"Being loved is not enough". -
Robert Pattinson scheint als Schauspieler seit seinem internationalem Durchbruch mit den "Twilight"-Verfilmungen mehr und mehr das Image eines Frauenverführers/Schwarms anzuhaften. Und um auch laut eigener Aussage endlich als Schauspieler ernstgenommen zu werden, wolle er sich nun als Schauspieler Dank Filmen in "verschiedenen Genres" ab sofort weiterentwickeln. Betrachtet man aber seinen aktuellen Film "Bel Ami", welcher als Romanklassikeradaption von Guy de Maupassant auf das Konto der Regisseure Declan Donnellan und Nick Ormerod geht, so muß man leider feststellen, das sich an seinem eigenem, aufgebauschtem "Image" als Frauenversteher und Verführer so schnell wohl nichts ändern wird, wenn dieses mal statt durch den sonst zu Grunde liegenden Vampirismus keine unschuldigen Collegegirls und ein damit verbundenes, jüngeres Publikum seinen Reizen verfallen, sondern die feine Pariser Gesellschaft im sprichwörtlichen Sinne "ausgesaugt" werden darf. Wodurch auch das "reifere" weibliche Publikum beim Anblick und der "Taten" Robert Pattisons in "Bel Ami" nun endlich auf seine Kosten kommt.
"I loved you when you had nothing." -
Aber mit einem akkurat inszeniertem und memorablem Historien-Drma, welches sich sich allem erzählerischem und dem moralischen als auch politischem Subtext der Vorlage verhaftet, hat "Bel Ami" am Ende eher weniger zu tun. Denn man darf eher mit einer Adaption der Romanvorlage von Guy de Maupassant vorliebnehmen , welche sich eher als hollywood-typischer, mit ausgelutschten Erzählmitteln versehener Dramaturgie-Baukasten offenbart. Und die auf Grund der erwähnten, gespielt-sexuellen Ausschweifungen Robert Pattisons eher als "Dyke-Softcore" - Sexstreifen zu gebrauchen wäre. Robert Pattinson korpuliert sich in seiner Rolle bereits nach 5 Minuten die Seele aus dem Leib, kann aber trotz seines zur Schau gestellten Willens zu einer wirklich guten Schauspielleistung Dank des limitierten Scripts zu keiner Zeit emotional auftrumpfen, seiner Figur die nötige Verschlagenheit und Ambivalenz, also das entsprechende Leben verleihen, Und die Handlung an sich reißen. Nein, auffällig gegeelte Haare, ein schiefes Lächeln und dreerlei, sich abwechselnd-langweilige Mimiken zeugen noch lange von keinem Genie. Ebenso wenig darf sich Robert Pattinson als Genie feiern lassen, wenn er vom generiertem Script Dialoge in den Mund gelegt bekommt, welche ihn im Verlaufe der Handlung gleichzeitig als Betrüger und Betrogener für den Betrachter entlarven sollen, aber jede Nähe zum feinen Pariser Milieu zur puren Behauptung werden lassen.
"Does your husband tell you you're beautiful?" -
Erweist sich Robert Pattinson als Georges Duroy etwa "nur" als tagespolitische Marionette? Wenn ja warum? Warum verführt ihn Uma Thurman als Madeleine Forestier? Ist seine Positionierung als späterer "Klatschspaltenchef" nur ein geschicktes Kalkül, um durch seine Kontakte zu politischen Verbündeten über diese auf dem Laufenden zu bleiben. Um dadurch die eigene (wettbewerbs)politische Position in Frankreich durch geschickte Strategie, Spionage und entsprechende Schachzüge stärken zu können? Damit in einer dekadenten / moralischen verfallenen Gesellschaft der feine "Status Quo" aufrecht weiter erhalten werden kann ? Oder ist Robert Pattinson in seiner Rolle gar "gezwungen", sich seinen (umoralischen) Weg an die Spitze der "High Society" zu bahnen, weil er als "verarmtes" Mitglied der Gesellschaft von Kindesbeinen an sowieso keine "reguläre" Chance auf einen Aufstieg in der Gesellschaft, also auf Möglichkeiten wie vernünftige Arbeit und daraus resultierendem Wohlstand gehabt hätte? Müsste er deshalb nicht eine sprichwörtliche Wandlung vom "Saulus zun Paulus" durchmachen, von der man in "Bel Ami" im Gegensatz zur Romanvorlage am Ende nur noch wenig vernimmt? Oder ist der Wohlstand generell nur ein perfides, erfundendes Produkt der feinen Pariser Gesellschaft? Man weiß es mit Einblendung der End Credits von "Bel Ami" am Ende nicht genau...Und erfährt nichts über Georges Duroy Herkunft, über seine tieferen Beweggründe / Motivationen...Declan Donnellan und Nick Ormerod beschäftigen sich in typisch hollwoodesker Biopic-Manier mit den vielen hübsch-bebilderten Lebensabschnitten des Protagonisten, welche recht stoisch und steril wirkend nach und nach abgearbeitet werden, um der Romanvorlage auf Teufel komm raus gerecht werden zu müssen. Vordergründig wird dem Publikum also eine Menge über das Leben George Duroys erzählt, das recht schludrig aus dem Kontext gerissen ist. In Wirklichkeit vernimmt aber doch sehr wenig wirklich-wichtiges und tiefer zusammenhängendes. Es bleiben halt zuviele unbeantwortete Fragen am Ende von Nick Ormerod und Declan Donnellans Drama "Bel Ami" offen. Gelinde gesagt ist das enttäuschend.
Fazit: Das sich "Bel Ami" als als einer der fadesten Beiträge zum "Historienfilm" Genre erweist, aber dennoch nicht zum Totalabsturz gerät , liegt zum einen an der handwerklich-bestechenden Qualität der Inszenierung: Declan Donnellans und Nick Ormerods Existenzial-Drama gerät visuell zu einer ansehnlichen, authentischen Ausstattungs / Kostümierungs-Operette. Und wenigstens sorgen Darsteller(innen) wie Uma Thurman, Christina Ricci als verführerische Clotilde de Marelle und Colm Meaney ("Star Trek Deep Space Nine" und "The Next Generation") für den ein oder anderen schauspielerischen Lichtblick. Als erotisch-softer, aber etwas langweilig vorgetragener "Schmachtfetzen" mit "Anhimmel-Potential " für diverse "Fan-Girl-Gruppierungen", welche Darsteller Robert Pattinson generell zu Füßen liegen, vermag "Bel Ami" vielleicht die nötigen "Pluspunkte
verbuchen, als ambitioniertes und ernstzunehmendes Drama hingegen funktionert Declan Donnellans und Nick Ormerods Film gar nicht. Und schürte in der Blockbuster-Saison 2012 folgerichtig wenig Interesse beim breiterem Publikum.
Wertung: 4,5/10 Punkte