Am sommerlichen Nacktbadestand im Süden tummeln sich viele nette Menschen. Zwei heilige Frauen habe ich hier gemalt. Ja, auch die Heiligen machen ab und zu Urlaub. Und wer ist die Dritte? Die kenne ich auch nicht. Die hat sich einfach dazugestellt.
Wie wissen wir eigentlich, ob eine Person, ein Ort oder eine Sache “heilig” ist? Die großen Religionen haben regelrechte Verfahren entwickelt, mit denen man die Heiligkeit eines Menschen ermitteln oder festlegen kann. Bei Naturreligionen ist es meist Tradition oder eine subjektive Verehrung.
Ein heiliger Ort wird mit großer Ehrfurcht betreten, er ist etwas ganz besonderes, ja verehrungswürdiges und mit der machtvollen göttlichen Sphäre in Verbindung stehendes. In diesem Sinne wirkt wohl die Eingangshalle einer Bank oder eines auserlesenen Hotels wirklich heilig. Oder was ist uns heute sonst noch heilig?
Das Wort heilig kommt von gotischen “hails” und hiess “ganz, völlig, vollständig, gesund”. Enthalten im englischen “whole” für ganz. Im religiösen wird das Wort beim Heiligen Geist, der Heilsarmee oder dem Heiland benutzt, während profan ein Gruß daraus geworden ist: Weidmanns Heil, Ski Heil oder Petri Heil – in dieser Tradition war auch die etwas absondeliche Benutzung im Dritten Reich.
Wir Menschen wollen auch irgendwie ganz sein oder ganz werden. Wenn jemand vorbildlich gelebt hat, dann glaubt man (meist erst nach dessen Ableben) er habe gewiss diese Ganzheit erreicht. Sehr fromme Menschen strengen sich oft sehr an, “heilig” zu leben. Oder dann zumindest heiliger als der Nachbar zu sein. Auch da wieder unser Wettkampf.
Da ist man heilfroh, dass das “Heilig-sein” unter andere Kategorien fällt: Es ist etwas, das man umso weniger ist, umso mehr man es sein will.
Bild ganz oben:
Heilige Frauen / 72cm x 50cm / Acryl und Sand / Filzmatte / 2011, Nr.11-012
Fotografie:
Saddhu in Bhaktapur (Nepal) im Gespräch
