Interview mit einem Flüchtling aus dem Iran

01.02.2016Politik & Gesellschaft

mehriran.de - Arman Charostaei stammt aus dem Iran. Vor drei Jahren ist er aus dem Land geflohen, weil die Behörden seine Aktivitäten als Blogger, der sich für Demokratie im Land eingesetzt hat und die Organisation "Junge Menschen für Freiheit im Iran" gegründet hat, als Staats gefährdend betrachteten. Eine Rückkehr ist für ihn mit der Aussicht verbunden weiterer Folter, langer Gefängnisstrafen oder im schlimmsten Fall wegen Spionage und Landesverrats zum Tode verurteilt zu werden. Wir haben ein schriftliches Interview mit ihm geführt.

Interview mit einem Flüchtling aus dem Iran

mehriran.de - Interview mit einem Flüchtling aus dem Iran.

Stellen Sie sich bitte kurz vor, wie sie heißen, wie alt Sie sind, woher sie stammen und welche Bildung Sie durchlaufen haben.

Mein Name ist Arman Charostaei, 29 Jahre alt, wohnhaft in Plüderhausen. Ich bin seit über 3 Jahren in Deutschland, habe im Iran Informatik studiert, arbeitete nebenbei in einer Internet Firma und gründete dann im Iran meine eigene Internetfirma. 

In welcher Situation leben Sie jetzt? 

Ich bin 2012 aus politischen Gründen nach Deutschland geflüchtet. Seit dem bin ich in der Warteschleife und warte auf mein Asylrecht, was mit vielen Einschränkungen verbunden ist. Was meine Ziele hier angeht, werde ich trotz großem Willen gehindert. Ich darf keine Ausbildung machen, nicht studieren, nicht mal einen vernünftigen Sprachkurs besuchen und ein Recht auf eigenen Wohnraum habe ich auch nicht. Trotzdem spiele ich in SVP(sportverein-pluederhausen)  Fußball und lerne jeden Tag zu Hause am meinem Copmuter und mit Hife des Internets Deutsch. Auch bin ich sehr bemüht mich an soziale Aktivitäten zu beteiligen und besuche zum Beipiel in meinem Wohnort ein Jugendfreizeithaus, unterhalte mich mit den Besuchern und Mitarbeitern dort, suche das Gespärch und mache damit sehr positive Erfahrungen. 

Wann und warum sind Sie aus dem Iran geflohen?

Seit 2006 gehöre ich zu den bekannten und aktiven iranischen BLOGGERN, die sich für eine Demokratie im Iran einsetzen. Zahlreiche Videos und Interviews im Internet und bei Youtube belegen offensichtlich, dass ich zu der Speersptize der iranischen Opposition gehöre. Im Februar 2010 wurde ich mit meinem jüngeren Bruder verhaftet und für 45 Tage in Einzelhaft gesteckt. Physisch sowie psychisch erlitten wir in dieser Zeit Folter und Gewalt. Nach über zwei Monaten wurden wir nach der Bezahlung von 100 Millionen ‘Toman‘ frei gelassen. Wir mussten auch unterschreiben, dass wir uns im Iran politisch an gar keinen Aktionen beteiligen. Trotzdem gründete ich nur ein Jahr später die Organisation der „junge Menschen für Iranischen Freiheit“ und landete deshalb wieder für 3 Monate ins Gefängnis. Ich habe noch 9 Monaten Satz  Gefängnis. Ein zurückgehen in den Iran ist für mich unmöglich da mein Leben und Sicherheit 100% in Gefahr ist. 

Welcher Religion oder Weltanschauung folgen Sie und welche Werte liegen Ihnen besonders am Herzen?

Ich bin als Muslim geboren habe aber heute keine Religion. Ich glaube an das Gute und Positive in den Menschen. Die Menschenrechte so wie es in der Charta der Vereinten Nationen steht ist für mich die Grundlage meiner Werte. Außerdem, nicht lügen, nicht betrügen, nicht klauen!

Was stört Sie am Leben in Iran?

Mich stören sehr viele Sachen in meinem Land. Die Armut, die Korruption, die Arbeitslosigkeit, die Respressionen des Regiems und die Freiheit der Menschen die bei vielen Dingen sehr eingeschränkt ist.
Im Iran herrscht eine Theokratie, das ist ein Gottesstaat. Dabei muss man wissen, dass wir bis zu der Revolution im Jahre 1979 ein sehr westlich orientiertes Land waren. Die islamische Revolution war in meinen Augen eine nationale Tragöide, die uns in den letzten 37 Jahren sehr viel Unheil gebracht hat.


Was gefällt Ihnen am Leben in Iran?

Das Wetter, die Gastfreundlichkeit, das Essen, dass meine Familie vor allem meine liebe Mutter und mein kleiner Bruder da sind. Gebe es im Iran Freiheit würde ich keine Sekunde flüchten wollen, aber leider haben wir eine ganz andere Situation.


Was stört Sie am Leben in Deutschland? 

Für den Schutz, den mir Deutschland gegeben hat, bin ich vom tiefsten Herzen dankbar,
Dennoch habe ich sehr viel Heimweh, ich habe nicht viele Freunde hier, das Erlernen der Sprache ist sehr schwer, das Wetter ist kalt.
Aber was mich am meisten stört und einschränkt ist, dass ich nach 3 Jahren mein Asylrecht nicht bekomme.
Dass ich keine eigene Wohnung habe, dass ich keinen Sprachkurs besuchen kann, nicht mein eigenes Geld verdienen kann, nicht studieren kann.
Ich werde hier bisher nur geduldet, obwohl mein Leben im Iran gefährdet ist und ich 100% das Recht auf Asyl habe.


Was gefällt Ihnen in Deutschland?

Ich liebe Deutschland und lese gerne die Deutschen Philosophen.
Vor allem liebe ich den Deutschen Fussball. Schon im Iran war ich verrückt danach.
Mir gefällt hier die Freiheit, die Gleichberechtigung, die Demokratie, die deutsche Technik, die deutsche Pünktlichkeit und Diziplin.


Was können Iraner von Deutschen lernen? 

Diziplin, Pünktlichkeit, die Kunst zu Organisieren und zu koordinieren.
Was können Deutsche von Iranern lernen?

Dass man auch mal bißchen lockerer die Sachen sehen soll und sich nicht viel Stress um Kleinigkeiten machen soll.


11. Was wünschen Sie sich für Iran? 

Ich wünsche für mein Land Freiheit, Wohlstand und Demokratie. Ich wünsche mir, dass junge Menschen wie ich nicht mehr flüchten müssen und ihren Beitrag zum Aufstieg des Irans im eigenen Land leisten.
12. Was erhoffen Sie sich für Ihr eigenes Leben in Deutschland?

Ich hoffe, dass ich sobald wie möglich meinen Aufenthalt hier bekomme, schnell die Sprache vertiefe, studiere und einen positiven Beitrag hier leiste. Ich möchte weiterhin die deutsche Kultur und das Land kennenlernen, Freundschaften schließen und hier die Gesellschaft mitgestalten.
Danke für die Möglichkeit des Interviews.

Interview Helmut N. Gabel, mehriran.de, Januar 2016

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