Kino in Goptapa

Kino in Goptapa

Vor einiger Zeit sah ich eine Reportage über die Kinder des kurdischen Dorfes Goptapa im Irak. Es wurde nicht viel erzählt oder erklärt, es waren vielmehr die Bilder, die für sich sprachen und mich zum Grübeln brachten. Das von Krieg und Armut gezeichnete, aus Lehmhütten bestehende kleine Dorf, schien von nichts, als den unendlich erscheinenden weiten Landflächen, umgeben zu sein. Nichts außer Nichts. Und trotzdem hatte dieser Ort etwas Lebendiges an sich, was die vorherrschende bedrückte, traurige Stimmung fast ganz zu überdecken schien.

Dies rührte von der Heiterkeit der Kinder, welche eine Fantasie besaßen, die die Weite des Landes übertraf und das, obwohl sie nichts Anderes kannten, als den Sand, der ihre Häuser umgab. Man sah sie bei Sonnenaufgang mit Luftballons, die die Reporter mitgebracht hatten, spielen. Bei Sonnenuntergang mit dem, was davon übrig geblieben war. Wie lange würden wir uns wohl mit einem Stück Gummi, gefüllt mit Luft beschäftigen? Auch der kleine Junge, der seinem Vater täglich helfen musste, die Felder zu bewässern, spielte; mit Sand, den er in das Wasser kippte. „Er erzählt dem Wasser seine Wünsche,“ sagte ein anderes Kind. Wem sonst sollte er sie auch erzählen…?

Ein paar Tage lang veranstaltete der Leiter des Filmprojektes Kinoabende. Mit einem Beamer wurden Kinderfilme auf ein weißes Laken gestrahlt. Fast alle Dorfbewohner nahmen mit großer Begeisterung teil. Es waren die ersten Filme, die diese Menschen in ihrem ganzen Leben gesehen haben. Die Freude war riesig, genauso wie der darauf folgende Applaus. Noch nie habe ich Kinder gesehen, die mit so wenig so glücklich zu machen sind. Wie viele Filme schauen wir in der Woche, wie oft gehen wir ins Kino und wie zufrieden sind wir mit dem, was wir sehen?

Es ist die Bescheidenheit, die mir in in unserem Lebensstil fehlt. Oft verfallen wir der Habsucht und der Undankbarkeit. Hat man das eine, will man das andere. Kriegt man es nicht, folgt Verbitterung und Demotivation. Sind wir es, die uns diese Eigenschaften aneignen, oder ist es die Gesellschaft, die uns die Gier nach mehr einpflanzt, sodass wir vergessen, zufrieden zu sein und unser Glück dementsprechend mit anderen zu teilen? Ist der Wohlstand überhaupt noch Glück, oder eher ein Fluch, der uns immer weiter in die Unzufriedenheit treibt?

Ich glaube nicht, dass es Sinn macht, die Schuld bei irgendjemandem zu suchen. Wichtig ist es, dass wir unsere eigene Haltung und das eigene Verhalten gegenüber der industrialisierten Konsumgesellschaft erkennen, ihr entgegenwirken und nicht verfallen. Fragen wir uns selbst, ob wir wirklich alles in unserem Kleiderschrank benötigen, oder ob es sinnvoll ist, den alten, jedoch gut funktionierenden Computer gegen ein neues, schickeres Modell zu tauschen. Wir können alle etwas bewirken, wenn wir anfangen vor unserer eigenen Tür zu kehren.


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