Der Göttergatte ist ja Pädagoge. Und der sagt immer: Wenn ich den Namen eines Kindes höre, weiß ich welche Schulform es besucht!
Dann bin ich mal gespannt, was er zu Julius-Alexander sagt. Diesen Jungen habe ich gestern während des Handballtrainings der Minimonster kennengelernt. Julius ist ein ganz normaler Junge, dachte ich, als wir uns in der Umkleidekabine begegneten. Während meine Monster meuterten, weil sie sich selbstständig aus- und umziehen sollten, übernahm Julius' Mutter diese Aufgabe wie selbstverständlich.
Jack-Wolfskin-Jacken-Träger Julius - der Größe nach zu urteilen, würde ich ihn auf sieben Jahre schätzen - saß kleinlaut in der Kabine und ließ sich von Mama die Schuhe zu binden. Sein blonder Haarschopf erinnerte mich an "Michl aus Lönneberga", seine Adidas-Shorts eher an einen gut situierten Mittelstands-Sohnemann mit guten Manieren und prall gefülltem Freizeitprogramm.
Nachdem Mama ihm mit Spucke und einem echten "Tempo" die zarten Gesichtshaut reinigte, verabschiedete sie sich mit einem lauten Schamtzer. Umgehend verschwanden die vorher zur Schau getragenen Manieren und Julius mutierte mit einem frechen Grinsen zu dem Jungen, den ich in seinem Haarschopf von Anfang an vermutet hatte. Meine Jungs waren derweil fertig mit meutern und hatten sich in ihre Null-Acht-Fünfzehn-Turnklamotten geworfen. Bei einem schaute das Unterhemd hervor und der andere hatte seine Schuhe verkehrtherum an - aber, sie hatten es allein vollbracht. Nicht so Julius. Leicht stolz betrachtete ich meinen Nachwuchs. Nicht besonders schick, aber selbstständig!
Aber Julius konnte noch mehr ...nicht: Zuhören, still den Anweisungen folgen und den Erwachsenen Trainern mit dem nötigen Respekt begegnen. Julius schlug einem Kind den Ball aus der Hand, verwickelte ein anderes in einen Boxkampf und war dabei ständig in Bewegung. Den Ermahnungen des Trainers zum Trotz, tat er es wieder und wieder und wieder. Weshalb er wohl die meiste Zeit des Handball-Trainings ohne Ball am Spielfeldrand saß... Julius - dieser Name verfolgte mich noch den halben Abend lang. Was ständig wiederholt wird, prägt man sich eben schneller ein. Nur bei Julius nicht.
Kaum wurde er jedoch von Mercedes-C-Klasse-Mama am Ende der Stunde abgeholt, verschwand das ADS-Hörnchen hinter seiner stillen Fassade. Gefügig ließ er sich die Schuhe aufbinden, ließ sich aus seinen Sportklamotten in seine Jack-Wolfskin-Jacke stecken und trottete geistesabwesend hinter Mama her. Was sagt uns das???