Ikea goes to Town

von Simon Argus Ikea goes to Town

Frappant - was klingt wie ein schwedisches Möbelstück ist möglicherweise sein größter Feind: Gegen die Pläne, in einer Hamburger Fußgängerzone das erste Innenstadt-Ikea-Haus zu eröffnen, zieht eine bunte Bewegung aus Kreativen und Künstlern zu Felde. Doch wer hat die besseren Argumente?

Ikea goes to TownFrappant ist der Name eines hässlichen Betonklotzes in Hamburg-Altona. Er steht an einer wenig belebten Fußgängerzone, verkehrsgünstig allerdings gut erschlossen: S-Bahn und U-Bahn sind nur wenige Gehminuten entfernt. Dieses Gebäude, derzeit teilweise belegt von freischaffenden Künstlern und Architekten, war einst ein Karstadt - und genau wie das Kaufhaus ist die ganze Fußgängerzone in den letzten Jahren verblichen. Heute prägen Billig-Geschäfte das Bild - die erste Fußgängerzone Deutschlands ist ein Jammertal.

Die Lösung heißt für die meisten Stadtpolitiker und auch für einen guten Anteil der Bewohner: Ikea. Der Möbelkonzern hat für Hamburg ein völlig neues Konzept entwickelt: Er holt den Möbelmarkt von der grünen Wiese in die Stadt - verspricht eine Belebung des Viertels und außerdem, keine gelben Ikea-Fahnen vors Haus zu stellen.

Frappant ist aber auch der Name des Widerstandes gegen Ikea: Denn das Verkehrschaos, dass sich sonst jedes Wochenende vor Ikea-Häusern mit großen Parkplätzen abspielt, wäre in der Innenstadtlage erheblich schlimmer. Die Vision der derzeitigen Bewohner des Frappant sieht deshalb ganz anders aus: Ihnen schwebt die Idee eines soziokulturellen Stadtteilzentrums mit Basar, öffentlichen Ateliers, sozialen Einrichtungen und vielem mehr vor. Schon heute werden Konzerte und Ausstellungen in dem Bau organisiert. Sie fürchten mit Ikea den Ausbruch der Gentrifizierung - so wie es in vielen benachbarten "In"-Vierteln wie Ottensen oder dem Schanzenviertel schon passiert ist. Die Preise werden steigen - gutverdienende Ikea Fans das Viertel überschwemmen und die Künstler-Szene sowie die sozial schwache Bevölkerung wieder verdrängen.

Ikea goes to TownDoch die Fronten sind verwischt: Dass selbst die Grünen für einen Ikea-Markt am innenstädtischen Standort sind, macht klar, dass es nicht einfach ist, das Thema als zügelloses Ikea goes to TownStadtzerstörungsprojekt zu brandmarken. Immerhin wird Kaufkraft wieder in die Innenstadt zurück geleitet. Nirdends sonst ist ein Ikea-Markt so gut mit den öffentlichen Nahverkehrsmitteln zu erreichen. Die benachbarten Läden in der Fußgängerzone werden durch die höhere Passantenfrequenz profitieren. Aber heißt das, dass es sich hierbei um nachhaltige Stadtentwicklung handelt?

Welche Räume bleiben für die Kultur, wer hält die Fahne hoch gegen die weitere Filialisierung unserer Innenstädte? Wie sieht es mit der Wohnqualität aus, wenn die Blechlawinen über Altona hereinbrechen? - denn ein Billy-Regal lässt sich nunmal schwerlich mit der S-Bahn transportieren. Und wer geht noch in lokale Gaststätten wenn bei Ikea die Fleischbällchen weiterhin so billig sind? Ein Bürgerentscheid soll nun die Entscheidung bringen.

Wer sich mit mehr Argumenten pro und kontra eindecken will, der gehe auf die angeschlossenen Webseiten:

Frappant.org ist die Zentrale des Widerstandes, während bei pro-Ikea-altona.de der Name Programm ist.


Bilder: Frappant heute und Morgen - Shopping oder Kultur? Quelle: frappant.org, www.spiegel.de


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