Es ist WINTER in „Gilmore Girls – Ein neues Jahr“ auf Netflix (Folge 1)

Kaffee-Pappbecher oder ordentliche Tassen (der Umwelt zuliebe!) gezückt, das Gehör wieder auf Schnellsprech-Einlagen justiert: Netflix hat die “Gilmore Girls” zurückgebracht. Für uns heißt das, viermal 90 Minuten in Stars Hollow verbringen, dieses gemütliche, kleine Dorf, von dem wir scheinbar jeden einzelnen Bewohner mit all seinen Liebenswürdigkeiten und Macken kennen. Wir hatten aber auch genug Zeit zum Kennenlernen. Von 2000 bis 2007 lief die Serie in 7 Staffel und mit 153 Folgen auf dem amerikanischen Sender The WB. Für das Revival “Ein neues Jahr” hat sich Netflix die Girls geschnappt. Hier dürfen sie in vier Episoden durch die Jahreszeiten leben, lieben und leiden.

Auch wenn alle Episoden zeitgleich am 25. November 2016 auf dem Streaming Dienst veröffentlicht wurden, ist der Einstieg unser kalendarischen Real-Jahreszeit angepasst: “Winter” ist’s in Stars Hollow. Es gäbe keine schönere Rückkehr in dieses kleine Nest irgendwo in Connecticut als mit einem verschneiten Landschaftsbild. Und Netflix weiß um die Aufregung um die Serie Bescheid. Nicht umsonst beginnt diese erste Folge mit einem Stimmengewirr aus den vergangenen sieben Staffeln, während das Bild erst einmal schwarz bleibt. Und schon sind wir wieder mittendrin. Wir wollen einen Kaffee bei Lukes bestellen, sehen wie Rory wieder einen ihrer Boyfriends loswird, mit Lorelai durch das gemütliche Dragonfly Inn schlendern.

Gilmore Girls - Ein neues Jahr, Winter

Willkommen zurück in Stars Hollow

Das klassische Opening bleibt uns verwehrt, aber die Namen Lauren Graham und Alexis Bledel erscheinen recht filmisch anmutend als Schriftzug ebenso auf einem schwarzen Bild. Dann sind wir mitten in Stars Hollow, die romantisch mitreißende “La La La”-Musik ertönt, die Kamera fährt auf Lorelai, die da einfach so sitzt, Kaffee in der Hand und nur wenige Sekunden später Rory begrüßt. Sie kommt gerade (mit uns) in Stars Hollow an, ist aber scheinbar nie weg gewesen, denn sofort beginnt der Worte-Schwall. “Ich habe dich vermisst, Kind” – “Ich dich auch, Mum!” – “Wie lange ist es jetzt her?” – “Es fühlt sich wie Jahre an!”. Hier darf die erste Träne weggewischt werden.

Natürlich bietet “Gilmore Girls – Ein neues Jahr” eine ganze Menge Fanservice. Manches Mal stellt man das Storytelling sicherlich in Frage, aber wenn wir einen 20 Minuten langen Flashback zu Richard Gilmores Beerdigung erleben, fließt ohnehin die nächste Träne und lenkt uns vom Unsinn eines solch langen Rückblicks ab. Tragischerweise ist Darsteller Edward Herrmann 2014 wirklich verstorben, etwas was uns das “Gilmore Girls”-Revival emotional spüren lässt.

Kirk (Sean Gunn) hat derweil in dieser Episode den Taxi-Service “Ooo-ber” gegründet. Wohlgemerkt mit drei langgezogenen “O”s, damit bloß keine Verwechslung mit “Uber” passieren kann. Miss Patty (Liz Torres) ist derweil äußerst schlecht gealtert und mit ihren fast 70 Jahren in sich zusammengefallen. Auch Lane Kims (Keiko Agena) Ehemann Zack (Todd Lowe) schaut auf den ersten Blick überdimensional alt aus. Aber trotzdem war sich keiner der noch lebenden Darsteller zu Schade für eine Rückkehr nach Stars Hollow, was jeden einzelnen Moment so schön macht.

Die “Winter”-Episode dient hauptsächlich dazu uns up-to-date zu bringen. Luke wohnt inzwischen bei Lorelai und die beiden denken über ein gemeinsames Kind nach. Hierfür wiederum tauchen sie in der Befruchtungs-Firma von Paris (Liza Weil) auf, um sich potentielle Leihmütter anzuschauen, womit Luke allerdings seine Probleme hat. Paris ist übrigens auch nicht mehr mit ihrem Ehemann Doyle zusammen, der inzwischen erfolgreicher Drehbuchautor in Hollywood ist. Darsteller Danny Strong hat denn tatsächlich diesen Weg eingeschlagen: von ihm stammen die Filme “Der Butler” von Lee Daniels, die beiden “Mockingjay”-Teile der “Die Tribute von Panem”-Serie und mehrere Episoden der Serie “Empire”.

Gilmore Girls - Ein neues Jahr, Winter

Lorelai (Lauren Graham, rechts) und ihre Tochter Rory (Alexis Bledel, links)

Derweil hat Rory gar einen neuen Freund namens Paul, der sich als gelungener Neuzugang zur “Gilmore Girls”-Sippe herausstellt. Er ist eine wunderbare Witzfigur im wörtlichen Sinne, der von allen anderen Charakteren konsequent immer und immer wieder vergessen wird – obwohl er bereits zwei Jahre mit Rory zusammen ist. Rory vergisst gar ständig endlich mit ihm Schluss zu machen, obwohl sie schon längst eine Liebelei mit ihrem Ex Logan Huntzberger (Matt Czuchry) eingegangen ist, auch wenn dieser eine Verlobte hat, mit der die Heirat fest eingeplant ist.

Da sind sie also. Die Probleme unserer “Gilmore Girls”. Die Midlife Crisis überrennt Lorelai geradezu. Das Berufs- und Liebesleben stresst Rory sogar so sehr, dass sie diesen Stress mit steppen versucht abzubauen. Manchmal sogar mitten in der Nacht.

Dann setzt “Gilmore Girls – Ein neues Jahr” aber auch Emily Gilmore noch mehr in den Mittelpunkt als noch in der alten Serie. Denn hier bietet sich geradezu an, den Tod des Ehemannes Richard Gilmore zum Problem zu machen. Gerade hat sich die Neu-Witwe ein überdimensionales Porträt ihres verstorbenen Mannes angeschafft, das allerdings an keine Wand des Hauses passt. Noch in derselben Folge beginnt sie damit, das Haus auszumisten: alles muss raus, was ihr nicht sofort ein Gefühl der Freude beschert.

Tatsächlich ist es so, dass auch die Episode “Winter” etwas hätte ausmisten können. Aber dann wären eine Menge sentimentaler Momente weggefallen, die uns zum Weinen oder Lachen bringen. Eine geradlinige Story findet man hier noch nicht, außer man wirft einen genaueren Blick auf die Themen “Midlife Crisis”, “Ziellosigkeit” und “Alleinsein”, womit sich die drei “Gilmore Girls” hier offensichtlich herumplagen dürfen.


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