Kritik - Der Blitzangriff: Rotterdam 1940

Kritik - Der Blitzangriff: Rotterdam 1940

Filme über den Verlauf des zweiten Weltkriegs in Szene zu setzen fiel bis jetzt so manchem Regisseur alles andere als leicht. Auch der US-amerikanische Regisseur Michael Bay , der sich mit seiner Version der Geschehnisse um "Pearl Habor" völlig zurecht so manche Publikums- und Kritikerschelte einfangen durfte, scheiterte im Jahr 2001 an diesem ehrgeizigen Vorhaben. Und im Jahr 2012 durfte sich nun ein niederländischer Regisseur, Ate de Jong, der bei Produktionen wie "Highway zur Hölle" und "Mein böser Freund Fred" auf dem Regiestuhl in Erscheinung getreten war und in Deutschland bis jetzt immer noch nicht allzubekannt sein dürfte, daran versuchen, wieder einmal eine Liebestragödie vor einem authentisch-wirkenden bis historisch-akkuraten Hintergrund zu inszenieren. Und das gelingt ihm am Ende auf Grund handwerklicher Mängel, obwohl ein ähnlich hohes Budget wie für "Pearl Harbor" zur Umsetzung seines Films Verfügung stand, leider nicht. Aber auch Dank einer dilletantischen Regie, der Film-Schnitt und die Erzählung wirken vom Einstieg in den Film bis zum Mittelteil etwas konfus, bleibt Ate de Jong der kommerziell-künstlerische Erfolg außerhalb der Niederlande versagt. Stellvertretend dafür serviere man eine abgeschmackte, bereits bei James Cameron in "Titanic" zwei bis 3 Klassen besser erzählte, bereits zur Genüge gesehene und emotional besser-erlebte, hier sich eindeutig zu lang dahinziehende Liebestragödie mit einem erneut unvermeidlichen Nebenbuhler. Der nur seinen finanziellen Vorteil Dank einer späteren Heirat im Sinn hat. Pieter Van der Sman darf in "Der Blitzangriff: Rotterdamm 1940" als wieder einmal neureicher Snob mit gegen Ende gezogener Waffe wie einst Billy Zane als Widersacher Cal Hockley auftreten. Um das junge Glück zu zerstören. Aber um dieses zu retten, wird zu diesem Zweck nun erneut der Sprung ins eiskalte Wasser, dieses mal vom Protagonisten selbst, vollzogen. Aber auch diverse Szenenabläufe aus James Camerons Filmklassiker werden von Ate de Jong während 105 Minuten Laufzeit in Drama aus eigenem Hause, "Der Blitzangriff: Rotterdamm 1940", aufgegriffen und planlos aus- bis nachbuchstabiert, wenn das aktuell-niederländische Liebespaar, verkörpert durch Jan Smit und Roos van Erkel, aus einem Fahrstuhl mit eisernen Gitterstäben flüchten darf.  US-amerikanischen Regiekollegen die verdiente Ehre erweisen zu wollen, kann zwar gutgemeint, aber halt manchmal auch zuviel des Guten am Ende sein.

Kritik - Der Blitzangriff: Rotterdam 1940

Garniert wird all das mit vielen zweitklassigen, in der deutschen Sprache holprig synchronisierten Nonsens-Rosamunde-Pilcher Sonntagsnachmittags-ZDF-Dialogen eines narrativ-einfallslosen Drehbuchs, das Ate de Jong zusammen mit Paul Ruven schrieb. Entgegen so manch landläufiger Meinung des niederländischen Publikums und trotz eines Auftritts von Schlager-Starsänger Jan Smit ist Ate de Jongs Drama  "Der Blitzangriff: Rotterdam 1940" am Ende leider zu einem schwer genießbarem Stück Film geraten. Jan Smit bemüht sich zwar nach Leibeskräften in "Der Blitzangriff: Rotterdam 1940" eine gute Figur zu machen, kann aber letzten Endes der Erzählung aus der Retortenkiste im Zusammenspiel mit der eigentlich zu ihm passenden Darstellerin Roos van Erkel keinen Esprit verleihen, was allein der Inspirationslosigkeit der Macher am Ende zu verdanken ist. Dennoch ist er auf Grund seines wirklichen Berufes als Schlagersänger in Ate de Jongs Ensemble-Drama eine wirkliche gute Wahl. Denn der "Blitzangriff: Rotterdam 1940" versandet letzten Endes irgendwo im inszenatorischen Niemandsland zwischen brav abgefilmten Auftrags-Arbeit-Heimatfilm- und biederem Gesellschafts-Porträt, enem gräulich-abendlichen 20.15h erhobenem Zeigefinger- Fernsehkitsch-Drama, welches man leicht in Verbindung mit Guido Knopp bringen könnte. Und imaginär hinzu addierten Rheumadecken. Das anspruchslose, weit über 65jährige Publikum dürfte mit Ate de Jongs Drama "Blitzangriff: Rotterdam 1940" am Ende vielleicht gerade noch so auf seine Kosten kommen, das restliche Publikum wird bei Sichtung des Filmes einfach nur den Wunsch nach weit besserer Unterhaltung haben. Denn Dank der finalen Tragödie, der James Camerons Filmklassiker "Titanic" auf Grund des eigenen Ideen-Mangels unübersehbar Pate stand (Arm und Reich dürfen einfach nicht zueinander finden bzw. eine gesellschaftliche Mittelschicht zunächst nicht etablieren) entpuppt sich Ate de Jongs Drama "Der Blitzangriff: Rotterdam 1940" am Ende als ein zynisch-reaktionär-verklemmtes, verlogenes bis geschmackloses Stück Film.

Kritik - Der Blitzangriff: Rotterdam 1940

Immerhin konnte Rose Dewitt Bukater in "Titanic" Dank des Todes von Jack Dawson vor dem Hintergrund einer historischen Menschheits-Tragödie einst ihre Freiheit wiedererlangen, ihn so ehren, eine neue Familie gründen, sich als Frau emanzipieren, also für ihr neues Recht in einer neuen, ehrlich wirtschaftenden Mittelklasse-Gesellschaft eintreten. Und schließlich glücklich werden, obwohl ihre große Liebe niemals wirklich in Vergessenheit geriet. In "Der Blitzangriff: Rotterdam 1940" verhält es sich ähnlich, wenn Vincent de Graaf (Jan Smit) durch die finale Tragödie seine Freiheit wieder erlangt. Er muß im Gegensatz zu James Camerons Filmklassiker im Alter aber nun mit zu auffälliger Maske der auferlegten Trauer erliegen, seine große Liebe entgültig verloren zu haben. Und darf dabei in aller Einsamkeit an so manchen Teil  der Heimat denken, welcher Dank hinzuaddierten, schwarz-weißen Bildmontagen von deutschen Bombern zerstört wird. Und keineswegs von echt und tödlich wirkenden, erschaffenen Gegnern. Warum wurde hierfür kein entsprechend ausreichender Teil des vorhandenen Budgets aufgewendet? Was hat man am Ende von all dem nach Sichtung, also nach einem kollektiven Schulterklopfen, nach dem man sich angeblich so schön der fiesen, eigenen Vergangenheit gestellt hat? Eben. Denn an einer wirklichen Ausleuchtung der historischen Zerstörung der Stadt Rotterdam abseits halbgarer, gegen Ende Einzug erhaltener Pappmaché und Zement-Zerstörungs-Orgien, in welchen sich zur Abwechslung auch mal ein Elefant verirren darf(!), zeigen sich Script und Regie in 105 Minuten Laufzeit so gut wie gar nicht interessiert. Außer in wenigen slapstickhaften Montagen, wenn der böse Bilderbuch-Nazi-Deutsche , damit die Grenze nach Duisburg überquert werden darf, sich bei einem Boxkampf endlich eine blutige Nase holen darf. Denn er ist ja genau wie alle anderen Deutschen so dumm, er hat es ja gar nicht anders verdient. Oder halt in den Momenten, wenn in grauen Filmschnipseln der bösen Vergangenheit gedacht wird. Um dem Publikum ein kleines "Ey gucke mal da, huch wie gewagt, so war das also im Krieg" zu entlocken. Damit diesem das Gefühl gegeben werden kann, etwas unglaublich anspruchsvolles bzw. intelligentes erlebt zu haben. Was in Ate de Jongs Drama aber bis zum Ende niemals wirklich passiert. Und somit wird das Publikum, welches eine ganz andere Erwartungshaltung an Ate De Jongs Drama des zweiten Weltkriegs hat, bitter enttäuscht.

Fazit: Ate De Jong, Liebesdrama und Krieg: ein Name und zwei Begriffe, die am Ende nicht miteinander eins werden möchten. Und ein daraus resultierender, filmischer Flop. Der nächste Film in diesem Genre möge bitte kommen, der es am Ende hoffentlich besser macht...

Wertung: 2/10 Punkte


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