Eigentlich war es abzusehen, was der Autor Christian Humberg heute auf seiner Internetseite bekannt gab: Mit der aktuellen Ausgabe stellt der Heel Verlag die Zeitschrift Space View ein und beendet damit die immerhin 15-Jährige Existenz dieser Publikation.
Wenngleich eine offizielle Begründung des Verlags noch aussteht, so darf man mit Sicherheit annehmen, dass zu geringe Verkaufszahlen das Schicksal der Space View besiegelt haben dürften. Als das Magazin 1996 an den Start ging, gab es vor allem zwei Gründe, die seine Existenz rechtfertigten. Zum einen herrschte seinerzeit gerade ein regelrechter Science-Fiction Boom, der dem Genre zahlreiche neue Fans bescherte. Zum anderen war es in der Welt vor dem Internet noch recht schwierig und auch kostspielig an Informationen über SF-Serien und Filme heranzukommen, denn man musste sich dazu aufwändig ausländische Bücher und Zeitschriften bestellen. Die Space View lief mit ihren Hintergrundartikeln und Episodenführern also offene Türen ein.
Der SF-Boom ist inzwischen längst Geschichte und das World Wide Web versorgt die Anhänger des Genres ohne Unterlass rund um die Uhr mit Informationen über die neuesten Entwicklungen. Was Aktualität angeht, so kann keine Zeitschrift mit dem Internet mithalten, vor allem dann nicht, wenn sie nur noch vierteljährlich erscheint, wie es zuletzt bei der Space View der Fall war. Als man die Zahl der Hefte vor einiger Zeit von sechs auf nur noch vier Ausgaben pro Jahr ausdünnte, zeichnete sich ab, dass man in Schwierigkeiten war, denn grundlos würde kein Verlag einen solchen Schritt vollziehen.
Es wäre aber viel zu einfach, das Aus der Space View einfach dem Internet in die Schuhe zu schieben. Den Erscheinungsrhythmus änderte man zwar, eine inhaltliche Neuausrichtung fand hingegen nicht statt. Immer noch gab es einen Bereich News, der seinem Namen aufgrund des Alters mancher Nachrichten nur noch spotten konnte, oder Spielkram in Form des heraustrennbaren Lexikon der Phantasik. Seinen Umfang von ca. 80 Seiten verdankte das Heft zuletzt nicht mehr ausführlichen Texten, sondern opulentem Bildmaterial, mit dem die Artikel künstlich aufgebläht wurden. Unnötig zu erwähnen, dass Fotos heutzutage enfalls kein richtiger Kaufanreiz mehr sind, da die Leser sie problemlos auch anderswo finden. Einen Unterschied hätte es vielleicht gemacht, wenn man auf exklusives Bildmaterial hätte zurückgreifen können, doch zumeist kamen in der Space View für Außenstehende ebenfalls leicht verfügbare Promofotos der produzierenden Studios zum Einsatz.
Bis zuletzt hat die Redaktion leider nicht realisiert, dass ein Heft bei unveränderter Aufmachung und Ausrichtung nicht allein deshalb beim Leser besser ankommt, weil es nun seltener erscheint. Genau das Gegenteil ist der Fall, denn in unserer schnelllebigen Welt sind drei Monate zwischen zwei Ausgaben schon eine ganze Menge Zeit und so mancher Leser hat die Space View sicherlich schon allein wegen ihres seltenen Auftauchens im Zeitschriftenregal aus dem Blick verloren. Um auch weiterhin überlebensfähig zu sein, hätte man auf ausführliche Berichte zu Themen setzen müssen, die nicht unbedingt der Tages- oder Monatsaktualität unterliegen. So wurde den Buchbesprechungen von Hermann Urbanek bis zuletzt nur wenig Raum zugestanden, ein Bereich, den man hätte problemlos stärken können. Auch Ausgaben, die sich nur einem oder zwei Themen widmen, dafür aber erschöpfend in ihrer ganzen Bandbreite, wären eine Möglichkeit gewesen, dem Leser einen Mehrwert zu bieten, den die digitale Konkurrenz so nicht zu bieten hat. Hier hätte sich die Redaktion mit ihrem Fachwissen einbringen und einen Unterschied machen können. Nichts davon wurde leider in Angriff genommen.
So ist die Space View am Ende nicht Opfer des Internets geworden, sondern an der mangelnden Flexibilität der Macher gescheitert.
Ruhe in Frieden, Space View.