Der Streik geht weiter, aber die Notversorgung ist garantiert. Das ist das Ergebnis eines zweistündigen Treffens am Dienstagabend, an dem Vertreter der portugiesischen Regierung, des Spediteurverbands ANTRAM und der Gewerkschaft der Fahrer von Gefahrgut-Transportern teilnahmen. Die Arbeitnehmervertreter warnten jedoch: Das Problem wird anhalten, denn im Rahmen der Mindestversorgung würden nur 40 Prozent der Tankstellen in Lissabon und Porto mit lediglich 30 Prozent der üblichen Kraftstoff-Mengen beliefert. Nur Unternehmen wie Flughäfen, Krankenhäuser und Sicherheitsdienste sollen zu 100 Prozent versorgt werden.
Mit den Arbeitskampfmaßnahmen will die Gewerkschaft Lohnverbesserungen und Änderungen des Tarifvertrages - insbesondere für Überstunden und Nachtarbeit - durchsetzen. Ferner will sie, dass die Gefahrgutfahrer als eigene Berufsgruppe anerkannt werden.
Dem Kraftstoff-Mangel wird im "Alarmzustand" begegnet
Die beiden Minister für Inneres und Umwelt und Energieversorgung hatten am Dienstag den "Alarmzustand" aufgrund des Streiks erklärt und Sondermaßnahmen zur Versorgungssicherheit ergriffen. Wir berichteten gestern in unserem Artikel "Portugals Flughäfen geht der Treibstoff aus". Der Alarmzustand wegen der Energiekrise gilt zunächst bis zum Ostersonntag, 23:59 Uhr. Er sichert einen erhöhten Grad der Einsatzbereitschaft der Sicherheitskräfte und -dienste sowie aller Katastrophenschutzbeauftragten. Militärpersonal, Feuerwehrleute und Katastrophenschutzbeamte, die zum Führen von Schwerfahrzeugen qualifiziert sind, werden für die Ersatztransporte mit Tankwagen eingesetzt.
Der Streik der Lkw-Fahrer, die gefährliche Güter transportieren, führt zu einer starken Folgen an den Tankstellen des Landes und zu Problemen an den Flughäfen - und das mitten in der Osterferien-Zeit. Zahlreiche geschlossene Tankstellen und lange Schlangen vor den noch verfügbaren Zapfsäulen - so sahen die Streikfolgen schon am Dienstag bis in den späten Abend hinein in ganz Portugal aus. Die Sorge um ausgehenden Treibstoff sorgte für zum Teil chaotische Verhältnisse im ganzen Land.
Kraftstoff-Mangel beeinträchtigt auch Oster-Flugverkehr
Die portugiesische Fluggesellschaft TAP stellte einen Notfallplan auf, um die Auswirkungen in ihrem Netz so weit wie möglich zu begrenzen. Ein Mittagsflug, der mit der Nummer TP 1902 von Faro nach Lissabon, musste am Dienstag annulliert werden, wie Medien berichteten. Außer einer dürren Pressemitteilung gab es bislang keine Informationen von der Flughafenbetreiber-Gesellschaft ANA bzw. Vinci Airports.
In der Nacht zum Mittwoch berichtete eine " Algarve für Entdecker"-Leserin, die irische Billigfluglinie Ryanair habe Dienstagabend in Faro wegen Treibstoffmangels den Flug, der um 19:10 Uhr nach Berlin-Schönefeld (FR 5365) starten sollte, "ersatzlos gestrichen". Am Mittwochvormittag gab es auf der Webseite des Flughafens Faro zunächst keine Anzeichen mehr von Flugstreichungen.
Gesellschaften, die den Airport Faro anfliegen, trafen ansonsten Vorkehrungen, um Flugannullierungen möglichst zu vermeiden: Maschinen kommen dort mit mehr Treibstoff als üblich in den Tanks an oder aber werden in Spanien, zum Beispiel in Santiago de Compostela, auf dem Weg nach Portugal betankt. Die Polizei musste zum Beispiel - wie der Fernsehsender SIC berichtete - mehr als sechs Tankwagen-Lieferungen mit Kerosin zum Flughafen Faro eskortieren - vorbei an streikenden Lkw-Fahrern. Auch auf der Autobahn A 1 war zu sehen, dass Polizei-Eskorten Tankwagen zum Flughafen Lissabon begleiteten.
Kraftstoff-Mangel: Internet-Plattform informiert über leere Tankstellen
Im Internet helfen sich Portugiesen bereits mit Informationen gegenseitig. Die Plattform VOST richtete eine Übersicht ein, mit deren Hilfe jeder Internetnutzer abfragen kann, wo es keinen Kraftstoff mehr gibt. Um 18 Uhr am Dienstag zeigte die Seite an, dass 16 Algarve-Tankstellen nach Angaben von Informanten ohne Kraftstoff waren. Sie liegen in Städten wie Faro, Lagoa, Ferreiras, Quarteira, Albufeira, Loulé, Vila do Bispo, Portimão und Alvor. Nach diesen Angaben gab es mehr als drei Dutzend Stationen, wo mindestens eine Kraftstoffart - Benzin oder Diesel - nicht mehr verfügbar ist.
Landesweit registrierte die Plattform am Dienstagabend um 21:30 Uhr mehr als 1.500 leergepumpte Tankstellen. Das ist fast die Hälfte des Stationsnetzes des Landes (3.081).
Auch die Bus-Unternehmer Portugals sehen ihre Dienstleistungen wegen der Streikfolgen "am Limit". Das gestand der Präsident des Verbands ANTROP, António Cabaço, am Dienstagabend ein.