Erst einmal: Frohes neues Jahr allen Lesern von FCB-Alaaf.de, ich hoffe ihr seid gut reingekommen und ich wünsche allen ein schönes Jahr 2011.
Wie fast alle Bayern-Fans mittlerweile mitbekommen haben dürfte, hat der FCB mit Luis Gustavo einen Hammer-Transfer gelandet. Einer der besten ZDM der Bundesliga kommt zu den Roten und wird dort perspektivisch van Bommel beerben. Da er allerdings auch LV und IV spielen kann, arbeitet van Gaal mit einem Transfer gleich an mehreren Fronten. Denn einen reinen LV zu bekommen, wird der FCB wohl niemals hinbekommen (ich sag nur die Absagen von Coentrao und Baines). Nicht falsch verstehen: Contento ist kein Schlechter. Aber eben auch noch kein Guter. Er müsste sich für ein, zwei Jahre ausleihen lassen, beispielsweise zu einem ambitionierten Zweitligisten oder einem Abstiegskandidaten der ersten Liga (oder in eine technisch ähnliche Liga wie die Eredivisie), um den letzten Schliff zu bekommen. Denn die Zeit dafür haben wir aktuell beim FCB nicht. Parallel dazu wird Alaba an Hoffenheim ausgeliehen bis zum Ende der Saison.
Nun wird das Ganze in manchen Medien so hingestellt, als ob es nur Gewinner aus diesem Deal gäbe. Wirklich? Werfen wir mal einen Blick darauf:
Aus der Perspektive der Spieler eine klare Win-Situation: Gustavo macht einen Riesenschritt in seiner Entwicklung und wird damit belohnt, für den erfolgreichsten Club Deutschlands spielen zu dürfen und vor allem mit einer klaren Spiel-Perspektive, denn ein Bankdrücker wird er wohl kaum sein bei den vielen Positionen, die er bekleiden kann. Auch Alaba verbessert sich, denn er wird in Hoffenheim Spielpraxis erhalten, die ihm auch laut van Gaal bei den Bayern aktuell fehlt. Und er geht mit der klarenPerspektive, dass der Holländer auf ihn baut. Van Gaal hat mehrmals betont, dass Alaba sein Mann der Zukunft im zentralen Mittelfeld sei. Letztlich gewinnen also beide Spieler bei dem Deal.
Dann zu den Vereinen. Bayern? Klare Gewinner des Deals. Top-Transfer rein, Spielperspektive für einen Nachwuchsstar raus. Perfekt. Hoffenheim? Finanziell ein Mega-Gewinn. Gustavo kam seinerzeit für gut eine Million aus Brasilien. Selbst wenn er seitdem nicht gerade schlecht verdient haben wird, bleiben von den kolportierten 15 Millionen Ablöse die Bayern zahlt wohl noch so einiges im Säckel übrig um Hopp endlich das zu bescheren, was er haben will: Eine finanziell positive Transferbilanz. Spielerisch? Nun, hier wird sich Hoffenheim erstmal verschlechtern. Alaba ist (noch) nicht so weit wie Gustavo und ferner geht er nach 6 Monaten ja auch wieder. Also eine reine Ausbildungs-Ausleihe. Spielerisch verschlechtert sich Hoffenheim dadurch. Also auf Seite der Kraichgauer keine durchgehende Win-Situation.
Aber es gibt noch weitere Verlierer, namentlich Rangnick und die Hoffenheimer Fans. Rangnick hatte in den Tagen vor dem Transfer mehrmals betont, dass er den Transfer absolut ablehne, da es eine Schwächung der Mannschaft und damit das falsche Signal bezüglich der anvisierten Ziele darstelle. Dass er dann nun den Hut nimmt, ist nur konsequent und verdient Respekt. Hopp war die finanziell positive Transferbilanz wohl wichtiger, seine sonstigen Worte à la „einem Spieler nicht den Weg verbauen und menschlich das Richtige tun“ hefte ich für mich unter dem üblichen Begleit-Blabla eines Transfers ab, die Nummer nehme ich ihm nicht ab, dafür ist er zu sehr Kaufmann gewesen Zeit seines Lebens.
Aber auch die Hoffenheimer Fans sind klare Verlieren, signalisiert ihnen Hopp doch, dass die Rolle als Ausbildungsverein durchaus zu Hoffenheim passen könnte. Nicht gerade eine Perspektive, die einen begeistert ins Stadion kommen lässt. Denn wenn um Willen einer positiven Transferbilanz die Besten jeweils gehen, wird Hoffenheim nie dauerhaft oben angreifen können. Oder eben nur für einen jeweils kurzen Zeitraum, dann werden die Besten wieder gehen und die neue Mannschaft braucht wieder ein, zwei Jahre bis sie wieder beisammen ist. Und dann geht das Spiel – bei Erfolg – wieder von vorne los. Ich würde nicht so weit gehen, es einen Schlag ins Gesicht der Hoffenheim-Fans zu nennen. Aber es ist nicht wirklich weit entfernt.
Aus meiner Sicht gibt es daher eigentlich vier klare Gewinner: der FC Bayern, Gustavo, Alaba und Hoffenheims Konto. Aber mit Rangnick, der Hoffenheimer Mannschaft und ihren Fans aber auch drei klare Verlierer. Welche Situation mir als Bayern-Fan an der Stelle wichtiger ist, dürfte sich von selbst erklären.
Eine kleine Notiz am Rande: Im Trainingslager des FCB hat van Gaal wohl verlautbaren lassen, dass einer weiterer Transfer – diesmal für die Offensive – kurz bevorstehen würde und van Bommel, dass sein Telefon angeschaltet bliebe für Wintertransferangebote. Mal schauen, was da noch kommt.