Im Linsenland

Tag 57. Sonntag 30.6.2013. Von Le Puy-en-Vely bis nach Le Chier bei St.-Privat-d’Allier.

Schon um 5.30 Uhr fängt es an zu knarren und zu rascheln. Der Schlafraum bei den Jakobsfreunden von Le Puy ist zwar in einzelne ¨Zellen¨ getrennt, doch alle sind gemeinsam in einem Saal. Viele sind mit der Bahn hier angekommen und starten in Le Puy ihre Etappe oder setzen ihr letztjähriges Stück fort. Ab 6 Uhr ist an Schlaf nicht mehr zu denken. Das müssen allesamt Frühaufsteher sein!
Einer muss der Letzte sein – es ist mir eine Freude. Beim Frühstück unterhalte ich mich noch ausgiebig mit Monique, einer Hospitalière aus Nantes, die seit einigen Tagen zusammen mit zwei anderen Dienst macht.
Dann ein letztes Mal durch die alten Straßen, vor die Kathedrale und die lange Treppe hinunter. Ein Foto am Brunnen. Der Himmel ist fast wolkenlos und ich freue mich auf den Tag.
Am Place du Plot mit seinem Brunnen von 1246 geht es dann offiziell los. An diesem ältesten Platz haben sixch seit jeher die Pilger versammelt, um weiter Richtung Santiago zu ziehen. Ich sehe zwei Velotraum-Räder da stehen und rede mit dem Pärchen, das hier einen Kaffee trinkt. Sie genießen Frankreich per Rad abseits der großen Touristenströme.
Die Rue St. Jacques zieht mich in westliche Richtung aus der Stadt. Am Kapuzinerberg wird es spürbar steil und bald kann man die große Josephsstatue sehen, die der Notre-Dame-de-France auf dem Hügel hinter der Kathedrale zu winken scheint. Le Puy liegt in einer großen Senke. Hat man ihren Rand erklommen, ist von der Stadt nicht mehr viel zu sehen. Vielmehr richtet sich der Blick mit der Sonne im Rücken geradeaus auf einen kleinen Vulkankegel, den der Weg aber links umrundet. Ich gehe eine Zeitlang mit Veronique, einer Pilgerin aus Genf, bevor wir in unterschiedlichem Tempo uns wieder aus den Augen verlieren. Jedenfalls herrscht Betrieb auf dem Camino: Laufend ziehen andere Pilger an einem vorbei oder sitzen rastend am Wegrand.
Im Weiler La Roche (872 m) knickt der GR 65 nach rechts und führt am Rande der Dolaison-Schlucht durch eine einzigartige Vegetation. Ich setze den Rucksack neben eine Steinmauer und beginne zu fotografieren. Welch eine Pracht!
Es folgen St-Christophe-sur-Dolaison, ein kleines Waldstück, etliche Kilometer auf offenem Feld, die Weiler Liac und Lic. Ich treffe Erika aus Würzburg, die in ihrer Heimat bereits im April gestartet ist und viel von ihren unzähligen Erlebnissen berichtet. So rauschen die Kilometer munter unter den Füßen mit den neuen Wanderschuhen durch…

Nach einer Kurve taucht am Wegrand eine Verpflegungsstation für Pilger auf: Von einem Caravan aus werden Salate und Getränke gereicht – eine willkommene Abwechslung. Frisch gestärkt gehe ich weiter.
Bei der romanischen Kapelle St. Roch aus dem 11. Jahrhundert treffe ich Erika wieder und wir machen eine Trinkpause an der Bar in Montbonnet auf 1100 Meter und genießen die Sonne. Dann taucht beim Weiterwandern endlich ein Feld auf, das ich mit den berühmten grünen Linsen von Le Puy in Verbindungn bringen kann: kleine gefiederte Pflänzchen wachsen da zuhauf – wetteifernd mit etlichen Gräsern dazwischen. Diese Pflänzchen werden am Ende nur 1-2 Linsen pro Pflanze tragen. Sie zu ernten war früher mühselige Handarbeit, heute hat man auch dafür Maschinen entwickelt (genauso wie die Klöppelmaschine, die ich in Le Puy gesehen habe). Nun führt der Weg weiter hochwärts durch den Wald zum Lac d’Œuf, einem kreisrunden ehemaligen Vulkansee, der wie ein Hochmoor auf über 1200 Metern Höhe liegt und schon reichlich ausgetrocknet ausschaut.
Vom höchsten Punkt aus geht es bekanntlich wieder abwärts, nun mit einem gänzlich neuen Blick auf die Berge der Margeride jenseits des Allier-Tals, das sich breit und sonnig vor uns auftut. Dieser erhabene Blick auf die weite Landschaft will erstmal verdaut werden, fotografiert, innerlich und äußerlich gespeichert sein. Der Weg kreuzt die D589 und trifft auf den Weiler Le Chier (1034 m). Eine ältere Dame kommt uns entgegen und erzählt von ihren 91 Jahren. Da ich kein Quartier mehr reservieren konnte, frage ich beim ersten Schild ¨Chambres d’hôtes¨ und bekomme gleich eine Zusage. Später taucht Veronique aus Genf auf, die hier bereits im voraus reserviert hatte. Wir nutzen die Sonne für einen Apéritif im Freien. Es gibt einen Einzianwein und einen Guignolet (Kirschwein), den der hausherr selbst hergestellt hat. Zum Abendessen ein Pilztörtchen, Salat und die Grünen Linsen mit würzigen groben Würsten. Beim Käse ist eine hiesige Spezialität dabei: der sogenannte Artisanal, den die Bauern bei sich selbst herstellen. Seinen exklusiven Geschmack verdankt er speziellen Milben, die ähnlich der Blauschimmelkulturen, einen ganz besonderen Geschmacks-Charakter erzeugen.


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