Autor: Leigh Bardugo
Titel: Grisha - Goldene Flammen
Englischer Originaltitel: Shadow & Bone. The Grisha, Book One
Erscheinungsjahr: 2012
Verlag: Carlsen
Seitenzahl: 351
Reihe: 1/3
Erster Satz: Die Diener nannten sie Malenchkij, Geisterchen, denn sie waren die Kleinsten und Jüngsten und sie suchten das Haus des Herzogs heim wie kichernde Phantome, flitzten durch die Zimmer, versteckten sich in Schränken, um zu horchen, stahlen sich die letzten Pfirsiche des Sommers aus der Küche.
Inhalt:Alina und Maljen sind Waisenkinder, denn ihre Eltern sind im Krieg ums Leben bekommen. Sie wuchsen mit anderen Kindern im Haus des Herzogs auf und geben sich in dieser schwierigen Zeit gegenseitig Halt.Auch Jahre später, als der attraktive Maljen der beste Fährtenleser des Landes und Alina eine mittelmäßig begabte und wenig hübsche Kartografin in der ersten Armee des Zaren ist, besteht die starke Freundschaft der beiden noch. Doch was Maljen nicht ahnt: Alina ist unsterblich in ihn verliebt.Als sie ihm dann bei der gefährlichen Durchquerung der Schattenflur das Leben rettet und dabei ungeahnte Mächte entblößt, rückt sie in die Aufmerksamkeit des mächtigsten Grischa, der von allen nur der Dunkle genannt wird. Alina ist sofort von seiner Andersartigkeit gefangen genommen, doch warum wird sie immer wieder vor seinem Einfluss gewarnt?Meine Meinung:
Grisha - Goldene Flammen ist der erste Band einer Trilogie und der Debütroman der Autorin Leigh Bardugo. Die Innengestaltung und das Cover der deutschen Ausgabe sind wirklich wunderschön. Wenn man das Buch aufschlägt, sieht man zuerst eine beeindruckende Karte der Welt in der Alina und Maljen leben. Das Land Rawka ist geteilt von der Schattenflur, die ehemals von einem Vorfahren des Dunklen geschaffen wurde und nun von den Volkra, furchterregenden Geschöpfen der Dunkelheit, bevölkert werden, die nur darauf warten, die Durchreisen anzugreifen und zu fressen.
Als Maljen in der Schattenflur von einem der Volkra angegriffen wird, riskiert Alina ihr Leben um ihn zu retten. Dabei wird sie von ihren Gefühlen überwältigt und ein gleißendes Licht bricht aus ihr heraus, dass die Volkra in die Flucht schlägt.
Von dem Moment an steht Alina im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit eines ganzen Landes und wird als die langerwartete Sonnenkriegerin, die als einzige die Schattenflur vernichten kann,gefeiert. Doch Alina fühlt sich unwohl in ihrer neuen Rolle, denn sie kann ihre Kräfte nicht gezielt alleine heraufbeschwören. Auch sonst ist Alina zunächst nicht, wie man sich die typische Romanheldin vorstellt. Sie ist klein und schmächtig und im Gegensatz zu den anderen Grischa auch eher hässlich. Doch genau das macht sie so liebenswert und sympathisch. Zum einen ist Alina eben nicht perfekt doch zum anderen macht sie dies durch ihr emotionales und kluges Wesen wieder wett. Ich konnte mich mit ihr als Protagonisten sehr schnell identifizieren und auch mit ihr mitfühlen. Deshalb ist sie mir beim Lesen des Buches auch ans Herz gewachsen und ich habe immer auf eine Wende in ihrem ärmlichen Leben gehofft.
Etwa in der Mitte des Buches gibt es dann auch eben diesen Wendepunkt, an dem sich die komplette Handlung umkehrt. So wird das Lesen auf keinen Fall langweilig. Auch wenn es einige Dinge gab, die schon vorher zu erahnen waren, wurde ich beim Lesen dennoch immer wieder überrascht. Das positive an diesem Buch sind einfach die vielen Entwicklungen und der schmale Grad zwischen Gut und Böse, mit dem die Autorin sehr stark spielt.
Am Anfang war ich durch die neue Welt mit den vielen neuen Geschöpfen ein wenig überfordert. Da ich in letzter Zeit selten Fantasy lese, habe ich mit den Gedanken gespielt, dass Buch als Lesefehler beiseite zu legen. Mit fortlaufen der Handlung bin ich jedoch froh, dass ich das nicht gemacht habe. Ganz genau kann ich auch nicht sagen warum, aber irgendein Zauber ging von der Geschichte aus, der mich immer mehr fesselte.Grischa - Goldene Flammen ist ein Buch, das voller verschiedenster Emotionen steckt, die oft sehr widersprüchlich sind. Angefangen mit der Freundschaft zwischen Maljen und Alina, die zwar unglaublich intensiv ist, aber aus einer tiefen Trauer und Heimatlosigkeit entstanden ist, die die beiden als Kinder durch den Verlust ihrer Eltern erfahren mussten. Deshalb versteht man auch warum Alina immer wieder bereit ist, Maljens Wohlergehen über ihr eigenes zu stellen, obwohl dieser es nach außen hin gar nicht nötig zu haben scheint. Daraus entsteht dann im Laufe des Buches die innere Zerrissenheit Alinas und ihre plötzliche Zuneigung zu dem Dunklen, der ihr Augenscheinlich endlich die Aufmerksamkeit gibt, die sie durch Maljen lange vermisst hat.
Besonders gut gefallen hat mir, dass das Geistermotiv vom Anfang des ersten Kapitels im letzten wieder aufgegriffen wird. Es ist irgendwie ein Zeichen für die Freundschaft von Alina und Maljen geworden, doch man merkt auch, dass vieles sich verändert hat. Ich freue mich wirklich sehr auf den zweiten Teil.
Fazit:
Alle anfängliche Skepsis ist beim Lesen des Buches verflogen. Irgendwie passt hier alles zusammen. Der Schreibstil der Autorin ist sehr angenehm und stellenweise auch ein wenig künstlerisch. Das fügt sich meiner Meinung nach sehr gut in die Geschichte ein.
Doch trotz aller Euphorie am Ende muss ich sagen, dass ich anfangs echt Schwierigkeiten hatte, mich in der Geschichte zurecht zu finden. Deswegen vergebe ich mit einem klitzekleinen Abzug 4 Herzen.
♥♥♥♥♥