Die Individualisierte Medizin ist auf dem Vormarsch und in aller Munde. Sie geht davon aus, dass jeder Mensch aufgrund einer Vielzahl von Eigenschaften einzigartig ist und demnach einer individuellen medizinischen Behandlung bedarf. Welche neuen Perspektiven ermöglicht dieIndividualisierte Medizin für die Gesundheitsversorgung und wo liegen ihre Grenzen?
Am Donnerstag, dem 25. November 2010 lädt die Universität Greifswald gemeinsam mit der Siemens AG zu einem Hochschulpolitischen Abend „Individualisierte Medizin – Zukunft der Gesundheitsversorgung?“ in die Landesvertretung in Berlin ein. Zu dem Veranstaltungsabend werden der Ministerpräsident des Landes Mecklenburg-Vorpommern, Erwin Sellering, sowie Prof. Hermann Requardt, Vorstandsmitglied der Siemens AG, erwartet.
„Mit dem GANI_MED-Projekt (Greifswald Approach to Individualized Medicine) haben wir an der Universität Greifswald unsere lebenswissenschaftlichen Kompetenzen zu dem bislang umfassendsten Projekt zur Individualisierte Medizin gebündelt“, sagte der Rektor der Universität Greifswald, Prof. Rainer Westermann. Das Forschungsvorhaben wird mit 15,4 Millionen Euro vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert. „GANI_MED ist der erste Versuch, die Individualisierte Medizin in ein Universitätsklinikum zu übertragen“, erläuterte der Dekan der Medizinischen Fakultät der Universität Greifswald, Prof. Heyo K. Kroemer. Dabei wird versucht, jedem Patienten individuell für seine Bedürfnisse die richtige Diagnostik zukommen zu lassen und anschließend auf der Basis dieser individuellen Diagnostik eine individuelle Therapiestrategie zu entwickeln.“
Forschen, Erklären, Verstehen
Das international ausgerichtete GANI_MED-Projekt werde die Gesundheitsbranche verändern, hob Kroemer hervor. Noch nie wurden an einem Standort in der Form so viele komplexe Zusammenhänge in der Medizin von der Risiko- und Ursachenforschung bis hin zu neuen Therapiekonzepten Gegenstand wissenschaftlicher Arbeit. So befasst sich beispielsweise einer von zahlreichen Projektbereichen mit demWechselspiel von Hormonstörungen, Depressionen sowie Herz-Kreislauferkrankungen und Diabetes.
Welche konkreten Risiken ergeben sich langfristig aus einem Mangel an dem wichtigen Sexualhormon Testosteron? Verursacht seelischer Stress hormonelle Veränderungen oder umgekehrt? In wieweit sind Depressionen Auslöser für Herzinfarkte und schlechte Blutzuckerwerte? Etwa zehn Prozent aller Menschen leiden im Laufe ihres Lebens unter Depressionen; jedes fünfte Paar unter Unfruchtbarkeit. Ist das der Nährboden für weitere chronische Krankheitsbilder und ein zunehmendes gesellschaftliches Problem? „Gleichzeitig wirft die Individualisierte Medizin ethische Fragen auf, wenn wir mit Millionen an unterschiedlichen Informationen des Menschen arbeiten“, meint der Dekan. „Nicht zuletzt spielen natürlich Aspekte der technischen Verwertung und Nutzung der Daten sowie Kosten eine Rolle.“ Die Greifswalder Universität, die mit allen Fakultäten an dem ambitionierten Forschungsvorhaben beteiligt ist, hat es sich zur Aufgabe gemacht, auch öffentlich über die Potenziale und möglichen Grenzen einer neuen und visionären Medizinepoche aufzuklären. So sollen auf dem Berliner Hochschulabend erstmals eine für die Individualisierte Medizin erstellte Marke und ein Informationsfilm präsentiert werden.
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