Interview mit Granada
Nach ihrem erfolgreichen ersten Album Granada ist nun das zweite Album Ge bitte erschienen. pressplay hat Thomas Petritsch, Sänger und “Mastermind” von Granada, zum Interview getroffen und mit ihm über die neuen Songs gesprochen.
pressplay: Lass uns über euer neues Album sprechen. Wie steinig war denn der Weg zum fertigen “Ge Bitte”? Sind viele unerwartete Hindernisse aufgetaucht?
Thomas Petrisch: Natürlich war die Produktion des Albums mit einem gewissen Kraftaufwand verbunden, jedoch steinig war der Weg zum fertigen Werk nicht. Einige Songs des zweiten Albums hatten wir schon im Zuge unserer vorherigen Tour live gespielt und konnten somit die Reaktionen des Publikums in den Prozesses des Songwritings einfließen lassen. Hindernisse sind keine aufgetaucht, vielmehr war es ein fließender Prozess vom Schreiben bis zum Aufnehmen des Albums.
Als Granada gegründet wurde hast du von “Liebe auf den ersten Blick im Proberaum” gesprochen. Ist die Phase, in der immer alles rosig und rund läuft, mittlerweile vorbei? Gibt es Situationen in der Band, in denen es ungemütlich wird?
Im Gegenteil. Durch die viele Zeit, die wir auf Tour oder im Proberaum zusammen verbringen durften sind wir sehr zusammengewachsen. Das merkt man auch auf dem 2. Album stark. Der Einfluss von allen in der Band ist ausgeprägter als beim 1. Album und das hat natürlich eine starke Auswirkung auf den Charakter des Albums.
Im Song “Miad vom Tanzen” geht es darum jemanden zum Heimgehen zu überreden. Bist du wirklich der, der als erstes heimgehen will?
Eigentlich geht es im Song weniger ums Heimgehen als ums „Hamdrahn“(Anm. der Redaktion. “sich umbringen”). Wir fanden die Idee sehr gut, das Bild mithilfe vom Tanzen zu beschreiben. Wie in den anderen Songs wird mit starken Gegensätzen gespielt. Der subtile „Wortwitz“ macht das 2. Album doch sehr aus.
Wessen persönliche Abneigung gegen Berlin ist denn eigentlich der Grund für den gleichnamigen, nicht unbedingt charmanten Song auf dem Album?
Wenn den Song jemand als Berlin-Bashing verstehen will, hat er den Song nicht ansatzweise verstanden. Ich sehe den Titel als Liebeserklärung, wir alle mögen den Flair der Stadt, ihren Charme und ihren Charakter. Das Lied dreht sich ja nicht um die Stadt, sondern um eine gescheiterte Beziehung. Man muss den Grant loswerden und schiebts halt auf eine Stadt. Da stecken auch ordentlich Minderwertigkeitskomplexe drin. Und wenn das eine Stadt so nehmen kann, dann nur Berlin.
Ihr seid im Winter auf Tour und spielt dort auch in Berlin. Werdet ihr dort dann den Song “Berlin” zum Besten geben?
Haben wir schon mal, werden wir auch wieder tun.
Darf der Song “Die Stodt” eher als Warnung oder als Aufruf etwas zu ändern verstanden werden?
Das muss jeder selbst entscheiden. Wir sehen den Song als Bestandsaufnahme der derzeitigen Geschehnisse. Ein Versuch die momentane gesellschaftspolitische Situation darzustellen und das ohne einen Fingerzeig. Geopolitisch betrachtet leben wir in einer sehr brisanten Zeit. Die Digitalisierung stellt uns zunehmend vor große Herausforderungen und der Populismus ist wieder salonfähig, wenn nicht sogar modern. Viele Veränderungen denen man nicht auskommt, mit denen man aber umgehen muss. Wir machen das mit Musik und bilden ab was wir sehen und uns beschäftigt.
Der Appell, dass Menschen aus ihrem grauen Alltag heraustreten sollen taucht gefühlt immer öfter in der Musik aus. Als Musiker, Künstler oder Mensch mit Kreativberuf tut man sich leicht das zu fordern. Was ist aber der wichtigste Schritt, den Menschen deiner Meinung nach machen müssen, um – wie in eurem Video – nicht mehr bloß den grauen Alltag zu sehen, sondern das Leben bunter zu machen bzw. zu erleben?
Diese Frage muss sich jeder selbst stellen. Wir bieten mit unserer Musik Ansätze mit denen wir uns auseinandergesetzt haben und aus diesen kann man sich natürlich gerne Inspiration für Veränderung holen. Jemand anderen zu sagen was er tun muss, halten wir nicht für den richtigen Weg. Jeder Mensch und jeder Lebensentwurf ist individuell und verändert sich auch stetig. In gewisser Weise kann und sollte man auf eine solche Frage auch keine konkrete Antwort geben.
Freust du dich eigentlich mehr auf die Festivals im Sommer, oder die eigene Tour im Winter?
Festivals sind immer schön. Man spielt meist vor breitem Publikum und kann auch Menschen erreichen, die noch nie von einem gehört haben. Also auch immer eine Chance sozusagen. Die eigene Tour ist was ganz besonderes. Leute kommen wegen einem und man verbringt im besten Fall einen schönen Abend. Hinzu kommt, dass man im Set nicht zeitlich begrenzt ist. Damit fällt eine eigene Clubshow meist viel entspannter aus.
Gehst du privat noch auf Konzerte? Wenn ja, welche?
Natürlich. Vor kurzem waren wir auf der Release-Show von den Steaming Satellites in Graz im Orpheum. Tolle Band! Super Konzert!
Bist du eigentlich eher so der Schallplatten-Sammler oder Spotify Abonnement?
Wir haben in der Band Spotify Abonnenten als auch Schallplatten-Sammler. Zum einen bietet Spotify zwar eine unglaubliche Dichte und Flexibilität was den Konsum von Musik angeht, jedoch ist die gute alte Schallplatte vollkommen zurecht die erste Wahl wenn es darum geht sich die Zeit zu nehmen und ein Album durchzuhören. Vorausgesetzt man hat einen Schallplattenspieler. Das Medium Schallplatte wirkt aber auf uns alle faszinierend und wir freuen uns sehr, dass unser neues Album auch als Vinyl erhältlich sein wird.
Vielen Dank für das Interview!
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Autor
Phillipp AnnererAufgabenbereich selbst definiert als: Irgendwas mit Medien. Findet: “Wir brauchen irgendwas leckeres zu Essen” (Der Bär im großen blauen Haus) zutreffend.