Ich will sie aber jetzt sofort!

Dezember und speziell Vorweihnachtszeit in der Apotheke ist immer etwas hektisch. Viele Kunden, noch mehr Patienten, Fragen, Rezepte, Geschenke einpacken, Medikamente von den Dauerrezepten wiederholen … wir geben das Beste. Die Kundin, eine Frau Mitte 50 (FrauMiF) kommt mitten in dieser turbulenten Zeit mit einem neuen Rezept in die Apotheke. 3 Sachen sind auf dem Rezept:

Bronchipret 20 Stück, Sinupret 20 Stück, Calcimagon forte 30 Stück – interessanterweise ist es ein Dauerrezept.

FrauMiF: „Bringen Sie mir die grossen Packungen, ich brauche die länger. Ausser beim Calcimagon, da geben Sie mir eine kleine Packung, die hatte ich noch nie und will sie ausprobieren.“

Gut – aber an dem späteren Vormittag im Winter ist die grosse Packung vom Bronchipret schon weg. Das ist Pech, denn allzu häufig brauchen wir die nicht.

Ich komme also mit der kleinen Packung Bronchipret und dem Rest nach vorne, aber noch bevor ich etwas sagen kann:

FrauMiF: „Das ist die kleine Packung, ich sagte doch, ich will die grosse.“

Pharmama: „Ja, leider ist die gerade ausverkauft. Ich bekomme sie in ein paar Stunden wieder, wenn die Nachmittagslieferung kommt.“

FrauMiF: „Ich brauche sie aber jetzt!“

Pharmama: „Ich habe Ihnen hier die kleine Packung, wenn Sie gleich anfangen wo…“

FrauMiF: „Jedes Mal. Das ist jedes Mal so bei Ihnen. Sie haben so einen grossen Laden, so viel Schund an Lager, aber nie das, was ich brauche!“

Hier ist einzufügen, dass die Frau schon hier war laut Computerdossier, aber Stammkundin ist sie keine. Dass sie mir vage bekannt vorkommt mag daran liegen dass sie schon ein Mal so einen Aufstand gemacht hat.

Pharmama: „Nun, ich habe die grossen Bronchipret im Normalfall an Lager, nur hat jemand die Packung heute morgen gekauft.“

FrauMiF: „Das ist so ein schlechter Kundenservice!“

Was? Dass jemand anders schneller war?

Pharmama: „Kann ich Sie ihnen vorbeibringen lassen, wenn sie da ist?“

Ich habe zwar im Moment wirklich nicht die Leute, aber …wir geben ja alles.

FrauMiF: „Ach was – Nein! Ich sagte doch, ich will sie jetzt!
Sie schaut mich erwartungsvoll – ärgerlich an.

Mein Geduldsvorrat für heute ist damit allerdings aufgebraucht. Was will sie? Ich kann das nicht aus der Luft herzaubern. Und nach der Art, wie sie sich verhält … nein, da werde ich nicht auch noch anbieten, dass wir das aus einer anderen Apotheke besorgen. Das ist definitiv kein lebensnotwendiges Medikament. Ich habe Alternativen, die ich als ausreichend ansehe: Ich habe eine kleine Packung da, wenn sie gleich anfangen will. Ich habe auf ein paar Stunden später eine grosse Packung da. Ich würde das sogar vorbeibringen lassen.

Also schaue ich sie an. Und ich zucke bedauernd die Schultern.

Pharmama: „Ich habe jetzt keine da. Sie können in ein paar Stunden oder morgen eine grosse Packung haben, oder jetzt eine kleine Packung mitnehmen. Das sind die Optionen.“

FrauMiF: „Das ist ganz mieser Kundenservice. Zu ihnen komme ich NIE wieder! Geben Sie mir das Rezept! ich hole es in einer anderen Apotheke!“

Ich gebe ihr das Rezept. Das ist okay für mich.

Pharmama: „Einen schönen Nachmittag wünsche ich noch.“

Sie zieht etwas (dankbarerweise unverständliches) grummelnd ab.

Nein – ich habe ihr nicht „Auf Wiedersehen gewünscht.“

Auch wenn ich sicher bin, dass ich die wieder sehe.

In einem halben Jahr oder so spätestens.

Und wehe mir, wenn ich dann wieder etwas nicht da habe.


wallpaper-1019588
Digitalnomaden an der Algarve – wie Handelsroboter und Kryptowährungen durch Automation große Effizienzsteigerung generieren
wallpaper-1019588
altraverse stellt Shojo-Titel für Herbst 2024 vor
wallpaper-1019588
Ninja to Koroshiya no Futarigurashi: Manga erhält eine Anime-Adaption
wallpaper-1019588
[Manga] H.P. Lovecrafts Der leuchtende Trapezoeder