Io sono von und mit Enrico Tedde (c) Patrick Berger
Im Februar gab Enrico Tedde im Taps-Scala in Straßburg einen Tanzabend mit dem Titel „io sono – je suis – ich bin“. Ausgangspunkt der Auftragsarbeit war das Thema: Der Traum vom Star. Gemeinsam mit seinem Bruder, dem Komponisten Giorgio Tedde, gelang ihm eine ganz persönliche Aussage, die einmal mehr aufzeigte, dass man ihn wohl unumwunden als den Philosophen unter den Tänzer-Choreografen bezeichnen kann.
„Io sono – je suis – ich bin“ – stellt eine prägnante dreisprachige Antwort auf eine herausragende philosophische Fragestellung, die da heißt: „Was bin ich?“ aber auch „Wer bin ich?“ dar. Das Stück verarbeitet scheinbar nur mehr nebenbei, oder präziser ausgedrückt nur mehr einem leisen Echo folgend, den in unserer Gesellschaft so weit verbreiteten Traum vom Star.
„Ein Star steht im Rampenlicht. Je mehr Licht auf ihn fällt, je öfter er im Rampenlicht steht, umso größer ist sein Status als Star. Der größte Star aller Zeiten, der das meiste Licht auf sich lenken konnte und von dem am meisten Licht ausging, ist für mich Jesus.“ Worte, die Enrico Tedde anlässlich eines Publikumsgespräches von sich gab und die in der Kunstszene ein Tabu berühren. Sie machen deutlich, dass diese Überlegungen zwar am Beginn von Teddes Arbeit standen, er sich von ihnen aber nicht knebeln ließ. Festgelegte und zur Schau getragene Religiosität ist etwas, was sowohl in der darstellenden als auch in der bildenden zeitgenössischen Kunst fast nur mehr persifliert behandelt werden darf, niemals jedoch apodiktisch. Wer dies tut – ist raus aus dem Spiel. Zu stark haben die Philosophie und die Geschichte des 19. und 20. Jahrhundert das Weltbild des westlichen Menschen geprägt, als dass dieser vorurteilsfrei sich religiösen Aussagen von Künstlern nähern könnte. Enrico Tedde weiß dies ganz genau und wählte deswegen jenen Königsweg, mit dem er seine Aussagen nicht unumstößlich festlegt, sondern ganz im Gegenteil,