“Schau, jetzt kommen sie helfen…”
Letzte Woche haben wir darüber berichtet, dass es wichtig ist, Kinder früh und spielerisch auf das Thema Spital zu sensibilisieren und sie – wenn immer möglich – auf den Ernstfall vorzubereiten. Nebst Büchern, Spielen oder Spitalführungen beeinflusst aber auch die Art und Weise, wie wir Eltern über das Thema reden, ob unsere Kinder mehr oder weniger Angst vor einem Spitalaufenthalt haben.
Die Angelones-Leserin Ingrid Broger, dipl. Kleinkindererzieherin, Erwachsenenbildnerin und Kursleiterin bei www.elternkurse-be.ch hat zu diesem Thema einen interessanten und aufschlussreichen Gastbeitrag verfasst:
Die Wirkung von Elternbotschaften
“Von Eltern vermittelte Botschaften können eine starke Auswirkung auf ihre Kinder haben. Im Austausch mit einer Kollegin, die in der Anästhesie und im Notfall-Rettungsteam tätig ist, wurde mir folgende Sichtweise in Bezug zu “Kind und Spital” bewusster: Unsere Ausdrucksweise, wie wir die Ambulanz im Einsatz sehen, gibt den Kindern ein erstes Bild. Sagen wir nicht oft beim Erklingen der Sirenen: “Ui, da ist glaub etwas Schlimmes passiert!”. Oder wenn wir das Notfallauto mit Blaulicht vorbeidüsen sehen: “Oje, da geht es wahrscheinlich jemanden grad gar nicht gut…”? Vielleicht sagen wir auch nichts, haben einfach ein beklemmendes Gefühl. Auch dies, so behaupte ich, spüren unsere Kinder.
Positive Haltung, positive Kommunikation
Jene Kollegin ist selbst Mutter eines Sohnes und berichtete mir, wenn sie einem Ambulanzfahrzeug im Einsatz begegnen, sie dann ihrem Kind sagt: “Schau, jetzt kommen sie helfen.” Diese Aussage vermittelt dem Kind ein positives Bild vom Rettungsdienst – weg vom “Schrecken und Schlimmsten” – hin zu “sie kommen und werden helfen”. Im Einsatz bei Kindernotfällen sei es deutlich spürbar, ob das Kind durch Voreingenommenheit zusätzliche Furcht aufzeige. So empfiehlt sie, einfühlsam auf Aussagen zu Notfall und Spital zu achten und keine Ängste, sondern gute Botschaften zum Rettungsdienst zu vermitteln.
Ebenfalls einen grossen Einfluss hat die verbale oder nonverbale Kommunikation der Eltern für die Arzt- oder Spitalbesuche mit Kindern. Es ist wichtig, dass wir Eltern uns selbst nicht stark verängstigt oder unsicher fühlen. Vertrauen und Sicherheit in den Arzt, die Situation, die Notaufnahme können sich auf das Kind übertragen und helfen ihm in dieser Situation enorm.
Ehrlich und offen reden
Ich war beispielsweise sehr froh um Auskunft vom Arzt und Fachpersonal Spital und dankbar um anwesende und emotionale Unterstützung von mir nahestehenden Menschen. Wichtig war mir ebenfalls, dass ich dem Kind stets ehrliche und transparente Auskünfte gegeben habe. Auf die Frage: „Tut die Spritze weh?“ habe ich geantwortet: „Es kann wehtun. Piekst einen Moment.“ Damit versprach ich mir, dass ich verlässliche Informationen an das Kind weiterleite und es Vertrauen in die Rückmeldungen beibehält. Auch habe ich unseren Kindern den Ablauf der Untersuchung beim Kinderarzt und die Operation im Spital im voraus sachlich erklärt, soviel sie wissen wollten und soweit sie nachfragten. So waren sie bereits etwas auf die Situation vorbereitet.
Welche Gefühle vermittelt Ihr – bewusst oder unbewusst – im Zusammenhang mit Notfällen und Spital? Wie kommuniziert Ihr? Welche Erfahrungen habt Ihr bei Eurem ersten richtigen Spitalaufenthalt gemacht? Welche weiteren Tipps habt Ihr für eine möglichst gute Spitalaufenthaltsvorbereitung?
Laufend interessante Informationen und Inputs rund um das Thema Familie findet Ihr auf der Facebook-Seite Familien gemeinsam stark! In dieser Gruppe können Familien sich vernetzen, austauschen und inspirieren lassen.
Weitere Beiträge passend zum Thema:
- Kind und Spital: Weniger Angst dank guter Vorbereitung
- Kinderspital Zürich: In der Notaufnahme steht die Zeit still
- Kinderfest: Für einmal nur zum Spass ins Spital