodurch, zumindest kurzzeitig, vieles durch sie selbst erledigt werden kann.

Meine Gründe

Vor drei Jahren kannte mich niemand, heute lest ihr alle diese Zeilen. Ich spreche auf Podiumsdiskussionen und Symposien. Das hat mich verändert. Auch die kurzzeitige mediale Überrepräsentation während und nach #unibrennt hat ihren Anteil gehabt. Ich habe gelernt wie klassische Medien funktionieren und wie gering ihre Bedeutung teilweise ist. Giganten, die beinahe führungslos umherirren, Spuren hinterlassend, die schon nach Tagen wieder verblassen, so groß auch die Aufregung ist, während sie da sind. Ich mag es gekannt zu werden, doch um nicht nur Medienfutter zu sein, muss man dies langsam aufbauen, wie ich es früher mit dem Blog gemacht habe. Dort will ich wieder hin.

Erst war es ein Gefühl. Ich konnte es lange nicht in Worte ausdrücken. Unzufriedenheit. Man wollte wissen was es ist, wie man etwas dagegen unternehmen könnte. Ich wusste es nicht, konnte nicht definieren, nicht einzelne Punkt festnageln. Nur ein Gefühl, das mir gesagt hat, dass es so nicht weitergehen kann. Als das endgültig klärende Gespräch näher gekommen ist, habe ich begonnen rationale Erklärungen zusammenzustellen. Diese waren aber nur Rechtfertigungsversuche, weil Gefühle alleine nach 3 Jahren Zusammenarbeit nicht gerade der beste Kündigungsgrund sind.

Ich bin gut im Worte verdrehen. Kann Dinge schön von einer Seite beleuchten, sodass alle mir sogleich Recht geben, dass es so ist. Oder ich nehme mir die andere Seite vor und bekomme wieder Zustimmung. Austauschbar wie ein Kaffeefilter.

Bestätigung für mein Gefühl habe ich dann von außen bekommen. Menschen, die mitbekommen habe, dass ich mir gerade viele Gedanken mache und andere, die mich nicht einmal kennen. Nachdem ich den letzten Blogpost geschrieben habe, wurden mir zwei Jobs angeboten. Doch nicht indem man mir eine Stellenausschreibung geschickt hat, sondern indem man mich einlud. Bei einem Essen hat man über meine aktuelle Situation gesprochen und dann versucht ein für mich passendes Angebot mit mir gemeinsam zu erstellen. Ich bin mit beiden Unternehmen im Gespräch und habe noch nichts entschieden. Vor wenigen Tagen habe ich ein weiteres Angebot von einer Firma bekommen, die mich anstellen möchte. Gut begründet und ein guter Job. Auch hier ist noch nichts entschieden. Doch ich bin gerührt wie sich bestimmte Menschen um mich sorgen und erfreut welches Interesse allgemein besteht, obwohl es noch gar nicht sicher war, dass ich kündigen werde.

Frei sein. Auch wenn ich nicht angestellt war, habe ich mich mit der Zeit immer stärker mit der Firma identifiziert und somit auch andere Leute mich mit der Firma. Dinge die ich privat oder außerhalb meines Jobs gemacht habe, und das war fast alles, wurde mit der Firma in Zusammenhang gebracht. Besonders stark habe ich es online bei mir selbst bemerkt. Bei jedem Statusupdate, bei jedem Blogpost habe ich an die Firma denken müssen, wie andere Leute und vor allem Kunden es wahrnehmen. Es hat mich daran gehindert frei zu schreiben. Was ich an Blogs so schätze, die Offenheit hat mir gefehlt. Ein Grund, warum ich fast nichts mehr gebloggt habe. Falsche Zeiteinteilung war ein anderer. Oft wollte ich etwas machen und dann kam mir in den Kopf, dass noch eine Arbeit offen ist und bevor ich mich um eigene Projekte kümmere müsste ich das erledigen. Wollte ich es nicht machen, habe ich leider viel zu oft sinnlos Zeit vergeudet ohne dass ich irgendetwas weitergebracht habe.

Die Welt verändert sich. Eure und meine. Jeden Tag. Das Internet ermöglicht mir, mich mit Menschen auf der gesamten Welt2 austauschen. Paul Campbell und andere hat bei der gestrigen Schnitzelconf3 einige wichtige Dinge gesagt. Uns geht es viel zu gut um Dinge zu tun, von denen wir nicht vollends überzeugt sind. Wir sind es den Menschen schuldig, die nicht die Möglichkeit haben zu entscheiden, ob sie etwas machen oder nicht, weil sie das Geld brauchen. Ich lebe jetzt. An diesem Moment. Habe das Glück, dass meine Eltern dafür sorgen, dass ich weder verhungre, noch auf der Straße schlafen muss. Ich möchte nicht für immer von ihnen abhängig sein, doch Geld sollte nicht mein Antrieb sein. Viel mehr die Welt zu verbessern. Und damit selbst glücklich werden. Auf Dauer funktioniert das natürlich nur, wenn ich damit auch Geld verdiene. Ich will Dinge machen, in denen ich einen Sinn sehe. Ich will, dass Menschen sich an mich erinnern.

Veränderung. Drei Jahre sind genug. Das ist einfach so.
Zu Beginn war alles neu und spannend, ich habe viel gelernt, doch irgendwann habe ich den Punkt erreicht, wo sich viele Dinge wiederholt haben und ich nicht mehr das Gefühl hatte mich selbst weiterzuentwickeln.

Zukunft

Ich habe ein paar großartige Angebote und vermute, dass noch mehr kommen. Ich denke über eigene Projekte nach, überlege etwas neues zu starten. Im Moment kann ich mir keine Festanstellung vorstellen, sondern sehe viel mehr eine Kombination aus Projekten. Bezahlte und unbezahlte, eigene und fremde. Das spannendste und das lukrativste haben gute Chancen dabei zu sein. Und irgendwann konzentriere ich mich auf etwas eigenes. Oder bin Teil etwas größeren.

Noch weiß ich es nicht, aber zuerst werdet ihr es sicher auf Twitter erfahren. Und dann hier.

Und falls ihr das ultimative Projekt, wo ich dabei sein muss, kennt: lucahammer (ät) gmail.com oder +43 676 6867694


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