,,, wenn der Vorsteher einer 50köpfigen Gemeinde in einem Kuhdorf in Florida verkündet, er werde einen ganzen Tag damit zubringen, den Koran zu verbrennen, dann hat das eigentlich keinen Nachrichtenwert. So gesehen ist das fast eine Privatveranstaltung, vergleichbar in ihrer globalen Bedeutung mit dem, was Kaninchenzuchtvereine tun - oh, sicher ist das nicht so ätzend symbolisch, aber ätzend ist es ja doch irgendwo. Ich hoffe sehr, dass sich nicht eines Tages Medienmacher weltweit fragen müssen, was sie eigentlich dazu beigetragen haben, dass aus dem Gerangel der Kulturen etwas wurde, dass dann zumindest wirklich Nachrichtenwert hat- also zum Beispiel dem Ende der Kulturen.
Ja, das ist total hysterisch
Aber wenn ich so zusehe, wie immer größere Teile der Bevölkerungen auf beiden Seiten immer unversöhnlicher mit immer alltäglicheren Bildern aus der Welt des jeweiligen Gegenübers werden, dann finde ich das garnicht so hysterisch. Und wenn ich berücksichtige, dass beide "Kulturen" vor allem aus technologischen Gründen mitten in etwas stecken, das nichts anderes ist als eine Kulturrevolution, und dieses Festklammern am kleinsten gemeinsamen Feindbild der letzte Strohhalm, um sich davon abzulenken, dass es "die" westliche und "die" islamische Kultur eigentlich schon garnicht mehr gibt, dann ist das garnicht so hysterisch.
Streng genommen ist das kein Kampf der Kulturen, sondern die Pubertät der Zivilisation - mal wieder, oder immer noch. Die islamische Welt mag gerade mal in den Stimmbruch kommen, während der Westen sich schon seit ein paar Monaten rasieren muss, aber auch und gerade da sind die Unterschiede garnicht so groß, wie man gerne unterstellt. Leider haben wir der enormen technologischen Entwicklung, die uns in diese allumfassende Verwirrung stürzt, wenig geisteswissenschaftliche Entwicklung entgegenzusetzen. Nicht in diesen konkreten Fällen- und im großen Bild schon mal garnicht. Im Gegenteil- unsere Geisteswissenschaftler haben sogar teilweise das Öl angerührt, dass wir jetzt ins Feuer schütten, man denke nur an Huntington. Man kann sich zwar damit beruhigen, dass jeder Teenager irgendwie durchkommt, obwohl ihn nie einer versteht und ganz bestimmt keiner beeinflussen kann, wenn's drauf ankommt, aber ein bißchen Führung und Perspektive schadet nicht- nur sind die Abwege, auf die Zivilisationen kommen können, weil die Hormone verrückt spielen, ungleich beeindruckender als ein bißchen Kiffen und feuchte Träume...
... genug davon, Zeit fürs Wetter
Kommentare