Ist das vielleicht fair?

Mein ganzes Leben schon schlage ich mit dem A rum, das am Ende meines Vornamens nicht vorhanden ist, nach Auffassung meiner Landsleute da aber unbedingt hingehörte, weil sie sonst nicht recht wissen, ob sie mich bei den Weiblein oder den Männlein einordnen müssen. Dieses A, das der Grund war, weshalb ich keine Sekunde zögerte, den Nachnamen von “Meinem” anzunehmen. In Kombination mit meinem ehemaligen Nachnamen – Martin – entfaltete das fehlende A nämlich eine ziemlich unangenehme Wirkung. 

So fand ich es ganz und gar nicht lustig, dass man mich in meinem ersten Ferienlager mit den folgenden Worten begrüsste: “Ach so, du bist ein Mädchen. Das ist jetzt aber blöd, wir haben dich nämlich bei den Jungs ins Zimmer eingeteilt.” Glaubt mir, es war ganz und gar nicht witzig, als Zehnjährige die ersten zwei Wochen weit weg von meiner Familie als fünftes Rad am Wagen einer Mädchengruppe zu verbringen, die mich nur schon deshalb nicht mochte, weil sie wegen meines nachträglich ins Zimmer gezwängten Bettes noch enger zusammenrücken mussten. Auch der Zahnarztbesuch, bei dem man mit Erstaunen feststellte, dass kein gesetzter Herr Martin Tanner, sondern ein eingeschüchterter Teenager mit einem eigenartigen Namen im Wartezimmer sass, ist mir nicht in bester Erinnerung geblieben. Ach ja, und dann war da noch der Brüller, als eine stockkonservative Organisation einen Brief an das Ehepaar “Martin und ‘Meiner’ Venditti” schickte. 

Noch heute, in Zeiten, in denen doch jedes zweite Kind, das das Licht der Welt erblickt, irgendwie exotisch und doch vertraut heisst, hören die Episoden nicht auf und die Post, die Herr Tamar Venditti fast täglich bekommt, würde sich wohl längst bis zur Zimmerdecke stapeln, wäre ich nicht jeweils so frech, sie zu öffnen, obschon sie eigentlich nicht an mich adressiert ist.

Schlimm ist das nicht, ich weiss, aber nerven tut’s trotzdem. Und seit heute Nachmittag bin ich sogar ein ganz klein wenig eingeschnappt. Da landete gestern eine Mail in meinem Postfach, adressiert an Frau Karlsson Venditti. Die Mail war von einem Geschäft, in dem Karlsson in grauer Vorzeit mal etwas bestellt hat, als er noch keine eigene Mailadresse hatte und sich mit dem Gedanken trug, einer jener verschrobenen Modelleisenbahn-Fanatiker zu werden. Dieser Gedanke ist zum Glück längst verflogen, geblieben ist einzig die Adresse von “Frau Karlsson Venditti” in irgend einer Datei des Modelleisenbahn-Ladens. Aus mangelndem Interesse löschte ich die Mail, ohne sie durchzulesen und mir wäre nichts daran aufgefallen, wäre nicht heute eine weitere Mail in meinem Postfach gelandet: Bitte vielmals um Entschuldigung! Falsche Anrede! Natürlich war Herr Karlsson Venditti gemeint. Bitten untertänigst um Verzeihung. Bla bla bla. Das ganze Theater wegen eines einzigen kleinen Verschreibers, von dem Karlsson nicht mal erfahren wird, weil er sich ja jetzt nicht mehr für das Modelleisenbahn-Zeugs interessiert, weshalb ich die Mail nicht weiterleite.

Nicht mal vierundzwanzig Stunden hat es gedauert, bis man Karlsson auf Knien um Verzeihung anfleht, weil man einen kurzen Augenblick an seiner Männlichkeit gezweifelt hat. Und wann bekomme ich endlich dieses Entschuldigungsschreiben? Ich warte schon seit Jahren darauf. (Na ja, und wenn das nicht kommt, könnten mir meine Eltern vielleicht endlich mal erklären, was sie sich dabei gedacht haben, mir diesen Namen zu verpassen.)

cercare i fili per terra; prettyvenditti.jetzt

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