An einer Idee fehlte es dem finnischen Regisseur Jalmari Helander sicherlich nicht, als er seine zwei “Rare Exports”-Kurzfilme drehte. In 2003 entstand “Rare Exports Inc.”, zwei Jahre später noch “The Official Rare Exports Inc. Safety Instructions”. Die logische Weiterführung sah vor, dass er “Rare Exports” als Spielfilm realisierte. Sein 2010er Weihnachts-Horror zeigt die Vorgeschichte seiner Kurzfilm-Produktionen und erklärt uns auch gleich noch, woher Santa Claus wirklich kommt.
Das hat dann nichts mehr mit der Werbe-Version Coca Colas zu tun. Kein dick-bäuchiger Wonne-Opa mit Rauschebart. Eher eine Armee von abgemagert und fies aussehenden Troll-ähnlichen Kreaturen, die dann aber zu Weihnachtsmännern ausgebildet werden um auf der ganzen Welt das uns bekannte Bild des Weihnachtsmannes zu verkörpern. Das ist die genial, einfache Idee hinter der Rare Exports Inc.-Firma, die am Ende dieses Films noch viele Fortsetzungen hätte bekommen können. Bisher ist es aber ein Einzelstück geblieben, was es aber umso mehr zur weihnachtlichen Horror-Pflichtlektüre macht.
“Rare Exports” schickt uns ins verschneit-kalte Korvatunturi Gebirge in Finnland, wo der Weihnachtsmann wohnen soll. Wenige Tage vorm Fest, findet Rauno Kontio (Jorma Tommila) ein wahres Rentier-Massaker. Er und einige Männer glauben, dass Wölfe die brutale Tat zu verantworten hätten. Aber sein Sohn Pietari (Onni Tommila) weiß es besser, denn er kennt die mythischen Überlieferungen, die eigentlich der puren Wahrheit entsprechen. Der scheinbar echte Santa Claus, einst im Eis eingeschlossen, wurde durch Arbeiten einiger amerikanischer Männer befreit.
Santa Claus in „Rare Exports“
Man muss dem Film seinen kleinen Hauptdarsteller zu Gute halten. Onni Tommila gelingt es, den abgebrühten kleinen Jungen zu spielen, der es trotz der Liebe zum Weihnachtsfest mit diesem Horror-Santa Claus aufnimmt. Das hat dann nichts mehr von ‘süßer kleiner Bub’, sondern zeigt uns einen wirklichen Helden der Geschichte. Nicht umsonst durfte Onni Tommila dann 2014 an der Seite von Samuel L. Jackson in “Big Game” mitspielen, wo er erneut die Rolle des harten, kleinen Überlebenskünstlers verkörperte.
Und auch Kameramann Mika Orasmaa zeigt seine Fähigkeiten. Er setzt die Landschaft unglaublich schön in Szene. Ganz gleich ob er das Bild einfach nur über die Schneewüste schweifen lässt oder ein Helikopter über all dem schwebt, alles sieht frostig, zugleich aber auch wunderschön aus. Auch der vermeintliche Monster-Santa Claus ist simpel, aber effektiv gestaltet. Man könnte ihn für einen abgemagerten, alten Mann halten. Mehr ist an seinem Make-Up nicht dran. Aber er wird von Orasmaa immer in Dunkelheit getaucht, mit fiesen Gesichtsausdruck wissen wir niemals, woran wir bei dieser Kreatur sind.
Der Weihnachtsmann mit klassischer Mütze in „Rare Exports“
Und Halt. Man verfällt diesen schönen Dingen recht schnell, sie retten “Rare Exports” aber nicht vor der Mittelmäßigkeit. Der Film schafft es weder eine Horror-Atmosphäre zu entwickeln, noch humorvolle Töne anzuschlagen. Dafür nimmt sich “Rare Exports” leider selbst viel zu ernst, kann aber mit seiner Ernsthaftigkeit auch wiederum selbst nichts anfangen. Helander ruht sich auf seiner Idee aus, spielt diese durch und hat dabei offenbar vergessen, dass er keinen Kurzfilm für YouTube gemacht hat, sondern es ein Spielfilm werden sollte, bei dem man als Zuschauer gerne durchweg unterhalten werden möchte. Aber für einen schnellen 80 Minuten-Film holt der Regisseur erst ziemlich spät seinen Santa aus dem Geschenke-Beutel und lässt uns als Zuschauer unsäglich lange darauf warten, dass die Handlung überhaupt mal in Schwung kommt.
Habt ihr „Rare Exports“ gesehen? Gehört er zu euren Horrorklassikern zum Weihnachtsfest oder welche anderen Filme könnt ihr zum Fest noch empfehlen, wenn man sich ein wenig gruseln möchte? In den kommenden Wochen gibt es hier noch weitere Filmbesprechungen unter dem Titel „Horror zur Weihnacht'“: euch erwartet der 2006 Slasher „Black Christmas“, Joe Dantes Klassiker „Gremlins“ und der noch recht neue 2015er „Krampus“.
Horror zur Weihnacht‘ #2 | „Black Christmas“ (Glen Morgan, 2006)
Horror zur Weihnacht‘ #3 | „Gremlins“ (Joe Dante, 1984)
Horror zur Weihnacht‘ #4 | „Krampus“ (Michael Dougherty, 2015)