Indien: von heiligen Männern und nicht immer heiligen Absichten

meine geschichten aus indien sind noch nicht ausgeschöpft 

rishikesh, wo ich 6 aufregende monate meines lebens verbrachte, hat als heilige stadt eine lange tradition. zu beiden ufern des ganges erstrecken sich zahlreiche kleine und große ashrams, manche sehr bekannt, andere eher insidertipps. die 2 wohl bekanntesten ashrams sind der maharishi-tempel, der in den 60ern durch den besuch der beatles berühmt wurde und der shivananda-ashram. letzterer ist ein sehr aktiver ort, der durch seine offenheit sehr viele interessierte aus dem westen anzieht. während meines aufenthalts habe ich dort so manche stunde in trauter gemeinschaft von orange-gekleideten, glatzköpfigen mönchen und spirituellen touristen mit dem singen von mantren und in meditation verbracht. ich mochte das ausgesprochen gerne dort und habe den ashram immer als besonderen ort der ruhe empfunden. es herrschte immer eine geschäftige und heitere atmosphäre und der gesang, der zu vielen zeiten durch die räume und höfe schallte, hatte etwas helles, frohes und trug einen immer weit fort, über den ganges hinweg hoch in den himalaya. beeindruckt hat mich auch die öffentliche, kostenlose krankenversorgung durch ehrenamtliche ärzte, einige auch aus dem westen, die ihren dienst dort leisteten.

wenn man längere zeit an einem heiligen ort verweilt, lernt man die menschen dort recht gut kennen. das bunte, quirlige gedränge, mit dem man im dicht besiedelten indien überall konfrontiert wird, bekommt dann gesichter und namen und man baut beziehungen auf. das war das gute an meinem entschluss, die zeit an nur 1 ort zu verbingen. rishikesh ist eine hochburg der spirituellen begegnungen. ortsansässige gurus, zugewanderte gurus, selbsternannte gurus und menschen auf der suche nach gurus prägen das straßenbild. an jeder ecke kann man meditieren, yoga machen, zu sich finden, es ist ein spaß 

ich habe in rishikesh viele, viele heilige sadhus und suchende kennengelernt. mit vielen habe ich mich angefreundet, manchen bin ich sehr nahe gekommen und an dem einen oder anderen habe ich mich gestoßen. aber ich habe nie, nie das gefühl gehabt, in irgendeiner weise ausgenutzt oder „über den tisch gezogen worden zu sein“. ok, ein bisschen, als ich durch vortäuschung falscher tatsachen einen ganzen haustempel gestrichen habe. war aber nicht weiter schlimm. ein paar der sadhus und gurus und erleuchtungs-touristen sind mir in besonderer erinnerung geblieben.

so zum beispiel laura aus genua. laura war eine wunderschöne, hoch emotionale italienerin, die frisch geschieden nach indien kam um ihr glück zu suchen. sie fand ihr glück, ganz oft! sie verliebte sich so ziemlich in jeden sadhu, den sie traf und schwankte viele monate fast ständig zwischen liebeswahn und liebeskummer. jeder kannte sie. am ende fand sie doch ihr glück, in form eines italieners, den es wie sie auf der suche nach dem glück nach rishikesh verschlagen hatte. oder naomi, eine junge, winzig kleine japanerin, die für 1 jahr ausgestiegen war, was für japaner, die in wesentlich engeren, strafferen strukturen leben wie wir, nicht einfach ist. und diese kleine person hatte es geschafft. auch naomi war auf der suche nach erleuchtung und befreiung nach indien gekommen. sie war sehr liebenswert aber auch sehr naiv und wir freundeten uns an. naomi war bei allen gurus des ortes zu gast. bis sie auf rama traf. rama war ein gut aussehender, junger sadhu, der eher ein schelm mit unheiligen absichten war. so durchtreifte er den ort und kam mit jungen touristinnen ins gespräch, meist über die heilige anmache:

„hello, are you looking for your kundalini?“

für laien und ganz kurz: kundalini ist die spirituelle kraft, die es zu erwecken gilt. man stellt sie gerne bildlich auch als schlange dar, die zusammengerollt im untersten chakra (energiezentrum) des menschen in der nähe des steißbein auf ihre erweckung wartet. zahlreiche praktiken dienen dem  zweck, die kundalini zu erwecken, die anschließend durch alle weiteren chakren emporwandert, bis sie im schädeldach das oberste energiezentrum erreicht und sich dort mit gott vereint = erleuchtung. hört sich sehr abenteuerlich an, ich weiß. aus meiner persönlichen erfahrung kann ich nur sagen: es gibt sie, diese schlange. wenn auch nicht bis ganz oben, so ist sie bei mir doch ein stück des weges mal emporgeklettert und uiiiiii, ganz schön beeidnruckend 

zurück zu rama und naomi. rama´s frage beantwortete naomi hoffnungsfroh mit: „yes!“ worauf rama ihr anbot, sie mitzunehmen und ihr die kundalini zu zeigen. ihr ahnt sicher schon, wo er sie versteckt hielt. in seinem zimmer, in seiner hose. naomi kam völlig aufgelöst in mein zimmer gerast und erzählte mir mit schnappatmung, dass die kundalini wirklich eine schlange sei was soll man dazu sagen? namo schrieb mir noch 2 jahre, nachdem sie nach tokio zurückgekehrt war, briefe. in einem schließlich schrieb sie mir voller glück, sie hätte tatsächlich jemanden gefunden, der noch kleiner war als sie. ihren zukünftigen mann. er war ein zwerg. naomi war schon sehr besonders. jeder topf findet sein deckelchen 

natürlich gab es auch seriöse vertreter, ich habe einige getroffen. davon den einen oder anderen, der über eine solche ausstrahlung verfügte, dass man alleine durch seine präsenz das gefühl hatte, dass ein türchen in einem aufgeht und die richtung weist auf etwas, das sehr viel größer ist als man selbst. schöne begegnungen waren das.

ein mysterium blieben für mich die anhänger des gottes shiva. wilde gesellen, die nur durch ein knappes tuch um die hüfte bedeckt, mit langen rastahaaren, die sie zu beeindruckenden konstruktionen auf ihrem kopf aufgetürmt hatten, in gruppen den dorfplatz bevölkerten. man traf sie auch mutterseelenallein an völlig unerwarteten orten an, wo sie solche mekrwürdigen sachen machten wie: auf einem bein stehen. oder: ein gefühlt 100 meter langes tuch aus dem mund ziehen, das sie vorher verschluckt hatten (dient der inneren reinigung). sie beschmierten ihre körper oft mit asche und hatten ein mal auf ihrer stirn gezeichnet. sie hatten alle glutvolle augen und ich schlich eine ganze weile um sie herum, bis ich mich endlich traute, einen von ihnen anzusprechen. ich erfuhr, warum sie so glutvolle augen hatten: sie kifften den ganzen tag aus großen pfeifen rund um die uhr. ich verbrachte ein paar tage mit ihnen, neugierig wie ich bin. some new experience kann ich nur sagen ;-) mit ihnen erlebte ich etwas besonders schönes. eines tages erzählten sie mir, dass man von einer einsamen uferstelle aus beobachten könnte, wie elefanten ans andere ufer zum trinken kommen. sie nahmen mich mit und tatsächlich, die elefanten kamen. ziemlich bedröhnt saßen wir am ufer und freuten uns über die elefanten ein loch in den bauch.

es gab so viele, viele mehr, die mir begegnet sind, vielleicht noch eins: mukesh. mukesh war der sohn einer mir bekannten musikerfamilie. wie viele junge indische männer war er brennend an den touristinnen, die zu hauf in das städtchen strömten, interessiert. eines tages kam er frustriert zu mir und maulte: „touristinnen wollen nur heilige sadhus. da hat so ein normaler junge wie ich keine chance. egal wie hässlich du bist, du musst dich nur bunt anmalen und dich irgendwo wie ein idiot auf 1 bein auf einen stein stellen und schwupps hast du ein europäisches mädchen am wickel. und ich? ich bin nur ein normaler, indischer junge, keine chance.“


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