Ich kann dich ändern

yoga-422196_1280Stella und Roland sind zwei Menschen, die erst seit kurzer bzw sehr kurzer Zeit in meinem Leben sind. Sie kennen sich nicht, es trennen sie rund 10 Jahre Altersunterschied voneinander und auch sonst haben sie nichts miteinander gemein. Zumindest auf den ersten Blick.

Anfang der Woche erzählten mir beide eine Geschichte aus ihrer kürzlichen Vergangenheit und ich muss gestehen: sie kamen mir ein kleines Bisschen bekannt vor.

Stella

Stella hatte eine gute Freundin, mit der sie viel unternahm. Doch während sie selbst glücklich vergeben ist und mit ihrem eigenen Unternehmen gerade so richtig durchstartete, war Katja mit sich und ihrem Leben so gar nicht zufrieden und natürlich hatten stets andere daran Schuld. Partys und Alkohol wurden immer häufiger Teil ihres Alltags und so richtig ausgewogen war die Freundschaft eigentlich auch nicht.

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Es drehte sich stets nur um sie und ihre kleinen (selbst verursachten) Dramen. Stella bemühte sich, immer ein offenes Ohr für sie zu haben, es ihr angenehm und Recht zu machen und ihr Lösungsvorschläge zu liefern. Bis sie sich eingestehen musste, dass auch alles Zuhören und Reden nichts änderte.

Katja will offensichtlich nicht glücklich sein. Katja möchte leiden. Sie möchte weiterhin auf ihrer ganz persönlichen Showbühne Hauptdarstellerin ihrer ebenso ganz persönlichen Melodramen sein und damit jede Aufmerksamkeit ihrer Zuschauer auf sich ziehen.

Ich glaube noch nicht mal, dass sie das bewusst macht. Schon eher an das Phänomen „Den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen“. Oder: vor lauter Baustellen in ihrem Leben nicht erkennen zu können, dass die Lösung der Probleme bei ihr selbst beginnt. Nicht bei Umständen, die manchmal eben nicht zu ändern sind. Nicht bei anderen. Nur bei sich selbst.

Roland

Roland hat eine Ex-Freundin. Eine ganz bestimmte Ex-Freundin. Und obwohl die Vorsilbe „Ex“ darauf schließen lassen könnte, dass es aus und vorbei ist – und der Schlussstrich für gewöhnlich nicht grundlos aus einer Laune heraus passiert – so kommt er nicht so recht von ihr los. Es fing alles mit so einer Leichtigkeit an und geschah fast wie von allein, meinte er. Ehrlicherweise handelte es sich dabei um eine Art von „offener Beziehung“.

Ich persönlich kann dem Polygamistentum ja nichts abgewinnen. Wenn schon eine Beziehung mit mir, dann aber bitteschön auch nur mit mir. Man möchte doch meinen, das sollte als Herausforderung genügen. (Männer sind ja ohnehin nicht unbedingt für ihre Multitaskingfähigkeit berühmt.) Außerdem mag ich doch nicht bei meinem Liebsten anrufen und fragen müssen:

„Bist du heute frei, sehen wir uns noch? Oder ist Melanie bei dir?

Susanne?

Caro?

…“

Wie einst schon eine fiktive Kollegin von mir sagte:

“Unverbindlichkeit ist einfach. Intimität – das ist ein harter Brocken.”

Aber gut, jedem das seine.

Der Todesstoß dieser Beziehung war letzten Endes, dass Roland sich voll und ganz zu ihr bekennen wollte, wohingegen sie mit Karacho als kleine Lügenbaronin aufflog, die keinerlei Interesse an einer verbindlichen Verbindung mit ihm hatte.

Nichts desto trotz schwirrt sie weiterhin in seinem Kopf herum. Vielleicht.. nach einer gewissen Zeit, gut zureden, Geduld haben… da könnte er ihr doch beweisen, wie toll das alles mit ihm sein könnte. Sie könnte ihre Meinung – sie könnte sich – noch ändern! Sicher  ;-)

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Lola

Mir sind solche Episoden nicht ganz unbekannt. Die unter euch, die mich schon ein paar Jährchen kennen, können sich bestimmt noch an den „Der Depri“ erinnern. Ja, dieser junge Herr hatte eindeutig einen dezenten Hang zum Depressiven, darum erhielt er kurzerhand von mir diesen passenden Beinamen. Auch er litt unfassbar unter seinen selbst produzierten Miseren und selbstverständlich hatten auch hauptsächlich andere Schuld daran. Wenigstens seiner Ansicht nach.

Ich – eigentlich gar nicht mehr so jung, aber anscheinend noch immer nicht viel klüger – lud mir doch tatsächlich auch noch diese Verantwortung selbst auf. Ich war der verklärten Meinung, dass ich ihn, gemeinsam mit meinem starken und lösungsorientierten Wesen, dabei unterstützen könnte, aus dem Kreis des Unglücklichseins heraus zu kommen. Ich startete fast schon eine Art Hilfsprojekt.

„Lola GEGEN Depressionen und ein stetiges Jammern und FÜR ein glückliches Leben!“

Denn wenn er sich mal auf seine Beine stellen und sein Leben in die Hand nehmen würde, dann könnte es doch so schön sein mit ihm. Mit uns!

Der gemeinsame Nenner

Da haben wirs ja schon wieder: <<sollte, würde, könnte>>. Tatsache ist aber, Der Depri stellte sich nicht auf seine Beine und so wurde es auch nicht schöner mit ihm. Genauso wenig, wie Stellas Freundin ihr Leben in den Griff bekam oder Rolands Ex einen plötzlichen Sinneswandel erlebte.

Nur allzu gerne sehen wir in einem anderen Menschen eine ideale Version – quasi die getunte 2.0 – vor unserem inneren Auge, anstatt den, der er wirklich ist und schon immer war. Er soll sich doch auch nicht gänzlich verändern, es würde schon eine kleine Verbesserung, ein minimales Update genügen und dann wäre alles viel besser, schöner, angenehmer,…

Aber ist das eine realistische Vorstellung:roll:

Vor allem in Anbetracht dessen, dass derjenige noch nie diese Idealversion von sich war?

Und diese vielleicht noch nicht mal anstrebt? (im Gegensatz zu uns)

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Ich kann dich …nicht… ändern

Ich könnte jetzt so altkluge Weisheiten vom Stapel lassen, wie „Jeder ist seines Glückes Schmied“ oder „Du kannst keinen anderen ändern, nur dich selbst“, aber davon haben wir wohl alle schon oft genug gehört (vermutlich auch deshalb, weil sie eben einfach stimmen). Viel lieber möchte ich dir und euch, liebe Stella und lieber Roland, mit auf den Weg geben:

Du kannst keinen anderen aus seinem vermeintlichen, ggf selbst provozierten, Elend erretten, ihn verändern oder verbessern, wenn er dies nicht aus eigener Kraft und freiem Willen selbst macht. Und das sollst du auch nicht.

Du bist nicht sein Psychotherapeut und er nicht dein Patient.

Stattdessen erkenne ihn so an, wie er tatsächlich ist. Lerne seine unverblümte und ungeschnittene Originalversion kennen und akzeptieren und dann werde dir darüber im Klaren, ob er trotzdem der Mensch ist, den du als Freund oder Partner an deiner Seite haben möchtest.

Wenn ja, dann hör auf an ihm Veränderungen durchführen zu wollen. Es klappt doch sowieso nicht  ;-) 

Wenn nein, dann gesteh dir ein, dass die 2.0 nur eine Wunschvorstellung von dir ist, die jedoch nicht der Realität entspricht und: <<lass los>>.

Meist bekommst du, was du siehst.

Nicht, was du dir erhoffst irgendwann einmal zu sehen.


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