Pünktlich zur Sommerpause haben sich die unzufriedenen Rechtsaußen Recken der Union im sogenannten “Berliner Kreis” zusammen geschlossen, um gemeinsam gegen den Linksruck der Merkel-CDU vorzugehen. Die Hinwendung zur Mitte kommt einen parteipolitischen Verrat gleich; so sehen es die Ultra – Konservativen. Und so ist es nun an der Zeit das Sommerloch mit einer Schlammschlacht gegen die weibliche Führung zu füllen – die Opposition wird es freuen. Der Berliner Kreis konstituiert sich um den hessischen Unionsfraktionschef Christean Wagner und den baden-württembergischen Bundestagsabgeordneten Thomas Bareiß und wird im August sein Gründungsmanifest vorstellen. In dem mehrseitigen Text wollen die Konterrevolutionäre eigene Ziele in der Familienpolitik, bei der Energiewende und für das Bildungswesen vorstellen; und ihr Profil gegenüber Bundeskanzlerin Merkel schärfen.
Seit Jahren bestand der Gesprächskreis nun schon, wird nun aber endlich offiziell zur partei – internen Anlaufstelle aller Unzufriedenen und Merkelgegner erhoben. Der Atomausstieg, die Energiewende, das Ende der Wehrpflicht und ein sozial-romantischer Politik – Kurs, der sich den Sozialdemokraten annähert, sind den Berlinern ein Dorn im Auge. So rät der hessische hessische Hardliner seinen Landsleuten immer wieder: Die Hessen-CDU solle auf ihr “altes Erfolgsrezept” setzen. Er erinnert gern “an die goldenen Zeiten von Roland Koch”, der von Kanzlerin Angela Merkel kalt gestellt worden war. Eine von Wagners Lieblingssätzen ist: “Wir müssen uns auf unser C besinnen und klare wirtschaftsliberale Akzente setzen.”
Natürlich ist es für jeden sofort ersichtlich, dass das “c” wie christlich zweifelsohne dasselbe ist wie das “w “in wirtschaftsliberal; und dass eine ausbeuterische und destruktive Wirtschaftsweise der aktuell herrschenden neoliberalen Kräfte völlig gerecht, moralisch und eben christlich sind. Die Rechten sehen in der Sozialdemokratisierung ihrer Partei den Grund dafür, dass die CDU als Volkspartei abwirtschaftet, wie es sich bereits mit dem 26% Wahlergebnis in Baden Würtemberg bereits angedeutet hat. Der Kurs muss daher wohl schnell in das andere Extrem gewendet werden. Autokratisierung nach dem Rezept von Roland Koch, der gerne hart und unfair gegen alle Tendenzen zur Solidarisierung, Sozialisierung und Öffnung der deutsch zu haltenden Gesellschaft vorgegangen ist: deutsche Leitkultur unter straffer politischer Führung, so das Leitbild, das nun zur neuen Kante der rückbesonnenen CDU werden soll.
Bei Mutti dürften nun die Alarmglocken so schrill wie noch nie läuten, denn mit einzelnen Widersachern kam sie bislang klar; aber gut in einem Netzwerk verankerte und organisierte Gegner wird dies ungleich schwieriger werden. Der Machtverfall der Kanzlerin beginnt ab jetzt innerhalb der eigenen Partei. Das Sommerloch wird sie nutzen müssen, um eine neuen Abwehrstrategie aufzubauen, die sich nun aber auf ein größeres Kanzlerinnen-Netzwerk stützen müsste. Jetzt könnte sich ihre etwas unsoziale und kaltschnäuzige Egomanie, die sie bislang gegenüber ihren Leuten an den Tag gelegt hatte rächen. Wer stützt sie nun noch wirklich? Und wer in den eigenen Reihen ist nur wegen des Machtkalküls dabei und wendet sich bei Gelegenheit den neuen zukünftigen Machthabern zu?
Mutti hat wirklich Ärger am Hals. Und dem kann sie sich nicht mehr mit einem schnellen Ministerwechsel entledigen.
viele Grüße, euer René Brandstädter