Alcoutim - ein kleiner Ort am Rio Guadiana im Hinterland der Ost-Algarve. Nah am Fluss liegt die Casa dos Condes, mit der - natürlich ebenfalls kleinen - Bibliothek. Und dort, im ersten Stock, hängen in schlichten Rahmen die Bilder eines großen Fotografen: Jean-Marc Godès. Der Franzose hat ein Lebensthema und eine Botschaft: das Buch. Seit mehr als zehn Jahren geht es ihm um Lesen, Schreiben, Bekämpfung des Analphabetismus und Förderung der Liebe zur Literatur. Dafür inszeniert und fotografiert er Bücher mitten im Leben. Weltweit. So wie unser Beitragsbild mit dem lesenden Schäfer.
Wladiwostok, Neu Delhi, Hong-Kong, Dublin, Helsinki, Barcelona, ... die Liste der Städte, in denen der Fotokünstler ausstellt, ist lang und beeindruckend. Mittendrin: Alcoutim. Nicht Lissabon, nicht Lagos. Nur die kleine Gemeinde im Hinterland hat aufgemerkt und reagiert, als Godès vor sechs Jahren anbot, eine Auswahl seiner Bilder für eine Ausstellung " Bücher im Leben" zu schicken und sie der Gemeinde zu schenken. Er wünsche sich einen durch seine Werke entstehenden sozialen und kulturellen Austausch.
Die Bilder sollten auch in Schulen, Altersheimen, Mediatheken gezeigt werden, wünschte Godès. Überall dort, wo Menschen zusammenkommen. Einzige Bedingung: Die Gemeinde musste für die Rahmung der Bilder aufkommen und den Fotokünstler für eine Woche beherbergen. Alle anderen Kosten würde er selbst tragen. Christina Ahrens, Bibliothekarin in Alcoutim, erinnert sich mit glänzenden Augen. „Ich konnte es erst gar nicht fassen. Ein so bedeutender internationaler Fotokünstler, und wir sollten für so kleines Geld seine Arbeiten bekommen. Natürlich haben wir Ja gesagt. Als einziger Ort in ganz Portugal. Ich kann es bis heute nicht begreifen."
„Für dieses Bild hat er eine zahme Ratte eingesetzt", erzählt Christina, die Godès persönlich kennt und auf ein Foto zeigt, das eine Katze und eine Ratte zeigt. „Über der Katze hing an einem Seil ein Käfig, der sofort heruntergelassen wurde, als das Foto entstanden war. Ist das nicht ein großartiges Bild?"
In diesem Jahr wird die Ausstellung in der Bibliothek zum zweiten Mal gezeigt. In der Zwischenzeit hingen die Bilder auch in Schulen und Altersheimen - mit großer Resonanz. Sie berühren und führen sofort zu Gesprächen. So wie Godès, Sohn eines Schriftstellers, es sich wünscht.