Kritik - Tim und Struppi - Das Geheimnis der Einhorn

Kritik - Tim und Struppi - Das Geheimnis der Einhorn

Autoren: tobe78, Nougat-Cornflake

"Ihnen ist glaube ich nicht klar, in was für ein gefährliches Fahrwasser Sie sich da begeben" -

"Tim und Struppi" goes "Indiana Jones - und der letzte Kreuzzug". Oder Steven Spielberg inszeniert sich selbst, ohne das Abenteuer - und Animations-Genre neu zu erfinden. Aber erweist diesen alle Ehre. So oder so ähnlich lässt sich der Auftakt von "Die Abenteuer von Tim und Struppi - Das Geheimnis der Einhorn" unter der Regie von Steven Spielberg und der Produktion von Peter Jackson ("Der Herr der Ringe", "King Kong", "Der Hobbit") definieren. Denn das, was Steven Spielberg als Regisseur dem erfahrenem Publikum mit "Tim und Struppi - Das Geheimnis der Einhorn" präsentiert, wird nicht als Meilenstein des Genres in Erinnerung bleiben, sondern offenbart sich als eine spaßdurchtränkte Abenteuersause gehobenen Standards, die mit ihrer charmant-witzigen Art zu überzeugen weiß und aktuell das Heimkino (vor allem auf der BluRay Disk) mit einigen furiosen Actionsequenzen des öfteren zum Glühen bringt. Gleichzeitig jedoch wird den"Tim und Struppi" Hardcore-Vorlagen-Puristen ein ums andere Mal ein Entsetzen abgerungen und dem Spaßfanatiker ohne größeren Anspruch mehr denn je, vor allem nach Steven Spielbergs "Indiana Jones - und das Königreich des Kristallschädels ", die ersehnte Befriedigung verschafft. Steven Spielberg hält sich mit seiner "Tim - und Strupp" Interpretation zwar insgeheim an die Vorlagen von Hergé, schneidet diese aber widerum so konsequent auf den Mainstreamgänger von heute zu, so dass die eine oder andere, am Ende kritische Stimme von Puristen, welche die Vorlagen ins Herz geschlossen haben und als Non-Plus-Ultra betrachten, am Ende nicht verhallen wird. Ein gefährliches Fahrwasser, in das sich Steven Spielberg begibt. Welches auch dadurch noch einmal gefährlich aufkommt, dass das vorhandene, erzählerische Potential des in diesem Review besprochenem, ersten Tim- und Struppi Animationsfilms am Ende leider nicht zu 100% genutzt wurde. Peter Jackson jedcoh sollte mit einem Sequel zu Tim und Struppi später keine Probleme haben, sich nach der "Das Geheimnis der Einhorn" Vorlage von Steven Spielberg entsprechend inszenatorisch steigern zu können.

Kritik - Tim und Struppi - Das Geheimnis der Einhorn

Die Gründe dafür liegen auf der Hand: Steven Spielberg zeigt in "Tim und Struppi - Das Geheimnis der Einhorn" schon zu Beginn an, wohin die Reise in der per Motion Capture animierten "Abenteuerhommage" in den insgesamt vielleicht etwas zu kurzweiligen 107 Minuten hinlaufen wird. Der Begriff "Abenteuer Hommage" ist bewusst gewählt, weil Steven Spielberg in erzählerischer / actiontechnischer Hinsicht, um "Tim - und Struppi inszenatorischen Esprit verleihen zu können, sich zu sehr auf die eigenen "Inidiana Jones" Ableger aus dem eigenem Hause als Ideengeber im Takt verlässt, auch wenn die gebotene Qualität am Ende keinesfalls schlecht ist. Die Jagd nach der wichtigen Karte in "Tim und Struppi - Das Geheimnis der Einhorn" erinnert frappierend an die Jagd nach dem heiligem Gral, das auftauchende Schiff an den genialen Prolog von Indiana Jones und der letzte Kreuzzug mit einem zynisch grinsenden Harrison Ford. Und selbst Daniel Craigs Figur könnte Walter Donovan als mit allen Wassern gewaschener Gegenspieler nicht ähnlicher sein. Und das Verblüffenste ist: Steven Spielberg legt in "Tim - und Struppi - Das Geheimnis der Einhorn" auch noch selbst einen animierten Auftritt hin. An welcher Stelle das passiert, wird aber nicht verraten. Seine animierte Figur sieht ihm jedenfalls zum verwechseln änlich. Und sicherlich sorgt auch Steven Spielbergs kleiner Kunstgriff, dem Publikum durch eine Gegenüberstellung des altmodischen Konterfeis von Tim und dem anschließendem Schwenk auf dessen modernes Antlitz zu zeigen, wie sich die Dinge in Sachen zeitgemäßer Animation mittlerweile geändert haben, für die entsprechende Belebung im Prolog. Aber auf diese Art und Weise vermag man das Publikum leider noch nicht vom Charme der sympathischen Figuren zu überzeugen, welcher auf gewisse Charaktereigenschaften und Erlebnisse in der Vergangenheit zurückzuführen ist.  Wir Autoren von BlockbusterAndMore oder andere Leser können halt zu denjenigen gehören, die noch nie einen Tim und Struppi Comic in der Hand hatten, auch wenn die Charaktere uns irgendwie immer geläufig sind. Ebenso nimmt Tim´s Begleiter Struppi im weiteren Verlauf leider nur die Rolle des treuen und herzensguten Sidekicks ein, wodurch "Tim und Struppi - Das Geheimnis der Einhorn" zu einer zwar turbulenten und gut getricksten, aber auch leicht ärgerlichen Abenteuer-Odyssey Marke "Die Abenteuer von Tim und Haddock" gerät. Das volle Potential seiner Figuren schöpft Steven Spielberg also leider noch nicht ganz ab. Und zwischendurch greift er, wenn es in den eigentlich clever montierten Rückblenden um den Kampf zwischen Haddock und Sakharin geht, auf einen am Ende leider relativen plumpen Erzähltrick aus der Klischee-Abenteuer-Mottenkiste zurück. 

Kritik - Tim und Struppi - Das Geheimnis der Einhorn

Spoiler Ahead (!):
Auf Haddock und Sakharin lastet ein Fluch: schon die Vorfahren bekämpften sich und werden es erneut tun, wenn sie wiedergeboren werden. Steven Spielberg entwendet also klammheimlich den Plot von Stephen Sommers Blockbuster-Sequel "Die Mumie kehrt zurück", in dem Rick und Evelyn O´Connell wiedergeboren wurden, um gemäß den Willen ihrer Vorfahren erneut das Böse in Form der wiedererwachten Mumie bekämpfen zu können. Den Drehbuchautoren gingen also einfach nur die kreativen "Ideen" aus. Ebenso droht Peter Jackson und Steven Spielbergs Animations-Spaß "Tim und Struppi - Das Geheimnis der Einhorn" vor allem im Mittelteil der Niedergang in allzuviel Hektik, bevor Gott Sei Dank wieder der Fuß vom Gaspedal der Inszenierung genommen wird . Den rustikalen Charme erhält "Tim und Struppi" aber wieder in der besten Verfolgungsjagd des Filmes Dank des passenden Humors, der Rafinesse und der perfekt choreographierten Action zurück. 
Ebenso mag dem Publikum das krachende Finale verständlicher Weise vielleicht auch zu überspitzt dargestellt sein, aber gerade mit dem gewollt-überhöhten Aufeinandertreffen der Figuren wird man den bisher gesetzten Standards des Animationsgenres gerecht, welche von der Animationsschmiede "Pixar" einst mit vielen Meisterwerken, beispielsweise die Monster AG, definiert wurden. John Williams Score hingegen fügt sich nahtlos in Steven Spielbergs und Peter Jacksons Animationsspaß, auch wenn die akustischen Higlights, welche vor allem dem Indiana Jones Franchise zur Ehre gereichen würden, am Ende ausbleiben. Im Großen und Ganzen sind auch die Motion Capture Animationen von Tim, Schulze & Schulze und anderen Charakteren als ingesamt sehr ordentlich zu bezeichnen, auch wenn z.B die Animations-Klasse von James Camerons Action-Spektakel "Avatar" am Ende leider nicht ganz erreicht wird. Als Entschädigung dafür werden erstklassige Locations geboten, die aktuell auch auf dem hochauflösendem Format der BluRay Disk zum staunen einladen...

Kritik - Tim und Struppi - Das Geheimnis der Einhorn

Fazit: Steven Spielbergs Animationsspaß "Tim und Struppi - Das Geheimnis der Einhorn" ist nach vergangenen Regieleistungen (wie z.B. "Krieg der Welten") ein Schritt die richtige Richtung, bleibt aber Dank seines am Ende episodenhaften Charakterers qualitativ deutlich ausbaubar. Für einen ordentlichen Heimkinoabend reicht das gebotene am Ende aber allemal aus. 

Wertung: 7.5/10 Punkte


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