Horror von George A. Romero #2 | „The Crazies“ (1973)

In den 70er Jahren hat Regisseur George A. Romero so manchen Film gemacht, der später die Aufmerksamkeit von jüngeren Filmemachern auf sich gezogen hat. So gehört auch sein 1973er The Crazies zu den Werken, die später ein Remake erhalten haben. In diesem Fall 2010 durch Breck Eisner (Sahara, 2005; The Last Witch Hunter, 2015) mit Timothy Olyphant (Justified; Snowden), Radha Mitchell (Olympus/London Has Fallen) und Danielle Panabaker (Justified; The Flash; Arrow) in den Hauptrollen.

Im Original von Romero sind es noch Lane Carroll, Will MacMillion, Harold Wayne Jones und Lloyd Hollar, die in einer amerikanischen Kleinstadt unter Quarantäne gestellt werden, als ein Virus die Menschen durchdrehen und Amok laufen lässt. Haben sie ihren kleinen Wahnsinns-Run hinter sich, kippen sie tot um. Um das Problem zu lösen, arbeiten Militär, Wissenschaftler und Zivilisten zusammen, geraten dabei aber eher aneinander, als dass ein Miteinander zustande kommt.

Die Story scheint für Romero so etwas wie ein Versuch für seine späteren Dead-Filme, vor allem die erste Trilogie, gewesen zu sein. In The Crazies bekommen wir den Ausbruch eines Virus (Night of the Living Dead; dt. Titel: Die Nacht der lebenden Toten), die Verbarrikadierung und Auseinandersetzung mit den Infizierten (Dawn of the Dead; dt. Titel: Zombie) und die Konfrontation zwischen Militär und Wissenschaft (Day of the Dead; dt. Titel: Zombie 2) in gekürzter Form zu sehen.

The Crazies

Während sich die Infizierten in The Crazies quasi wie Zombies verhalten, fragt man sich schon, weshalb es keine Zombies sind. Vor allem aus heutiger Sicht, wo wir bereits wissen, dass George A. Romero in all seinen Jahren eine extreme Leidenschaft für diese untoten Ungetüme ausgelebt hat. Vielleicht wäre The Crazies sogar etwas interessanter geworden, hätte man ein wenig Make-Up hinzugefügt. Vielleicht wollte Romero diesen Film aber auch ganz klar von seiner Zombie-Reihe abheben.

Dadurch dass hier kein Zombie Make-Up zum Einsatz kommt, traut sich Romero seine infizierten Nicht-Zombies ein wenig schneller in Bewegung kommen zu lassen. Die Untoten müssen nicht schwankend schleichen, sondern die Virus-befallenen dürfen als immer-noch-Menschen sogar laufen und rennen. Eine Eigenschaft, die später dann aber auch für die Zombies übernommen worden ist.

Ein Nebeneffekt, der durch die Vermenschlichung der doch sehr an Untote erinnernden Opfer auftritt, ist, dass man sie rein filmisch erst einmal erkennen muss. Natürlich handeln sie wie Wahnsinnige, sind blutrünstig und stürmen mit erhobenen Waffen durch die Landschaft. Dennoch wird hier eine zusätzliche Gefahr aufgebaut, wenn Menschen andere Menschen überhaupt erst einmal als Bedrohung wahrnehmen müssen.

The Crazies

Aber hier liegt auch der sehr sarkastische Humor eines George A. Romero, der seine Filme niemals einfach nur Unterhaltung sein lässt. Wenn wir bei ihm die wild mit den Waffen wedelnden Menschen sehen, ist das ganz klar ein Aufzeigen der absurden Verhaltensweisen der Wirklichkeit – in diesem Fall natürlich die Waffenliebe mancher US-Amerikaner.

Während nun die Verrückten also gemeinschaftlich ihre Waffenliebe ausleben, schafft es die andere Seite in all ihren unterschiedlichen Vorgehensweisen nicht, sich gegen die Bedrohung durchzusetzen. Damit zeigt Romero bereits in den frühen 70er Jahren den immer noch tobenden Krieg des freien Waffenbesitzes in den Vereinigten Staaten, ohne dabei irgendjemanden als Helden darzustellen. Ganz im Gegenteil, für ihn sind beide Seiten nicht sonderlich helle.

Behält man diese gesellschaftliche Kritik im Hinterkopf, macht es durchaus Spaß sich The Crazies anzuschauen. Möchte man dagegen lediglich unterhalten werden oder hofft auf einen kultigen Zombie-Moment, wie man ihn von George A. Romero nun einmal erwartet, wird man bei diesem Film etwas auf die Geduldsprobe gesetzt.


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