Welch ein Rennen, welch eine Hitze. Ich hatte ja dieses Jahr selbst einen Wettkampf (Liga-Rennen in Erbach), sonst wäre ich sicher nach Frankfurt zum Anfeuern gefahren. Da Freund Rolf ebenfalls seit über 30 Jahren ein besessener Triathlet ist, schauten wir natürlich gleich nach unserem Zieleinlauf den Livestream auf Facebook und sobald ich zuhause angekommen war, hockte ich mich in mein kühles Büro und schaute dem Drama zu, das sich da entfaltete…
Sarah True hat ja in gewisser Hinsicht schon fast einen Ruf zu verlieren, wenn sie nicht besinnungslos umkippt. Wenn’s gut läuft, erst hinter der Ziellinie, manchmal leider auch schon davor. So einen Tag mussten wir leider (schon wieder!) erleben. Und für diejenigen, die den Sport nicht ganz so im Detail verfolgen, füge ich hier unten ihre eigene Video-Dokumentation der IRONMAN Oceania Championship im australischen Cairns am 9. Juni ein.
Alles sieht wie immer gut aus bis Minute sieben des Videos. DNF – du hast es sicher vermutet – wegen „bis zur Besinnungslosigkeit an die Grenze gegangen“. Bitte versteht mich nicht falsch. Ich LIEBE Menschen, die an ihre Grenzen gehen, ich liebe Triathlon, ich liebe das Verlassen der eigenen Komfortzone. Und wahrscheinlich würde ich auch Sarah lieben, wenn ich sie persönlich kennen lernen würde (hey, sie macht einen sehr netten Eindruck). Aber Sarah, Mädchen, wenn Du regelmäßig umkippst in einem Rennen gibt es dafür einen Grund. Und ich kann Dir als Profi (Coach für Athleten und Business-Leute/Unternehmer) sagen: Das hat nichts mit Deiner physischen Performance zu tun. Es ehrt Dich, dass Du Dich dermaßen an deiner individuellen Grenze bewegen kannst. Aber wenn Du trotz Weltklasse-Performance (ehrlich, Hut ab, das wäre beinahe ein Sieg in Frankfurt gewesen) regelmäßig ein DNF hinlegst, ist alles für die Katz! Und das ist es doch, was ich immer und immer wieder so schade finde. Athleten (insbesondere die ambitionierten Amateure) trainieren wie die Wilden, geben Unsummen für den teuersten Neo, das aerodynamischte Zeitfahrrad, das professionellste Bikefitting und das dritte Trainingslager mit Hannes aus…nur um dann wegen der immer gleichen Muster entweder ihre Ziele nicht zu erreichen (Kona-Quali lässt grüßen) oder gar ein DNS oder DNF hinzulegen. Schade, sehr schade!
Und sonst so?
Naja, Dani (Bleymehl ex Sämmler) legt leider ebenfalls ein DNF hin (zu dumm, das wäre DIE Chance gewesen auf eine European Championship und paar Flocken obendrein). Ich als Verhandlungstrainer würde aber die verbesserte Verhandlungsposition gegenüber der Industrie/Sponsoren im Vordergrund sehen.
Was uns zu den Jungs führt. Ich habe nicht mit Patrick oder Faris gesprochen, aber das sah für mich sehr nach „Wenn Du auf den ersten Radkilometern spürst, dass heute einer dieser super Tage ist – go for it – aber sonst zieh das Ding gemütlich durch, reiß Dir kein Bein aus und validiere ganz entspannt deinen Kona-Spot (sofern man das bei 36°C kann)„.
Und dann waren da noch die Herren Frodeno und Kienle. Was bei den Damen leider einmal mehr an Klasse fehlte (sorry Mädels, aber selbst in meinem Bekanntenkreis kannte fast keiner irgendeinen Namen der sieben verbliebenen Profi-Damen), das war bei den Jungs aufgeboten. Frodo und Sebi ließen sich nicht lumpen und waren wieder mal jeden Penny ihrer Antrittsgage wert. Ganz großes Kino! Bei DEN Bedingungen acht Stunden glatt bzw. noch vier Minuten schneller ist absolute Weltklasse! Und falls das jemandem bis dahin nicht klar war: Der Sieg im Oktober in Kona wird zwangsläufig über diese beiden Spitzen-Stars des Langdistanz-Triathlon gehen. Patrick sollten wir derweil nicht aus der Rechnung nehmen, denn wir haben ja schon die vergangenen zwei Jahre gesehen, wie das bei ihm läuft. ER kann ein richtig mieses Jahr bis Ende September haben und sich dann zwei Wochen später die größte Trophäe abholen, die es in unserem Sport zu gewinnen gibt.
Die Spannung steigt jetzt schon in Bezug auf Oktober. Immer vorausgesetzt, die drei kommen verletzungsfrei durch und Sebi kann sein Laufen weiter verbessern und noch ein paar fehlende Kilometer in die Beine hauen…könnte das eine sehr interessante Dynamik geben. Ich meine, dass er auch stabiler schwimmt und wenn dann ein Express mit Starky und Cam Wurf (nur so eine von vielen möglichen Spielarten) mal so richtig durch’s Feld pflügt und eine 8 -10 Minuten Lücke reißt, könnte das sehr eng für Patrick werden. Gegen Frodo in Spitzenform sehe ich momentan trotzdem kein Kraut. Er ist für mich – wieder einmal – der große Favorit.
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